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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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aus jedem hässlichen Entlein ginge eines Tages ein wunderschöner Schwan hervor.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und dann habe ich herausgefunden, dass es doch nicht immer so ist.«
    »Aus Ihnen ist ja wohl ein prächtiger Schwan geworden.«
    »Das war ein Wunder. Joels Wunder. Aber inzwischen denke ich, dass vielleicht doch jedes hässliche Entlein die Möglichkeit zur Verwandlung hat. Denn der Schwan steckt zum Teil in einem selbst. Wenn man herausfindet, wer man ist, und seinen inneren Frieden findet, ist das vielleicht ebenfalls als eine Art Wunder anzusehen. Vielleicht brauchen wir nur zu reifen und unsere Selbstzweifel abzulegen, damit alles passt. Vielleicht sind wir...« Sie unterbrach sich und verzog das Gesicht. »Mein Gott, wie tiefschürfend das alles klingt. Warum lachen Sie nicht über mich? «
    »Weil ich froh bin, wenn Sie mal mit etwas anderem als Medas beschäftigt sind. Also ist Peter jetzt ein vollendeter Schwan? «
    »Jetzt machen Sie sich doch lustig über mich.« Als er nichts erwiderte, sagte sie: »Vielleicht noch nicht vollendet, aber er hat einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht.«
    »Er hat sich also in Jean das richtige Vorbild gesucht und läuft ihm nun im Gänsemarsch hinterher? « Er hob abwehrend die Hand. »Tut mir leid, ich konnte der Versuchung nicht widerstehen. All diese Vogelvergleiche verwirren mich. Aber wahrscheinlich haben Sie sogar recht. Sie meinen also, Joel hätte in mehr als einer Beziehung einen Schwan aus Ihnen gemacht? «
    Sie schüttelte den Kopf. »O nein. Meine Verwandlung ist noch nicht vollendet. Ich bin immer noch... zweigeteilt. Aber ich denke, Sie wissen, wer Sie sind. Genau wie Tania.« Sie sah ihn an und merkte, dass er sie mit verwirrend intensiven Blicken  maß. Eilig wandte sie sich wieder ab. »Tania ist vielleicht ein Schwan, aber bei Ihnen bin ich mir sicher, dass Sie kein Schwan, sondern ein Falke sind.«
    »Wahrscheinlich.« Sein Ton war ge istesabwesend, und sie  spürte, dass er sie immer noch einer intensiven Musterung unterzog.
    Sie erschauderte, als ein eisiger Windhauch den warmen Kokon des Feuers durchbrach.
    »Knöpfen Sie Ihre Jacke zu«, sagte er.
    Sie rührte sich nicht.
    »Knöpfen Sie sie zu«, wiederholte er. »Hier in den Hügeln wird es abends ziemlich kalt.«
    Sie dachte daran, seinen Befehl zu ignorieren, aber durch eine derartige Trotzreaktion schnitte sie sich nur ins eigene Fleisch.
    Sie knöpfte ihre Jacke zu. »Sie brauchen mir nicht zu sagen, was das Beste für mich ist. Ich komme schon geraume Zeit alleine zurecht.«
    »Aber nicht allzu gut«, stellte er mit barscher Stimme fest. »Sie haben sich immer zum Fußabtreter degradieren lassen. Sie haben ein Studium abgebrochen, das Ihnen wichtig war, Sie haben sich von Ihren Eltern zu einer Ehe mit einem Mann zwingen lassen, dem Sie vollkommen egal waren und dann...«
    »Sie irren sich.« Seine plötzliche Härte brachte sie aus dem Gleichgewicht. »Richard hat mich gern gehabt. Ich habe ihn betrogen und nicht umgekehrt.«
    »Das glaube ich nicht. Aber offenbar gelingt es ihm immer noch, Sie zu manipulieren, obwohl...«
    »Richard ist tot. Hören Sie auf, schlecht über ihn zu reden.«
    »Den Teufel werde ich tun.« Er drehte den Kopf und sah sie an.
    »Warum geben Sie nicht endlich zu, dass Sie von dem Schweinehund ausgenutzt worden sind? Er hatte eine süße, wohlerzogene, kleine Frau, die er unterdrücken konnte, wie es  ihm gefiel, eine Frau, die sich ihm nie widersetzte, weil sie voll der Dankbarkeit für ihn war, weil er sich dazu herabgelassen hatte...«
    »Halten Sie den Mund.« Sie atmete tief ein. »Weshalb interessiert Sie das überhaupt? «
    »Es interessiert mich, weil ich Sie mag. Weil ich mit Ihnen schlafen will, verdammt.«
    Vor Überraschung blieb ihr der Mund offen stehen. »Was? «
    »Sie haben mich genau verstanden.« Seine Worte trafen sie wie ein Schlag. »Oder sollte ich vielleicht eine bodenständigere Bezeichnung dafür verwenden? Wollen Sie es auf chinesisch hören? Oder auf griechisch vielleicht? «
    »Ich will es überhaupt nicht hören«, stellte sie mit zittriger Stimme fest.
    »Ich weiß. Aber schließlich habe ich nicht gesagt, dass ich versuchen werde, Sie gewaltsam in mein Bett zu zerren. Ich weiß, dass Sie noch nicht bereit sind für ein solches Experiment.«
    »Warum fangen Sie dann überhaupt mit diesem Thema an? «
    »Weil ich es will«, sagte er. »Und weil ich es leid bin, gegen diesen Wunsch anzukämpfen. Und weil es

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