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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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gut, ich sehe also auch keinen geschäftlichen Grund. Niemand, Frau Kupfer, absolut niemand.»
    «Wenn Sie sein Privatleben gut kennen, wie steht es um Peter Grauwilers Ehe?»
    «Die Ehe stand vor dem Aus. Peter wollte nicht mehr, aber aus Rücksicht auf seine Frau wollte er sich nicht scheiden lassen. Man kann zwanzig Jahre Ehe nicht einfach wie ein Kleenex entsorgen, wie er zu sagen pflegte. Es war ihm sehr wichtig, eine Lösung zu finden, die beiden Partnern gerecht würde.»
    «Wussten Sie von Grauwilers Kontakt zu Nora Schüpfer?»
    «Absolut gar nichts. Ich war vollkommen überrascht, dass Peter diese Frau … hm … besucht. Das geht mich ja auch nichts an.»
    «Gab es Probleme in der Partei?»
    «Das Übliche. Echte Probleme sind erst aufgetaucht, als Peter seinen Rücktritt bekannt gab. Jetzt beginnen die Hahnenkämpfe. Aber ich befürchte, dass am Schluss nur Leichen herumliegen … Pardon, das war geschmacklos!» Sonderegger sah Ferrari auffordernd an. «Sie sollten mich jetzt noch fragen, wo ich zur Tatzeit gewesen bin.»
    «Und, wo waren Sie?»
    «Ich war ab sieben Uhr hier im Gebäude, und zwar auf behördliche Anweisung. Ein Inspektor kontrollierte die elektrischen Anlagen. Ich bin Etage für Etage mit ihm durchgegangen. Ich könnte mich verfluchen, dass ich auf den Anruf von Gerber reagiert habe. Ein Prozess ist nicht gerade förderlich fürs Geschäft. Tja, selbst schuld.»
    Der Kommissär erhob sich. Wir drehen uns im Kreis. Nirgends eine Angriffsfläche, nirgends ein Motiv. Es ist zum Haareraufen. Wenn wir den Nächsten befragen, was er von Peter Grauwiler hält, und der auch nur voll des Lobes ist, schreibe ich nach Rom. Dann kann ihn der Papst heilig sprechen. So viel Gutes ist sogar mir zu viel.
    «Noch eine Frage, Herr Sonderegger. Wie würden Sie die Lebenssituation von Peter Grauwiler beschreiben, ging es ihm gut?»
    «Ja, abgesehen von den Eheproblemen. Peter war ein sehr zufriedener und positiv eingestellter Mensch. In der Politik lief es wie am Schnürchen und finanziell musste er sich nun wirklich keine Sorgen machen.»
    «Aber vom Nationalratsgehalt wird man sicher nicht reich.»
    «Davon nicht. Ihnen kann ich es ja sagen, er ist nie wirklich aus der Kanzlei ausgetreten. Und die ist eine einzige Goldgrube.»
    «Sagte Peter Grauwiler.»
    «Und liess den Worten auch Taten folgen.»
    «Könnten Sie uns das bitte näher erklären.»
    «Selbstverständlich, aber unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Mit seinen Mandaten verdiente er echt Geld. Ich weiss, wovon ich spreche. Peter half mir vor einem Jahr aus der Klemme. Ich startete mit diesem Gebäude genau auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise. Die Folge davon war, dass der halbe Kasten leer stand. Als die Banken Druck aufsetzten, meine anderen Lagerhäuser sind bereits hoch belehnt mit Hypotheken, stand ich kurz vor dem Konkurs. Da half mir Peter. Das werde ich ihm nie vergessen … nie.»
    «Von welcher Grössenordnung sprechen wir?»
    «Zwei Millionen. Peter bürgte für mich bei der Kantonalbank. Das ging ruckzuck über die Bühne. Ich bekam die nötige Luft und kann nun in Ruhe meine Kredite abstottern. Die Bürgschaft musste ich nie in Anspruch nehmen.»
    «War Emma Grauwiler damit einverstanden?»
    «Davon gehe ich aus. Ich sprach jedoch nie mit ihr darüber.»
    «Eine allerletzte Frage, welche Automarke fahren Sie?»
    «Einen schwarzen BMW mit allen Schikanen. Ein Prunkstück. Sie müssen wissen, ich bin ein Autofreak. Wollen Sie ihn sehen?»
    «Nein, danke!»
    Vielleicht stimmt es doch. Grauwiler war ein Heiliger. Nicht gerade im Sinn der Kirche, wenn man die Seitensprünge betrachtet. Aber doch ein Gutmensch, hilfsbereit, immer zu einem Spässchen aufgelegt und ziemlich reich. Denn keine Bank auf der Welt akzeptiert einen Bürgen, wenn sie nicht sicher ist, dass sie sich im Notfall an ihn halten kann.

10. Kapitel
    Nadine fuhr am Grand Casino vorbei in Richtung Allschwil. Beim Anblick des Spielcasinos schwor sich Ferrari, den nächsten Lottoschein auch tatsächlich wieder aufzugeben. Vielleicht sollten Borer und ich eine Tippgemeinschaft bilden. Gar nicht so schlecht, der Gedanke! Wir könnten den Einsatz verdoppeln und damit auch die Gewinnchancen. Sehnsüchtig blickte der Kommissär dem Spielcasino nach. Da könnte ich auch den Jackpot knacken, schon mit einem Franken.
    «Will der Herr nun auch noch ins Casino?»
    «Nur so zum Spass. Ich bin noch nie im Grand Casino gewesen.»
    «Weiss Monika eigentlich, wie du dein Geld

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