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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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dann?
    Wahrscheinlich nicht. Sie wirkte niemals vollkommen ausgeruht, als balanciere sie beständig am Rande des Zusammenbruchs.
    Doch ihre Erschöpfung nahm ihr nichts von ihrer Ausdauer oder ihrer Entschlossenheit, wenn es um das Training ging. Egal, wie oft er ihr wehtat, es war ihr nie genug. Unter ihrer schönen, zerbrechlichen Oberfläche verbarg sie eine eiserne Willenskraft und einen unbezwingbaren Mut. Wenn sie einen Fehler machte, lernte sie daraus. Egal, wie müde oder wie zerschunden sie war, sie hielt es aus.
    Sie ertrug seine Härte, seine Brutalität, seine Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Schmerz.
    Er wünschte, sie ginge wieder ins Bett.
    Am Dienstag hatte sie es endlich geschafft. Die Stürze taten nicht länger weh, sie rollte sich ab und sprang auf die Füße, bereit, sich zu verteidigen.
    »Himmel, ich glaube, Sie haben es kapiert«, sagte Tanek. »Noch mal.«
    Er schleuderte sie hart auf den Boden, und sie war wieder auf den Beinen, nur wenige Sekunden, nachdem sie auf der Matte aufgekommen war.
    »Gut. Jetzt können wir anfangen. Morgen gibt es die erste Lektion in Angriff und Verteidigung.«
    Ihr Gesicht wurde von einem strahlenden Lächeln erhellt.
    »Wirklich? «
    »Es sei denn, es wäre Ihnen lieber, weiter von mir im Fitnessraum herumgeworfen zu werden.«
    »Ich schätze, das passiert mir sowieso«, war ihre trockene  Erwiderung.
    »Aber jetzt können Sie sich auf das, was ich Ihnen zeige, konzentrieren, ohne Angst zu haben, dass Ihnen beim Sturz etwas passiert.« Er warf ihr ein Handtuch zu und beobachtete, wie sie sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte. »Sie waren sehr gut.«
    Dies war das erste Lob aus seinem Mund, und warme Freude breitete sich in ihr aus. »Ich war langsam. Ich dachte schon, ich lerne es nie.«
    »Sie waren schneller als ich.« Er fuhr sich ebenfalls mit einem Handtuch über Gesicht und Hals. »Ich war erst vierzehn und hatte einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb. Ich habe mich den Stürzen, so gut es ging, widersetzt, und in dem Lagerschuppen, in dem Terence mich unterrichtet hat, gab es keine Matten. Ich hätte mir x-mal fast das Genick gebrochen, bis ich endlich soweit war.«
    »Terence? «
    »Terence O'Malley.«
    Sie meinte beinahe zu sehen, wie er sich abermals vor ihr verschloss. »Und wer war Terence O'Malley? «
    »Ein Freund.«
    Seine Stimme war abweisend, aber dieses Mal ignorierte sie seinen Ton. Er wusste alles über sie, und es war an der Zeit, dass sie endlich etwas über ihn erfuhr. »Der Freund, den Gardeaux getötet hat? «
    »Ja.« Er sah sie an. »Sie haben eine Belohnung verdient. Was hätten Sie gern? «
    »Eine Belohnung? « wiederholte sie überrascht. »Nichts.«
    »Sagen Sie's nur. Ich bin ein Verfechter der Theorie, dass ein Schüler besser lernt, wenn es Belohnungen und Strafen gibt.«
    Trocken fügte er hinzu: »Und Strafen habe ich Ihnen in letzter Zeit genug aufgebrummt.«
    »Ich möchte nichts.« Sie dachte kurz nach. »Außer vielleicht...«
    »Was? «
    »Was Sie über Maritz gesagt haben...« Sie unterbrach sich. »Als ich am Boden lag. Sie sagten etwas von einem Schlag unter die Nase, der einen Menschen umbringen kann. Könnten Sie mir den beibringen? Jetzt sofort? «
    Er starrte sie einen Augenblick an, und dann brach er in lautes Gelächter aus. »Keine Pralinen, keine Blumen, keinen Schmuck.
    Nur eine neue Lektion. Das hätte ich mir denken sollen.« Sein Lächeln schwand. »Schade. Ich hatte gehofft, Sie hätten inzwischen genug von jeder Form der Gewalt. Schließlich übe ich im Augenblick genug Gewalt an Ihnen aus.«
    Gewalt? Sie hatte Schmerzen und Enttäuschungen verspürt, aber niemals hatte sie das Gefühl gehabt, dass er ihr gegenüber gewalttätig war. Sie hatte immer gewusst, dass er seine Kraft genau dosierte und sie ohne jede Boshaftigkeit behandelte. »Ich glaube, das war keine Gewalt.«
    »Nein? Für mich hat es sich so angefühlt. Aber ich bin es auch nicht gewohnt, Frauen durch die Gegend zu werfen, die gerade mal halb soviel wiegen wie ich.«
    Es hatte ihm etwas ausgemacht, merkte sie. Hinter der kühlen Maske hatte er tatsächlich Skrupel gehabt, ihr weh zu tun. »Ich habe Sie darum gebeten.«
    »Stimmt.« Er trat näher, nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Genau wie Sie mich jetzt darum bitten, Ihnen zu zeigen, wie Sie Maritz mit einem einzigen Schlag töten können.« Er küsste die Innenfläche ihrer Hand. »Mit dieser Hand.«
    Er hatte sie überrumpelt. Sie starrte ihn an, unfähig

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