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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Einsiedlerspinne zu ängstigen, und sie würde nicht in voller Sicht bauen, sagte Starling sich. Die übrigen beißen nicht sonderlich.
    Es gab etwas Platz neben dem hinteren Kotflügel. Sie wand sich so lange, bis sie unter dem Wagen hervor und mit dem Gesicht dicht neben dem breiten Weißwandreifen war. Trockenfäule hatte sich über ihn ausgebreitet. Sie konnte die Wörter GOODYEAR
    DOUBLE EAGLE auf ihm lesen. Auf ihren Kopf achtend stand sie in dem engen Raum auf, die Hand vor dem Gesicht, um die Spin-nennetze zu zerreißen. Fühlte es sich so an, wenn man einen Schleier trug?
    Von draußen Mr. Yows Stimme. »Okay, Miss Starling?«
    »Okay«, sagte sie. Beim Klang ihrer Stimme vernahm man leises Trippeln, und im Innern eines Klaviers kletterte etwas über ein paar hohe Töne. Das Scheinwerferlicht von draußen erhellte ihre Beine bis zur Wade.
    »Sie haben also das Klavier gefunden, Officer Starling«, rief Mr.
    Yow.
    »Das war nicht ich.«
    »Oh.«
    Der Wagen war groß, hoch und lang. Eine 1938er Packard Li- mousine laut Yows Verzeichnis. Sie war mit einer Brücke bedeckt, die Plüschseite nach unten. Sie ließ das Licht ihrer Taschenlampe darüberspielen.
    »Haben Sie den Wagen mit dieser Brücke bedeckt, Mr. Yow?«
    »Ich habe ihn so gefunden und ihn nie aufgedeckt«, rief Mr.
    Yow unter der Tür durch. »Ich kann mich nicht mit einem staubigen Teppich abgeben. Raspail hatte das so gemacht. Ich habe mich nur vergewissert, daß der Wagen da war. Meine Packer stellten das Klavier an die Wand, deckten es zu, stapelten weitere Kartons neben dem Wagen und gingen wieder. Ich habe ihnen Stunden-lohn gezahlt. Die Kartons enthalten in der Hauptsache Noten und Bücher.«
    Die Brücke war dick und schwer, und als sie daran zog, wirbelte im Strahl ihrer Taschenlampe Staub auf. Sie nieste zweimal. Auf den Zehenspitzen stehend konnte sie die Brücke zur Mittellinie des hohen alten Wagens hin falten. An den Rückfenstern waren die Vorhänge zugezogen. Der Türgriff war mit Staub bedeckt. Sie mußte sich über Kartons nach vorn lehnen, um ihn zu erreichen.
    Nur das Ende des Griffs berührend versuchte sie, ihn nach unten zu drehen. Abgeschlossen. In der Hintertür war kein Schlüsselloch. Sie würde eine Menge Kartons beiseite räumen müssen, um an die Vordertür zu gelangen, und es gab verdammt wenig Platz, um die Kartons woanders hinzustellen. Zwischen dem Vorhang und der Strebe des Rückfensters konnte sie einen kleinen Spalt erkennen.
    Starling le hnte sich über die Kartons, um das Auge dicht an die Scheibe zu halten, und leuchtete mit ihrer Lampe durch den Spalt.
    Sie konnte nur ihr Spiegelbild sehen, bis sie die Hand über den Lichtkegel wölbte. Ein durch das staubige Glas gebrochener Lichtsplitter bewegte sich über den Sitz. Auf dem Sitz lag ein ge-
    öffnetes Album. In dem schlechten Licht waren die Farben schwach, doch sie konnte die auf die Seiten geklebten Valentins-Bilder erkennen. Alte Karten aus Spitze, wie Flaum auf der Seite.
    »Vielen Dank, Dr. Lecter.« Beim Sprechen wirbelte ihr Atem den feinen Staub auf der Leiste des Fensters auf und beschlug das Glas. Sie wollte es nicht abwischen und mußte daher warten, bis es sich klärte. Das Licht bewegte sich weiter über eine auf dem Boden des Wagens zerknüllte Schoßdecke und auf das staubig flim- mernde Paar lacklederner Männerabendschuhe. Über den Schuhen waren schwarze Socken und über den Socken Smokinghosen mit Beinen darin.
    SeitfünfJahrenistniemanddurchdieseTürgekommen - sachte, sachte
    ,keine Panik, Baby.
    »Oh, Mr. Yow. Hören Sie, Mr. Yow?«
    »Ja, Officer Starling?«
    »Mr. Yow, sieht so aus, als säße da jemand in diesem Wagen.«
    »O du meine Güte. Vielleicht kommen Sie lieber heraus, Miß Starling.«
    »Noch nicht gleich, Mr. Yow. Wenn Sie nur bitte da warten würden.«
    Jetzt ist vor allem Denken wichtig. Das Hier und Jetzt ist wichtiger als der ganze Mist, den du deinem Kissen für den Rest deines Lebens erzählst. Saug's auf und mach dies richtig. Ich will kein Beweismaterial vernichten.
    Ich will aber etwas Hilfe. Am allermeisten will ich keinen blinden Alarm schlagen. Wenn ich das Baltimorer Büro und die Bullen umsonst hier herauslotse, bin ich erledigt. Ich sehe was, das wie Beine aussieht. Mr. Yow hätte mich nicht hergebracht, wenn er gewußt hätte, daß 'ne Leiche im Wagen sitzt. Sie brachte es fertig, über sich zu lächeln. ›'ne Leiche‹, o wie tapfer. Seit Yows letztem Besuch ist keiner hier gewesen. Alles klar, das

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