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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Paare von La Guardia nach Juarez, war es ein Dienstleistungsbetrieb für die gedankenlose Braunsche Bewegung in der Bevölkerung; ein Großteil seines Geschäfts bestand darin, die nach einer Scheidung übriggebliebenen Güter einzulagern. Seine Einheiten waren mit Couchgarnituren vollgestapelt, mit Frühstücksensembles, verfleckten Matratzen, Spielzeug und den Fotografien von Dingen, die nutzlos geworden waren. Unter den Beamten des Bezirkssheriffs von Baltimore County herrschte die weitverbreitete Ansicht, daß Split City au-
    ßerdem Güter und wertvolle Entschädigungen der Konkursge-richte verbarg.
    Es ähnelte einer militärischen Anlage: gut Zwölftausend Qua-dratmeter langer Gebäude, von Brandmauern in Einheiten von der Größe einer großzügig angelegten Garage unterteilt und jede Einheit mit einer Rolltür versehen. Die Gebühren waren annehm-bar, und ein Teil des Hab und Guts war schon seit Jahren hier. Die Sicherheitsvorkehrungen waren gut. Der Ort war von einer dop-pelten Reihe hohen Sicherheitszauns umgeben, und zwischen den Zäunen patrouillierten vierundzwanzig Stunden am Tag Männer mit ihren Hunden.
    Eine fünfzehn Zentimeter hohe Schicht aus durchweichten Blättern, mit Papierbechern und anderem Abfall vermischt, hatte sich gegen den unteren Teil der Tür von Raspails Lagereinheit, Nummer 31, aufgehäuft. Ein schweres Vorhängeschloß verschloß jede Seite der Tür. Der Türspalt auf der linken Seite war außerdem mit einem Siegel versehen. Everett Yow beugte sich steif über das Siegel. Starling hielt den Regenschirm und eine Taschenlampe in der frühen Dunkelheit.
    »Es ist anscheinend nicht geöffnet worden, seit ich vor fünf Jahren hier war«, sagte er. »Sie sehen den Abdruck meines Notarsie -
    gels hier in dem Plastik. Ich hatte damals keine Ahnung, daß die Verwandten derart streitsüchtig sein und die Testamentseröffnung über so viele Jahre hinausziehen würden.«
    Yow hielt die Taschenlampe und den Regenschirm, während Starling eine Aufnahme von dem Schloß und dem Siegel machte.
    »Mr. Raspail hatte ein Studio mit Büro in der City, das ich auf-gab, damit der Besitzer keine Miete zahlen mußte«, sagte er. »Ich hatte die Einrichtung hierher bringen und mit Raspails Wagen und anderen Dingen, die bereits hier waren, einlagern lassen. Wir brachten ein Klavier her, Bücher und Noten und ein Bett, glaube ich.«
    Yow probierte einen Schlüssel. »Die Schlösser sind unter Um-ständen eingefroren. Zumindest dies hier ist äußerst unnachgie -
    big. «Es bereitete ihm Schwierigkeiten, sich gleichzeitig vorzubeugen und zu atmen. Als er in die Hocke zu gehen versuchte, knarr-ten seine Knie.
    Starling war froh, als sie sah, daß die Vorhängeschlösser schwere amerikanische Standardchromschlösser waren. Sie sahen furchteinflößend aus, doch sie wußte, daß sie die Messingzy-linder mühelos mit einem Metallblechschraubenzieher und einem Splitthammer herauslösen konnte - als sie klein war, hatte ihr Vater ihr gezeigt, wie Einbrecher das tun. Das Problem würde darin liegen, Hammer und Schraubenzieher aufzutreiben; ihr kam noch nicht einmal der ständige Plunder in ihrem Pinto zugute.
    Sie durchsuchte ihre Handtasche und fand das Enteisungs-spray, das sie für die Türschlösser ihres Pintos verwendete.
    »Möchten Sie sich kurz in Ihrem Wagen ausruhen, Mr. Yow?
    Warum wärmen Sie sich nicht ein paar Minuten auf, und ich versuch' mich mal hier dran. Nehmen Sie den Schirm, es nieselt jetzt nur noch.«
    Starling fuhr den FBI-Plymouth dicht an die Tür, um sich seiner Scheinwerfer zu bedienen. Sie zog den Ölmeßstab aus dem Wa- gen, ließ Öl in die Schlüssellöcher der Vorhängeschlösser tropfen und sprühte dann das Enteisungsmittel hinein, um das Öl zu verdünnen. Mr. Yow lächelte und nickte von seinem Wagen her.
    Starling war froh, daß Yow ein intelligenter Mann war; sie konnte ihre Arbeit verrichten, ohne ihn zu befremden.
    Es war nun völlig dunkel. In dem grellen Leuchten der Scheinwerfer des Plymouth fühlte sie sich bloßgestellt, und der Keilrie -
    men quietschte ihr im Ohr, als der Wagen im Leerlauf lief. Sie hatte das Fahrzeug bei laufendem Motor abgeschlossen. Mr. Yow schien harmlos zu sein, doch sie sah keinen Grund, das Risiko einzugehen, gegen die Tür gequetscht zu werden.
    Das Vorhängeschloß hüpfte wie ein Frosch in ihrer Hand und lag dann dort offen, schwer und fettig. Das andere Schloß war nach dem Einweichen einfacher zu öffnen.
    Die Tür dagegen wollte nicht

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