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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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und Kollegen warfen ihr vor, gegen Nora gehetzt und damit bewusst einen Keil zwischen die Liebenden getrieben zu haben. Und inmitten dieses Sumpfes tummelte sich Noldi. Was bezweckt er damit, Nadine laufend zu beleidigen? Bis jetzt hatte ich das Gefühl, dass sie seine grosse Liebe ist. Was es ist? Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist Unglück, sagt die Berechnung. Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung. Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Wie recht Erich Fried mit seinem Gedicht hat. Der Liebe kommt auch bei den christlichen Tugenden die grösste Bedeutung zu. Glaube, Liebe, Hoffnung. Dreht sich nicht letztlich alles darum? Wir glauben, wir lieben und wir hoffen, wenn auch ganz unterschiedliche Dinge. Und das ist gut so. Borer nimmt die internen Querelen eher auf die leichte Schulter. Ein Glück. Trotzdem, wir müssen bald mit ersten Ergebnissen aufwarten. Die bisherigen Ermittlungen führen alle in eine Sackgasse. Es zeichnet sich keiner ab, der ein elementares Interesse daran hatte, den Nationalrat zu ermorden. Strubs Worte hallten in Ferraris Kopf nach. Es muss schon jemand eine grosse Wut haben, wenn er auf den bereits schwer verletzten Mann von hinten einsticht.
    «Wie siehts mit dem Alibi von Emma Grauwiler aus?», wandte sich der Kommissär an Nadine, die für einmal mit gemässigtem Tempo fuhr.
    «Du verdächtigst doch nicht etwa Emma?»
    «Peters Worte lassen mir keine Ruhe. Weshalb bringt Nora Grauwiler um? Es genügte doch vollkommen, ihn kampfunfähig zu machen. Und das hatte sie bereits mit dem ersten Stich erreicht.»
    «Ja, das ist seltsam. Nur Emma kanns nicht gewesen sein, sie hat ein Alibi. Eliane, die Haushaltshilfe, bereitete das Morgenessen vor, als sie hörte, wie Peter Grauwiler das Haus verliess. Kurz darauf ist Emma in die Küche gekommen, gemeinsam haben sie dann gemütlich gefrühstückt.»
    «Wer informierte sie über den Tod ihres Mannes?»
    «Unser Herr Staatsanwalt, mein neuer Freund! Er sprach ihr persönlich sein Beileid aus.»
    «Dann können wir Emma Grauwiler von unserer Liste streichen.»
    «Von deiner, mein Lieber! Das war auch etwas weit hergeholt.»
    «Findest du? Sie macht mir nicht den Eindruck einer gefestigten Persönlichkeit. Darf ich dich an einen unserer früheren Fälle erinnern? Wir verdächtigten alle und jeden, nur nicht die Ehefrau. Zudem wollte Grauwiler das Brimborium nicht mehr mitmachen, er wollte sich sogar scheiden lassen, was bestimmt nicht im Sinne von Emma war. Ein Motiv wäre das schon.»
    «Halt, halt! Du interpretierst. Bleiben wir bei den Fakten. Sonderegger hat lediglich gesagt, eine Lösung finden, die beiden gerecht wird. Das kann auch heissen, wieder zueinanderfinden.»
    «Aber wusste das Emma? Vielleicht dachte sie, sie verliert ihn für immer. Und wenn sie ihn nicht halten kann, kriegt ihn auch keine andere.»
    «Du schaust zu viele Krimis, Francesco. So einfach ist die Wirklichkeit nicht.»
    «Hm. Ich bleibe aber dabei, Emma Grauwiler wirkte auf mich ziemlich verstört. Psychisch angeknackst.»
    «Aha! Jetzt kommt der grosse Psychologe zum Vorschein. Dr. Jekyll und Mr. Hide!»
    «So ungefähr. Sie ist hin- und hergerissen, weiss, wohin er am frühen Morgen geht.»
    «Woher weiss sie es?»
    «Von … sie lässt ihn beschatten.»
    Nadine lachte.
    «Gut. Spinnen wir deinen Gedanken weiter. Sie lässt ihn also beobachten und gibt dem Mann, der Grauwiler observiert, den Auftrag, ihn zu ermorden. Somit wären der Schnüffler und der Profikiller ein und dieselbe Person. Möglich, wenn auch sehr unwahrscheinlich. Oder engagiert Emma einen anderen? Bei dieser zweiten Version hätten wir allerdings das Problem, dass der gedungene Mörder vom Detektiv gesehen wird. Irgendwie hinkt deine Theorie!»
    «Schon gut. Ich gebe auf. Man wird ja wohl noch darüber nachdenken dürfen.» Ferrari sah zum Fenster hinaus. «Wohin fahren wir eigentlich?»
    «Nach Hause!»
    «Nach Hause? Binningen liegt aber in der entgegengesetzten Richtung.»
    «Zu dir nach Hause. Ich habe mit Monika abgemacht, dass wir diesen Occasionheini besuchen. Ohne dich, nur wir zwei Frauen ganz allein. Und bei dieser wunderbaren Gelegenheit werde ich mich mit Monika über die Eine-alte-Hose-und-ein-Paar-Schuhe-genügen-Mode von Francesco Ferrari unterhalten.»
    «Hm!»
    Da muss ich wohl durch. Was solls. Wenigstens ist Kollege Stephan mit unseren Lottoscheinen nach Deutschland unterwegs. Und, wenn die beiden Damen womöglich noch heute Abend den Occasionhändler aufsuchen, bleibt mir

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