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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Sie Kuster von früher?»
    «Nein.»
    «Dann gibt es noch einen zweiten Remo Kuster.»
    Sonderegger überlegte eine Weile.
    «Okay. Es gab vor Jahren einen Erbschaftsstreit. Da sind wir aneinandergeraten, doch diese Sache ist längst gegessen.»
    «Für Remo Kuster aber nicht.»
    «Ich weiss.»
    «Trotzdem informierten Sie ihn?»
    «Er war der Einzige, der mir in den Sinn kam. Es musste schnell gehen. Ich überlegte, wo wir die Leiche hinbringen könnten. Zu Emma nach Hause? Unmöglich. Werfen wir ihn in den Rhein? Das wäre pietätlos. Plötzlich kam mir die Idee mit dem Büro. Kuster war sofort damit einverstanden. Ich bin dann mit zwei Mitarbeitern, denen ich absolut vertraue, ins Gundeli gefahren.»
    «Sie hätten Peter Grauwiler einfach an Ort und Stelle liegen lassen sollen.»
    «Im Nachhinein ist man immer klüger. Aber ich war wie von Sinnen, wollte einen Skandal vermeiden und das Ansehen von Peter bewahren. Man hätte ihn nur noch als Politiker, der sich mit einer Hure die Zeit vertreibt, in Erinnerung behalten. Es ging mir auch um die Partei.»
    «Wahrscheinlich war das Ihre Hauptsorge.»
    Sonderegger funkelte Nadine wütend an.
    «Was passiert jetzt mit der Bürgschaft?»
    «Die Frage ist falsch, Herr Kommissär. Sie sollte heissen, was passiert jetzt mit mir? … Ich weiss es nicht. Ich werde nach der Beerdigung mit Emma reden. Mit etwas Glück übernimmt sie die Bürgschaft. Ansonsten werden Sie mich hier bald nicht mehr antreffen, befürchte ich.»
    «Warum wollte Grauwiler die Bürgschaft kündigen?»
    «Ich weiss es nicht. Es kam aus heiterem Himmel. Ohne Vorwarnung, ohne Ankündigung stand er bei mir im Büro und meinte, wir hätten ein Problem. ‹Du musst mich aus der Bürgschaft entlassen›, das waren seine Worte. Ich war schockiert und erklärte ihm, dass ich ohne Bürge erledigt wäre, was er natürlich wusste», Sonderegger erhob sich und ging im Zimmer auf und ab. «Peter wollte für mich einen anderen Bürgen auftreiben. Spätestens da war mir klar, dass es aus ist. In der Partei ist niemand reich genug, um mich zu stützen. Zudem wollte ich das auch nicht. Wir sind gemeinsam alle Möglichkeiten durchgegangen. Letztlich blieb Robert Stolz. ‹Robert wird es machen. Auf die paar Franken kommt es ihm nicht an. Ich rede noch heute mit ihm›, versuchte er mich zu beschwichtigen.» Sonderegger setzte sich schweissgebadet. «Ich wollte dann wissen, was ich verbrochen hatte, warum er nicht mehr für mich bürgen wollte. Peter war mir doch eine Erklärung schuldig.»
    «Und wie lautete seine Antwort?»
    «‹Ich möchte schon, Hanspeter, das musst du mir glauben. Aber ich kann nicht mehr für dich bürgen!›»
    «Und wie interpretieren Sie diese Aussage?»
    «Mein erster Gedanke war, Peter ist konkurs.»
    «Und das haben Sie ihm gesagt?»
    «Genauso oder ähnlich.»
    «Und was antwortete er darauf?»
    «Peter reagierte komisch. Er sagte, wenn es nur das wäre, dann könnten wir darüber reden. Doch es sei weit schlimmer … Dann ist er wortlos gegangen.»
    «Wie wärs damit: Peter Grauwiler wurde erpresst. Er braucht dringend die zwei Millionen, was seine Frau natürlich nicht wissen darf, und besorgt Ihnen einen anderen Bürgen. Ihnen konnte es ja vollkommen egal sein, wer bürgt. Hauptsache, es liess sich jemand finden. Im Gegenzug versprechen Sie kein Wort darüber zu verlieren.»
    «Erpresst? Von wem?»
    «Von Nora Schüpfer zum Beispiel.»
    «Sie spinnen doch, Frau Kupfer!»
    Ferrari setzte sich vorsichtig auf den Beifahrersitz.
    «Er ist wieder trocken und ohne bleibende Schäden. Du kannst von Glück reden.»
    «Das wäre nun wirklich nicht meine Schuld gewesen … Explodierst du, wenn ich dich frage, wie es dir geht?»
    «Schlecht, doch etwas besser als die letzten Tage.»
    «Immer noch Auswanderungsgedanken?»
    «Manchmal so, manchmal so.»
    «Und für welches So entscheidest du dich?»
    «Lass mir etwas Zeit, Francesco. Bringen wir den Fall zu Ende. Dann schauen wir weiter.»
    «Meine Meinung dazu kennst du ja.»
    «Es … es liegt nicht an dir. Ich … ich will ja gar nicht weg. Aber …»
    Ferrari lehnte sich zurück. Schwierig, sehr schwierig. Sie trägt einen inneren Kampf mit sich aus. Für oder gegen Basel, falsch, für Ferrari oder gegen Basel. Der Kommissär schmunzelte. Ich werde gewinnen.
    «Aua! Spinnst du?! Weshalb schlägst du mich?»
    «Darum!»
    Zur Untätigkeit verdammt, setzte sich Ferrari an seinen Bürotisch. Sondereggers Aussage würde ihre Erpressungstheorie

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