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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Hamsterrad vor. Keuchend, immerwährend am gleichen Ort tretend.
    «Was lachst du so blöd?»
    «Noldi, der Goldhamster. Komm schon, Nadine, er ist in Ordnung und versucht, das Richtige zu tun. Das wird schon wieder.»
    «Vielleicht … weisst du … du hast zwar viele Macken, aber du hältst immer zu mir.»
    «Ich und Macken?!»
    «Du bist sogar der Erfinder aller Macken. Nichtsdestotrotz, auf dich kann ich mich hundertprozentig verlassen.»
    Mir wird ganz warm. Elender Mist, ich erröte!
    «Du musst deshalb nicht gleich flammend rot werden. Es war nur ein Kompliment, keine Liebeserklärung. Vergiss es, bild dir ja nichts drauf ein … Männer!»
    Nadine blickte aus dem Fenster. Eine Windböe fegte über den Marktplatz und mit ihr eine Zeltblache. Nach und nach fuhren kleine Camions und Kastenwagen vor und die Verkäufer begannen, ihre Waren ins Trockene zu bringen.
    «Bei dem Regen können wir nicht zurück ins Kommissariat. Nun denn, trinken wir noch einen Kaffee und dann statten wir Emma Grauwiler einen Besuch ab.»
    «Etwa mit dem Tram? Das dauert ja ewig.»
    «Dafür können wir gleich hier einsteigen. Was hältst du eigentlich von Kusters Theorie?»
    «Durchaus möglich, dass Grauwiler in einen Streit verwickelt wurde, der ihn gar nichts anging.»
    «Aber wenn der Mörder hinter Nora her war, hätte er doch gewartet, bis sie allein ist.»
    «Damit ist diese Theorie wohl weg vom Tisch. Auf, auf, Herr Kommissär. Der Sturm ist vorbei. Gemüse und Früchte sind verpackt und das grüne bimmelnde Ungeheuer wartet auf seine Gäste. Du darfst mich zur Fahrt des Tages einladen.»
    Aus Rücksicht auf seine Kollegin entschied sich Ferrari für einen Zweiersitz in der Mitte des Tramanhängers. Schweren Herzens, denn sein Lieblingsplatz ganz vorne rechts war frei. Nadine drehte sich um.
    «Was starrst du nach vorne? Da sitzt niemand.»
    Eben, war Ferrari versucht zu sagen.
    «Tu ich doch gar nicht.»
    «Jedes Mal, wenn wir zusammen Tram fahren, gierst du sehnsüchtig nach vorne. Und sag bloss nicht, dass ich mir das einbilde.»
    «Keine Ahnung, was du meinst. Ich schaue nur nach draussen.»
    Vom Neuweilerplatz mussten sie einige Minuten zu Fuss gehen. Zwar hatte der Regen aufgehört, doch von den Bäumen tropfte es ziemlich stark.
    «Na bravo, jetzt bin ich dann pflotschnass. Du mit deinen Scheissideen!»
    «Nun hab dich nicht so. Schliesslich bist du auf dem Land aufgewachsen und dort war bestimmt nicht jede Strasse gepflastert.»
    «Woher weisst du das?»
    Ferrari biss sich auf die Lippen.
    «Von mir bestimmt nicht. Also raus damit, Francesco, woher weisst du das?»
    «Von deinem Vater.»
    «Von Paps? Das glaube ich jetzt nicht! Ihr konspiriert noch immer hinter meinem Rücken? Die Schwatztante Ferrari kanns einfach nicht lassen.»
    «Ich weiss nicht einmal, wann wir zuletzt miteinander telefonierten.»
    «Blödsinn! Wahrscheinlich seid ihr bereits die besten Kumpels und ich dumme Kuh merke es nicht. Bestimmt hast du schon meine ganze Lebensgeschichte gehört. Fehlt nur noch die obligate Diaschau mit der kleinen, süssen Nadine am Swimmingpool.»
    «Bilder hat er mir noch keine gezeigt, aber das wäre interessant.»
    «Untersteh dich! Ich rufe ihn heute Abend an. Der wird was hören. Und nun zu dir, Francesco …»
    «Da ist es. Ein schönes Haus. Soll ich klingeln oder willst du?», rettete sich Ferrari und drückte bereits auf die Klingel.
    Um nicht pietätlos zu erscheinen, hatten sich Nadine und Ferrari bei der Witwe Grauwiler angemeldet. Eine Frau um die fünfzig öffnete die Tür.
    «Francesco Ferrari von der Basler Polizei und das ist meine Kollegin Nadine Kupfer.»
    «Bitte kommen Sie herein.»
    Sie führte die beiden in einen Salon. Nadine hielt ihren Chef zurück.
    «Glaub nur nicht, dass du damit durchkommst. Das hat noch ein Nachspiel», flüsterte sie ihm zu.
    «Bitte nehmen Sie Platz. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?»
    Emma Grauwiler wirkte gefasst. Das konnte natürlich reine Fassade sein.
    «Vielen Dank. Wir kommen vom Kaffee. Wir möchten Ihnen unser Beileid aussprechen.»
    Sie nahm es nickend zur Kenntnis.
    «Wurde diese … diese Frau Schüpfer inzwischen gefasst?»
    «Noch nicht. Es ist aber nur eine Frage der Zeit.»
    Sie erhob sich, stellte sich vor den Kamin und strich über ein Foto.
    «Dass ich mich so in ihm täuschen konnte.»
    Ferrari sah hilfesuchend zu Nadine hinüber. Übernimm du! Das ist Frauensache.
    «Es tut uns sehr leid. Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen und vieles

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