Das Schweigen der Tukane
selbst fragen!»
«Wo finden wir diesen Richter?»
«Rütimeyerstrasse, ganz oben am Bundesplatz!»
«Wenn Ihnen noch etwas zu Nora Schüpfer einfällt, dann erreichen Sie uns unter dieser Nummer», Ferrari drückte ihm seine Visitenkarte zwischen die Finger der salutierenden Hand.
«Zu Befehl, Herr General!»
«Komm, Nadine, wir gehen.»
Stolz stand immer noch stramm.
«Und was wird jetzt aus uns, Zicke? Sniffst du eine Runde mit?»
«Räum das Zeug weg, bevor wir es uns anders überlegen. Und vergiss nicht zu duschen.»
«Cool!»
Sebastian Richter war nicht zu Hause, vermutlich auf Stolz’ Vorwarnung ausgeflogen. Als sie ins Büro zurückkamen, sass Big Georg auf Ferraris Stuhl. Er wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
«Was treibt dich denn aus deinem Reich zu den Normalsterblichen, Georg?»
«Ich habe angerufen, aber ihr nehmt nicht ab.»
Wie auf Kommando griffen Nadine und der Kommissär nach ihren Handys.
«Ist nicht weiter schlimm. Mit dem Lackaffen da neben euch will ich nicht reden und da bin ich halt selbst schnell heraufgekommen. Ein wenig Bewegung tut gut, sagt zumindest mein Arzt. Was ich fragen wollte: Wie lange sollen wir noch mit der Suche fortfahren, Francesco?»
«Am liebsten so lange, bis ihr Nora, Julie und Thuri findet.»
«Das kann ewig dauern. Wir haben bald ganz Basel auf den Kopf gestellt und unsere Kollegen suchen auch das hinterletzte Kaff ab. Verdammt noch mal, Francesco, was wird hier eigentlich gespielt? Ist Thuri in den Fall verwickelt?»
«Wenn wir das wüssten, wären wir einen zünftigen Schritt weiter.»
«Verstehe. Ich möchte mit euch etwas unter sechs Augen besprechen, allerdings muss es unter uns bleiben.» Georg Kaufmann, wie der Leiter der Fahndung mit richtigem Namen hiess, wippte mit Ferraris Bürostuhl. «Ganz bequem, das Ding. So einen möchte ich auch. Kriegt man den auf Bestellung vom Hausmeister?»
«Ein Geschenk von Olivia Vischer.»
«Aha! Ja, die Vischer! Immer die Spendierhosen an. Du könntest doch bei ihr ein gutes Wort für mich einlegen.»
«Das mache ich, Georg, versprochen! Aber du wolltest mit uns etwas besprechen.»
«Also, ihr wisst ja, dass Thuri zusammengebrochen ist.»
«Ja, hier im Kommissariat.»
«Genau. Nach einem Anruf, den ihm die Zentrale durchstellte.»
«Und das sagst du uns erst jetzt?»
«Ich weiss es auch erst seit einer Stunde. Reiner Zufall. Ich habe mich mit Petra, das ist eine der Telefonistinnen, unterhalten und sie erzählte es mir so nebenbei. Ums kurz zu machen, Thuri wurde von einer Frau angerufen. Danach drehte er vollkommen durch, schrie ‹Woher kam der Anruf? Könnt ihr den zurückverfolgen?› und klappte zusammen.»
«Ihr zeichnet doch alle Anrufe auf.»
«Nicht bei privaten Telefongesprächen für Kollegen, Nadine.»
«War es eine jüngere oder eine ältere Frau?»
«Das kann keiner so richtig beantworten. Sie flüsterte anscheinend nur. Es war ein ganz kurzes Gespräch. Sorry, ich bin euch keine grosse Hilfe.» Er stemmte sich mühsam aus dem Sessel, der sich exrem nach hinten bog und merkwürdige Geräusche von sich gab. «So, ich gehe jetzt wieder. Wir suchen vierundzwanzig Stunden weiter. Danach blasen wir das Ganze ab. Einverstanden?»
«Einverstanden. Danke, Georg.»
«Mein armer Bürostuhl! Big Georg hat ihn kaputt gemacht!»
Ferrari stellte sich hinter seinen Stuhl und bog ihn nach vorne.
«Er ist halt nur für eine Person konstruiert», lachte Nadine.
«Glück gehabt, er ist noch ganz!» Strahlend setzte sich der Kommissär und wippte. «Die Anruferin war hundertprozentig Nora. Immerhin bedeutet das, dass sie noch lebt. Aber sie verriet ihm nicht, wo sie sich versteckt. Sonst hätte er nicht gefragt, ob sie den Anruf zurückverfolgen können.»
«Stimmt. Sicher ist, dass sie dringend mit ihm sprechen oder ihn sehen wollte. Superdringend.»
«Weshalb superdringend?»
«Thuri hatte Dienst. Wahrscheinlich konnte sie ihn übers sein Handy nicht erreichen. Die einzige Chance war über die Telefonzentrale.»
«Hm. Besuchen wir Hanspeter Sonderegger. Der steht noch auf meiner Liste. Und vorher gehen wir rasch ins Labor.»
«Wieso denn das?»
«Ich will mit Noldi reden, und zwar deutlich.»
«Na, dann Prost!»
Der Computerspezialist der Basler Polizei hatte mehrere Geräte mit einem Bildschirm verkabelt, auf dem drei verschiedene Kurven parallel untereinander verliefen. Die Abweichungen dieser Kurven waren sehr gering. Geduldig warteten der Kommissär und seine
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