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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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dass das Gerät tatsächlich vom Täter stammte, war bestätigt. Nick Donnelly packte es sofort zurück in den Karton und drückte ihn Vasquez in die Hände.
    «Bring das Ding zu Rudy», sagte er, offenbar aufgeregt. «Er soll es sich genauestens ansehen und herausfinden, wo es herkommt.»
    Als Vasquez gegangen war, wandten sich Nick und Kat Henry zu. Nick musterte Henrys Narbe.
    «Erzählen Sie mir nochmal, wo Sie das Gerät gefunden haben?»
    «Wie gesagt, vor meiner Wohnungstür. Heute Morgen.»
    «Weiß sonst noch jemand davon?», fragte Kat. Sie machte einen ähnlich aufgedrehten Eindruck wie Nick.
    «Nein. Ich habe mich mit dem Karton sofort auf den Weg hierher gemacht.»
    «Können Sie sich erklären, warum der Mörder es Ihnen vor die Tür gelegt hat?», fragte Nick.
    Henry zuckte die Achseln. «Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, aus dem er mir die Todesnachricht geschickt hat. Er treibt sein Spiel mit uns.»
    «Verstehen Sie was davon?»
    «Ich war früher Reporter und habe viel mit Kriminalität zu tun gehabt», antwortete Henry. «Und ich kenne die Geschichten von Mördern, die sich über Zeitungen an die Öffentlichkeit wenden. ‹Son of Sam›, der ‹Zodiac-Killer› und so weiter.»
    «Und Sie glauben, dass unser Mann diesem Beispiel folgt.»
    «Was anderes kann ich mir nicht vorstellen.»
    «Aber er hat dieses Gerät nicht an den Zeitungsverlag geschickt, sondern Ihnen vor die Tür gestellt», sagte Kat. «Das heißt –»
    Der Mörder wusste, wo er wohnte. Henry war bereits selbst auf diesen beängstigenden Gedanken gekommen.
    «Auch die Todesnachricht ging nicht an die Redaktion, sondern an Ihr Büro», fuhr Kat fort.
    Henry wusste, was nun kommen würde, und er wollte es nicht hören.
    Kat sagte es trotzdem. «Vielleicht sollten wir Sie unter Polizeischutz stellen. Ich mache mir Sorgen um Ihre Sicherheit.»
    «Ich nicht», entgegnete Henry.
    Er legte Wert auf Zurückgezogenheit und wollte nicht ständig Polizisten im Nacken haben, auch wenn die ihn nur zu schützen versuchten. Ja, er fürchtete sich, aber der Gedanke, unter Beobachtung zu stehen, machte ihm noch mehr Angst.
    «Ich glaube nicht, dass es dieser Kerl auf mich abgesehen hat», sagte er. «Auf dem Fax stand schließlich nicht mein Name.»
    «Noch nicht», entgegnete Kat.
    «Wenn das der Fall sein sollte, werde ich mich selbst zu schützen wissen.»
    Noch während er dies sagte, glaubte Henry, eine Gestalt im Rücken zu spüren. Zuerst dachte er, die Phantasie ginge mit ihm durch. Kats Befürchtungen konnten einen auch durchaus paranoid machen. Doch als er den Kopf drehte, sah er tatsächlich jemanden hinter sich stehen, einen dickleibigen Hilfssheriff, der außer Atem zu sein schien.
    «Tut mir leid, wenn ich störe, Chief», hechelte er.
    Henry war erleichtert, weil Kat sich jemand anderem zuwandte.
    «Was ist los, Carl?»
    «Ich habe was in den alten Polizeiakten gefunden.»
    «Was?»
    «Vor zwanzig Jahren wurde ein Vierzehnjähriger wegen Tierquälerei angezeigt. Er soll zwei Katzen mit einem Baseballschläger getötet und ihnen dann das Fell über die Ohren gezogen haben.»
    «Klingt nach einem tollen Kind», sagte Kat. «Wohnt er noch in der Stadt?»
    Der Hilfssheriff nickte.
    «Dann rück schon mit dem Namen raus.»
    «Es ist Lucas Hatcher.»

Dreizehn
    Wenn es in Perry Hollow einen Bahndamm gäbe, würde Lucas Hatcher auf der falschen Seite wohnen. Die Hatchers lebten in einem Viertel, an dem der Aufschwung der letzten Jahre vorbeigegangen war. An den Häusern in dieser Gegend war seit der Schließung des Sägewerks nichts gemacht worden.
    Kat betrat die Veranda und musterte das Loch, das Lucas ins Vordach geschossen hatte. Hinter dem aufgeplatzten Gipskarton kam faulendes Sperrholz zum Vorschein. Wie sie die Hatchers kannte, würden wohl Jahre vergehen, ehe der Schaden repariert wäre.
    Lucas’ Mutter öffnete ihr die Tür. Die spindeldürre Frau trug einen Flanellbademantel und verdrehte die blutunterlaufenen Augen, als sie Kats Uniform sah.
    «Kommen Sie wegen dem Schuss?», fragte sie. «Er war nur hier draußen, weil ich es ihm gesagt habe.»
    Kat versicherte ihr, dass der Grund ihres Besuchs ein anderer sei. «Ist Lucas zu sprechen?»
    «Er arbeitet.»
    Das überraschte Kat. Lucas war noch nie der Typ gewesen, der einer einträglichen Arbeit nachging.
    «Wo denn?»
    «Auf dem Oak-Knoll-Friedhof.»
    «Danke», sagte sie. «Dann werde ich dort nach ihm suchen.»
    Am Westrand der Stadt gelegen, war der Friedhof so alt

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