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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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verklagen wir ihn. Oder, wenn jemand ein Produkt herstellt, das unsere Kunden bereits geschützt haben, greifen wir ein. Noch einen Kaffee?»
    «Nein danke. Peter Grauwiler war gestern, kurz bevor er ermordet wurde, hier im Büro.»
    «Ja, das hat mir Max erzählt. Scheinbar suchte er eine Akte, was mich wirklich erstaunt. Er war schon zwei oder drei Wochen nicht mehr hier. Wollen Sie sein Büro sehen?»
    «Wir werfen gern später einen Blick hinein. Kennen Sie Nora Schüpfer?»
    «Heisst die … die Prostituierte so?»
    «Ja.»
    «Nein. Ich bin auch kein Kunde von ihr, falls Sie das fragen wollten, Frau Kupfer.»
    «Was könnte Herr Grauwiler hier in der Kanzlei gesucht haben?»
    «Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass er mit Hanspeter Sonderegger einen Termin bei einer Firma in Augst wahrnehmen wollte. Es ging um eine grössere Wahlspende für Peters Partei. Die Firma, die Spontex AG, ist übrigens auch Kunde unserer Kanzlei.»
    «Nur der Form halber, Herr Kuster, wo waren Sie gestern zwischen halb acht und halb neun?»
    «Verdächtigen Sie mich, meinen Partner ermordet zu haben?»
    «Ich muss Sie das fragen.»
    «Verstehe. Also, ich bin kurz vor acht in der Kanzlei gewesen, was leider niemand bestätigen kann. Frau Steiner ist, wie gesagt, im Urlaub und Zeugen gibt es keine. Ich hätte mir allerdings mit der Ermordung meines Partners einen Bärendienst erwiesen.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Ich bin zwar ein guter bis sehr guter Anwalt, aber eine Niete im Akquirieren von Kunden. Wenn Sie mich in ein paar Jahren wieder besuchen, werden Sie feststellen, dass wir noch immer über den gleichen Kundenstamm verfügen, sofern die bis dahin nicht abgesprungen sind. Ohne das Beziehungsnetz von Peter wird es sehr schwierig.»
    «Wer könnte Ihrer Ansicht nach Grauwilers Mörder sein?»
    «Bis vor wenigen Minuten dachte ich der Fall sei klar. Offenbar liege ich falsch. War es denn nicht diese Nora Schüpfer?»
    «Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen und gehen allen Hinweisen nach. Angenommen, Nora Schüpfer ist nicht die Mörderin, wer käme Ihrer Meinung nach infrage und weshalb?»
    «Niemand! Schlicht und ergreifend niemand. Wenn es auf dieser Welt jemanden ohne Feinde gibt, dann ist es Peter … gewesen. Er war immer mit allen gut Freund. Sie dürfen mir glauben, Sie werden niemanden finden, der negativ über ihn spricht. Falls doch, lade ich Sie zum Essen ein, Frau Kupfer, in ein Restaurant Ihrer Wahl.»
    «Emma Grauwiler zum Beispiel?»
    «Emma? Das glaube ich nicht. Gut, in ihrer Ehe kriselte es. Peter war viel unterwegs, seine politische Karriere hatte für ihn eindeutig Vorrang. Emma unterstützte ihn und zog jahrelang mit, doch in letzter Zeit veränderte sich das. Vermutlich haben sie sich auseinandergelebt. Das passiert ja leider sehr oft. Peter vermutete allerdings, dass jemand Emma gegen ihn aufstachelte.»
    «Ein Lover?»
    Kuster lachte.
    «Sie kennen Emma nicht, Frau Kupfer. Bei Emma gibt es keine halben Sachen. Bevor sie sich einen Lover zulegt, würde sie die bestehende Beziehung auf anständige Art und Weise beenden. Ich kenne Peter und Emma seit mehr als zwanzig Jahren. Peter der Charmeur, Emma die Gerechte. Sonderegger sagt sogar, Emma die Unnahbare! Nein, nein, Emma würde nie über Peter herziehen oder ihm in den Rücken fallen.»
    «Jemand hat es getan und leider nicht nur bildlich gesprochen. Einen Feind gibt es, sonst würde der Nationalrat noch leben.»
    «Da muss ich Ihnen zustimmen, Herr Kommissär. Ich denke seit gestern ständig darüber nach.»
    «Und zu welchem Schluss kommen Sie?»
    «Peter ist im falschen Augenblick am falschen Ort gewesen. Wenn Sie mich fragen, sollte diese Nora Schüpfer ermordet werden, und nicht Peter.»
    «Durchaus eine Überlegung wert. Jetzt würden wir uns gern Grauwilers Büro ansehen.»
    «Selbstverständlich. Es ist das letzte am Ende des Ganges. Wenn Sie mich entschuldigen, die Arbeit ruft.»
    «Nur noch eine Frage. Was fahren Sie?»
    «Sie meinen die Automarke? Einen grauen Lexus. Weshalb fragen Sie, Frau Kupfer?»
    «Ach, nur so. Danke.»
    Sie durchsuchten systematisch das Büro von Peter Grauwiler. Nebst verschiedenen erledigten Fällen fanden sie eine Kundenkartei. Etwas altmodisch, diese Art von Datenverwaltung, aber irgendwie passte es zum Bild, das sich Ferrari von Grauwiler machte. Vielleicht liess sich hier ein Anhaltspunkt finden. Auf dem Tisch lag ein Ordner, der einige Reden des Nationalrats und ein angefangenes Manuskript mit dem Titel «Mein

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