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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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getroffen«, sagte Jamie zu ihr. »Der Rest kommt mit der Zeit.«
    »Wann? «
    »Sie sind einfach zu ungeduldig. Sie können wohl kaum erwarten, dass nach nur einem Tag Training jeder Schuss sofort ins Schwarze trifft.« Er trat vor und rückte die Scheibe auf dem Zaun zurecht. »Sie haben einen guten Blick und eine ruhige Hand. Nutzen Sie sie. Konzentrieren Sie sich.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich konzentriere mich.«
    Er grinste. »Dann konzentrieren Sie sich weniger. Vielleicht wollen Sie es einfach zu sehr.«
    Das war möglich. Sie wollte es mehr als alles andere. Ihr Griff um den Damencolt, den Jamie ihr gegeben hatte, verstärkte sich.
    »Man sollte meinen, dass ich es allmählich begriffen hätte.«
    »Nicht jeder ist der geborene Schütze, und ein Mann ist ein größeres Ziel als das Schwarze einer Scheibe. Wenn Sie lernen, aus jeder Position schnell auf die Scheibe zu zielen, reicht das vollkommen aus.«
    »Ich will nicht mittelmäßig sein, sondern gut.«
    »Wohl eher perfekt.«
    Lächelnd nickte sie. »Ja, perfekt.«
    »Und Sie werden trainieren, bis Sie es sind.« Er seufzte. »Gott bewahre mich vor den Besessenen.« Er nahm ihr die Waffe ab.
    »Kommen Sie. Wir machen eine Pause und trinken einen Kaffee.«
    »Ich bin noch nicht müde.«
    »Aber ich.« Er nahm ihren Arm und führte sie entschlossen über den Hof. »Die frische Luft hier ist eindeutig zu viel für mich.
    Kein Wunder, dass der liebe Gott die Pubs erfunden hat.«
    »Ich dachte, das hätte der Mensch getan.«
    »Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Nein, ich bin sicher, dass Gott die Pubs geschaffen hat.« Er winkte in Richtung der Ebene und der Berge im Hintergrund. »Nachdem er diese Wildnis verlassen hat.«
    »Wenn Sie Ihren Pub so vermissen, warum sind Sie dann immer noch hier? «
    »Weil Nick mich gerufen hat.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Und ich bin selbst ein Besessener. Terence war ein sehr guter Freund von mir.«
    »Terence O'Malley? «
    »Nick hat Ihnen von ihm erzählt? «
    »Er hat mir erzählt, dass Gardeaux ihn getötet hat. Waren die beiden ebenfalls befreundet? «
    »Terence war fast so etwas wie ein Vater für Nick. Er hat ihn aus der Gosse geholt. Nick war ein ungebildeter kleiner Wilder, der ständig ums Überleben kämpfte, aber Terence mochte ihn.
    Er nahm ihn zu sich, päppelte ihn auf und unterrichtete ihn. Was nicht allzu schwierig war. Nick war wissbegierig. Er wollte alles lernen, was man ihm bot. Innerhalb kürzester Zeit hatte er Terence überholt, ging los und nahm sich mehr. Er machte Karriere und zog Terence dabei mit.« Er nickte. »Ebenso wie meine bescheidene Wenigkeit.«
    »Und was für eine Karriere hat er gemacht? «
    »Aus der Gosse heraus, und zwar auf die einzig mögliche Art.«
    »Durch kriminelle Handlungen? «
    »Etwas anderes kannten wir nicht. Terence und ich waren kleine Fische, wir haben ein bisschen Schmuggel betrieben und hier und da mal was geklaut, aber Nick... Ah, Nick war ein echter Künstler. Er wusste immer, was er wollte und wie er es bekam.«
    »Und was wollte er.«
    »Raus. Mit genug Geld, um sicher zu sein, dass er nie wieder dort landen würde, wo er hergekommen war.«
    »Was ihm offenbar gelungen ist.«
    Jamie nickte. »Und zugleich versuchte er, uns dasselbe zu ermöglichen. Ich nahm, was er mir gab, und eröffnete meinen Pub, aber Terence war nicht der Typ, der sich ruhig irgendwo niederließ. Er war einfach zu lange dabei gewesen. Er mochte die Aufregung, die ihm sein Leben bot. Als Nick die Ranch kaufte, hat sich Terence wieder auf die Socken gemacht.«
    »Und? «
    »Dabei trat er Gardeaux auf die Füße.« Er presste die Lippen zusammen. »Er kam erst zu Nick zurück, als er bereits im  Sterben lag.«
    »Was war passiert? «
    »Gardeaux ha tte an ihm ein Exempel statuiert.« Er öffnete die Haustür und trat zurück. »Er hatte die Degenspitze seines Fechters mit einer winzigen Menge einer Colona -Kultur präpariert, was in siebenundneunzig Prozent aller Fälle tödlich ist, und zwar auf eine unvorstellbar grausame Art. Und Nick stand da und musste hilflos mit ansehen, wie Terence starb.«
    »Colona? Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Es kommt vom Amazonas. Seit sie angefangen haben, den Regenwald abzuholzen, sind dort alle möglichen neuen Krankheiten aufgetaucht. Das Zeug wird nur durch Blut übertragen, so dass es nicht ansteckend ist, aber wenn man es einmal hat, dann treten ganz ähnliche Symptome wie beim Ebola-Virus auf.«
    Sie erschauderte. Sie hatte

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