Das Schweigen der Tukane
arrogant und prüde als versoffen und stinkend. Du füllst dir wohl jeden Abend die Lampe und mimst den grossen Max, was? Und das Ganze, inklusive diesem Designerloch sponsered by Mami und Papi. Echt stark. Aber die Kohle ist nötig, denn sonst würde dich keine normale Frau anrühren. Du stinkst nämlich bestialisch, du versoffenes Arschloch!»
«Starke Ansage!» Stolz roch an seinem Leibchen. «Ich stinke tatsächlich. Es ging gestern Abend hoch zu in der Cargo Bar. Dann schleppte ich zwei Tussis ab. Ein flotter Dreier. Als ich heute Morgen aufwachte, waren sie weg.»
«Hoffentlich mit deiner Kohle.»
«Meinst du?» Er rutschte vom Hocker und schlurfte ins Schlafzimmer. «Das Geld ist noch da, auch die Kreditkarten. War wohl doch aus Liebe.»
Ferrari verfolgte das Gespräch amüsiert.
«Wegen Geld und Liebe sind wir auch hier.»
«Da bin ich aber gespannt», Stolz rülpste heftig.
«Sie kennen eine Nora Schüpfer.»
«Das war mal, ist schon einige Zeit her. Sie zeigte mich an, doch das Ganze verlief im Sand. Nicht der Rede wert.»
«Sie haben sie geschlagen und gewürgt.»
«Quatsch! Ich mag halt eine etwas härtere Gangart. Olle Kamellen! Was wärmt ihr den Mist jetzt wieder auf?»
«Wir suchen Nora Schüpfer.»
«Bitte, schaut euch ungeniert um. Weil ihr so nett seid, gebe ich euch einen Tipp. Sie liegt in kleine Teile zerstückelt im Gefrierschrank.» Er holte sich das nächste Bier. «Man soll mit dem anfangen, womit man am Abend aufgehört hat. Eine alte und sehr bewährte Lebensweisheit. Immer noch kein Bier, Zicke?»
«Danke, nein, Arschloch!»
«Wieso sucht ihr das Luder überhaupt?»
«Das geht dich einen Dreck an.»
«Wenn du hinter ihr her bist, Ferrari, ist sie eine Killerin. He! Hat sie dem Grauwiler das Licht ausgeblasen? Das ist es! Sie hat die Spiessersau erledigt. Super! Das macht sie mir schon wieder sympathisch.»
«Kennen Sie Peter Grauwiler?»
«Eine schmierige Sau, ein Geiferer! Wenn du dem auf den Teller kotzt, bedankt er sich noch dafür. Der hat meine Alten eingewickelt.»
«Wann hast du Nora zum letzten Mal gesehen, bei deinem kleinen Mordversuch?»
«Spinnst du? Ich hab sie ein wenig am Hals geschüttelt. Das bringt das Adrenalin hoch. Und dann musst du im richtigen Moment loslassen. Voll geil. Die lief voll Amok, aber das Geld nahm sie.»
«Wie siehts mit deinem Kumpel Richter aus?»
«Der? Was weiss denn ich. Der kann sich doch die Alte gar nicht leisten.»
Ferrari blätterte in einer Zeitschrift.
«Das solltest du lieber lassen, Ferrari.»
«Und wieso?»
«Weil du sonst vielleicht den Stoff findest, Francesco!», half ihm seine Kollegin auf die Sprünge.
«Welchen Stoff?»
«Mann, Zicke, gar nicht schlecht.»
«Kokain?»
«Bingo!»
Jetzt erst begriff der Kommissär, wovon die beiden redeten. Manchmal bin ich so etwas von beschränkt! Er schüttelte alle Zeitschriften, die auf dem Tisch lagen. Einige Briefchen fielen auf den Boden.
«Wer hat dir das gesteckt, Zicke?»
«Niemand. Übrigens, der Besitz von Kokain ist strafbar.»
«Shit! Dann werde ich wohl jetzt meinen Anwalt anrufen.»
«Das hat noch etwas Zeit. Zuerst beantwortest du unsere Fragen. Glaubst du, dass Grauwiler ein Kunde von Nora war?»
«Null Ahnung. Ich bins jedenfalls nicht mehr seit der dämlichen Anzeige.»
«Hast du Nora auch ausserhalb ihres Appartements getroffen?»
«Nein … Das heisst, einmal, das war kurz nach der Anzeige, bin ich ihr und ihrem Lover an der Avo Session über den Weg gelaufen. Da gabs Zoff. Aber das ist eine Ewigkeit her.
«Was ist genau passiert?»
«Wir haben etwas geplaudert und da ist ihr Lover auf mich los. Einer meiner Freunde hat ihn dann in seine Einzelteile zerlegt. Das war ein irrer Joke!»
«Dein Freund heisst nicht zufällig Sebastian Richter?»
«Gut geraten, Zicke. Ich erfuhr erst später, dass sie den Typen heiraten wollte. War wohl nichts. Dass sie den Grauwiler abgemurkst hat, finde ich affengeil. Ich teile die Leute immer in Kategorien ein. Nora killt im Affekt und du schiesst einem voll berechnend ein ganzes Magazin in den Ranzen.»
«Interessant. Was ist mit dir?»
«Ich lasse morden, ich mache mir doch die Hände nicht dreckig.»
«So kommen wir nicht weiter. Sie haben also seit etwa acht Jahren keinen Kontakt mehr zu Nora Schüpfer, ist das korrekt?», mischte sich Ferrari ins Gespräch ein.
«Ja, Herr Kommissar!», brüllte Stolz. Er stand in Achtungstellung da und salutierte.
«Und Ihr Freund Richter?»
«Das müssen Sie ihn
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