Das Schweigen der Tukane
verpulverst?»
«Ich frage sie ja auch nicht, was sie sich alles kauft. Und dich auch nicht.»
«Soweit kommts noch.»
«Mit dem, was ihr in eure Klamotten investiert, könnte ich wahrscheinlich doppelt so viel spielen. Wenns reicht.»
«Du hältst Monika und mich also für zwei verschwenderische Modepüppchen?»
«Das habe ich nicht gesagt. Aber nehmen wir zum Beispiel deine Schuhe. Ganz ehrlich, du trägst praktisch jeden Tag andere Schuhe.»
«Modische, teure Schuhe.»
«Meine Rede. Genau wie Monika, immer nach dem neusten Trend.»
«Was man von dir nicht behaupten kann.»
«Entschuldige bitte. Es ist auch nicht nötig, jeden Modegag mitzumachen.»
«Sei froh, dass Monika dich einkleidet. Sonst würdest du wie ein Clochard durch die Gegend rennen.»
«Also, bitte!» Ferrari traute seinen Ohren nicht. Ich glaub, ich spinn! Der Spruch könnte von meiner Mutter sein.
«Es wäre dir also lieber, wenn Monika und ich in Sack und Asche herumlaufen würden?»
«Du übertreibst masslos, doch manchmal ist weniger eben mehr. Im Kleiderkasten ist mein Teil nur etwa halb so gross, was sage ich, ein Viertel so gross wie der von Monika.»
«Aha! Der Herr kontrolliert Monikas Kleideranteile, wenn sie nicht zu Hause ist.»
«Blödsinn. Und bei dir zum Beispiel …»
«Bei mir? Was ist bei mir?»
«Nichts.»
«So nicht, Francesco. Raus damit, was ist bei mir?»
«Dein Kasten im Gang platzt aus allen Nähten. Schuhe, Schuhe und nochmals Schuhe.»
«Das ist doch … sag mir auf der Stelle, woher du das weisst?»
«Mein Geheimnis!»
Ohne den Blinker zu setzen, fuhr Nadine aufs Trottoir.
«Autsch! Ist das nötig?», Ferrari rieb sich die Stirn.
«Ich will jetzt sofort wissen, woher du das weisst.»
«Nur eine Vermutung.»
«Wers glaubt! Du redest nicht von irgendeinem Schrank, sondern explizit von dem im Gang. Also, ich warte.»
«Von … von deinem Paps.»
«Was! Woher weiss er das? … Na klar, er war vor zwei Wochen bei mir zum Essen. So eine Frechheit. Ich ackere in der Küche und er klappert inzwischen meine Schränke ab. Vermutlich hat er in deinem Auftrag spioniert!»
«Also, bitte!»
«Du wiederholst dich», entgegnete Nadine trocken und fuhr wie eine Wahnsinnige los.
Weshalb kann ich nicht einfach die Klappe halten? Immer wieder tappe ich in die gleiche Falle. Jetzt bringe ich sogar Nationalrat Kupfer ernsthaft in Verruf. Ich werde ihn vorwarnen müssen, dass da etwas auf ihn zukommt.
«Der ist zum letzten Mal in meiner Wohnung gewesen. Spioniert mich aus! Was glaubt ihr eigentlich … He! Pass doch auf, du Trottel!»
Ferrari rutschte tief in seinen Recarositz. Sie ist imstande und zertrümmert mit ihrer miesen Laune halb Basel.
«Verkriech dich nur! Also, damit ich dich richtig verstanden habe, Monika und ich sind zwei Modepüppchen, die ihr ganzes Geld sinnlos verprassen. Ich bin total gespannt, was Monika davon hält.»
Oje. Das kann ja heiter werden.
«Wohin fahren wir eigentlich?»
«Nochmals zu diesem Richter. Vielleicht haben wir jetzt mehr Glück und er ist zu Hause.»
«Aha! Gute Idee und schön, dass wir vorgängig darüber geredet haben.»
«Ich denke eben mit. Eigentlich bin ich die beste Assistentin, die man sich wünschen kann. Du hast echt Glück mit mir. Ist Grauwiler von Haus aus vermögend gewesen oder stammt das Geld von seiner Frau? Und wie reich sind sie wirklich?»
«Das weiss ich nicht. Wenn man das Haus der Grauwilers sieht, würde ich sagen, die sind ziemlich reich. Ich rufe Brugger an, unseren Bankenspion. Der soll das herausfinden.»
Nadine parkierte in der Rütimeyerstrasse. Sie klingelten mehrere Male, doch niemand öffnete.
«Richter ist nicht zu Hause oder er macht einfach nicht auf.»
«Dann eben nicht. Fahren wir zurück ins Kommissariat.»
Ferrari unterhielt sich am Nachmittag intensiv mit Bernhard Brugger, seinem Vertrauensmann im Bankensektor. Peter Grauwiler war durch seine Kanzlei ein vermögender Mann geworden, genau wie Sonderegger berichtet hatte. Vor allem in den letzten Jahren waren grosse Summen von Grauwiler & Kuster auf das Privatkonto von Emma und Peter Grauwiler überwiesen worden. Brugger sprach mit grosser Hochachtung über den Nationalrat.
«Grauwiler verstand es, sein politisches Netz für seine Kanzlei zu nutzen. Lobbying, eigentlich das Normalste auf der Welt. Tatsache ist doch, dass niemand mehr in die Politik geht, weil man in der Privatwirtschaft ein Mehrfaches verdient.»
«Ist das korrekt? Gibt es da keinen
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