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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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mit ihr hinaus. »Ich habe nichts als Achtung vor Jack Crawford«, sagte er. »Bitte sagen Sie ihm, wie leid es uns allen tut wegen... Bellas Problem, das alles. Nun wollen wir wieder zur Schule und an die Arbeit gehen, einverstanden?«
    »Auf Wiedersehen, Mr. Krendler.«
    Dann war sie allein auf dem Parkplatz, mit dem unsteten Ge-fühl, daß sie überhaupt nichts in dieser Welt verstand.
    Sie sah einer Taube zu, die unter den Wohnmobilen und Booten herumlief. Sie pickte eine Erdnußhülse auf und ließ sie wieder fallen. Der feuchte Wind zauste ihre Federn.
    Starling wünschte, sie könnte mit Crawford reden. Verschwendung und Dummheit bringen Ihnen nur das Schlechteste ein, genau das hatte er gesagt. Nutzen Sie diese Zeit, und sie wird Sie besänftigen. Dies ist der härteste Test - sich durch Wut und Frustration nicht vom Denken abhalten zu lassen. Es ist der Kern dessen, ob Sie befehlen können oder nicht.
    Sie scherte sich einen Dreck ums Befehlen. Sie stellte fest, daß sie sich keinen Deut oder, was das anbelangte, einen Scheiß darum kümmerte, Special Agent Starling zu sein. Nicht, wenn man es auf diese Art und Weise spielte.
    Sie dachte an das arme, dicke, traurige, tote Mädchen, das sie auf dem Tisch in der Leichenhalle in Potter, West Virginia, gesehen hatte. Hatte seine Nägel mit Glitzerlack bemalt, genau wie diese gottverdammten Redneck-Wasserskiboote.
    Wie hieß sie? Kimberly.
    Verflucht, wenn diese Arschlöcher mich weinen sehen.
    Guter Gott, jeder hieß Kimberly, vier in ihrer Klasse. Drei Typen namens Scan. Kimberly mit ihrem Seifenopernamen hatte versucht, sich herzurichten, hatte sich all diese Löcher in die Ohren gestochen und versucht, hübsch auszusehen, sich zu schmücken.
    Und Buffalo Bill warf einen Blick auf ihre traurigen flachen Titten und steckte ihr die Mündung einer Pistole dazwischen und blies ihr einen Seestern in die Brust.
    Kimberly, ihre traurige, dicke Schwester, die sich die Beine mit Wachs enthaarte. Kein Wunder - ihrem Gesicht, ihren Armen und Beinen nach zu urteilen, war ihre Haut ihre Attraktion. Kimberly, bist du irgendwo ärgerlich? Keine Senatorinnen, die nach ihr Ausschau hielten. Keine Jets, um Irre darin zu transportieren. Irre war ein Wort, das sie nicht gebrauchen sollte, 'ne Menge, was sie nicht tun sollte. Irre.
    Starling sah auf ihre Uhr. Ihr blieben eineinhalb Stunden vor Abflug ihrer Maschine, und da gab es eine kleine Sache, die sie tun konnte. Sie wollte Dr. Lecter ins Gesicht schauen, wenn er ›Billy Rubin‹ sagte. Wenn sie es ertragen konnte, lang genug dem Blick dieser sonderbaren kastanienbraunen Augen standzuhalten, wenn sie dort tief hineinblickte, wo das Dunkel die Funken auf-saugt, würde sie vielleicht etwas Nützliches sehen. Sie glaubte, daß sie vielleicht Schadenfreude sehen würde.
    Gott sei Dank habe ich noch den Ausweis.
    Mit rauchenden Reifen, der Gummi färbte nur so schwarz ab, raste sie vom Parkplatz.

    Jame Gumb (Ted Levine), auch Buffalo Bill genannt

    Dr. Lecter (Anthony Hopkins) ist bereit, zur Aufklärung der Mordfälle beizutragen.
    Clarice (Jodie Foster) besucht Lecter im improvisierten Gefängnis in Memphis

35. Kapitel
    Eiligst fuhr Clarice Starling durch den gefährlichen Verkehr von Memphis. Zwei Zornestränen trockneten auf ihren Wangen. Sie fühlte sich nun seltsam leicht und frei. Eine unnatürliche Klarheit in ihren Gedanken warnte sie davor, daß sie zum Kämpfen neigte, und ließ sie vorsichtig sein.
    Auf ihrem Weg vom Flughafen war sie schon einmal an dem alten Gerichtsgebäude vorbeigekommen, und sie fand es ohne Schwierigkeiten wieder.
    Die Behörden von Tennessee gingen mit Hannibal Lecter kein Risiko ein. Sie waren fest entschlossen, ihn sicher zu verwahren, ohne ihn den Gefahren des Stadtgefängnisses auszusetzen.
    Die Lösung dieses Problems fand sich im ehemaligen Gerichts-und Gefängnisgebäude, einem massiven Granitbauwerk in goti-schem Stil aus der Zeit, als es noch kostenlose Arbeitskräfte gab.
    Nun diente es der Stadtverwaltung als Bürogebäude, dessen Re-novierung in dieser wohlhabenden, geschichtsbewußten Stadt überzogen wirkte.
    Heute glich es einer von Polizisten umzingelten mittelalterli-chen Festung.
    Der Parkplatz war von Wagen der verschiedenen Sicherheitsbe-hörden überfüllt - Highway Patrol, die Abteilung des Sheriffs aus Shelby County, das Tennessee Bureau of Investigation und die Gefängnisbehörde. Starling mußte einen Wachposten passieren, bevor sie ihren Mietwagen überhaupt parken

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