Das Schweigen des Glücks
der anderen auf dem Weg zu Hendersons Lager. Als es eine Weile geradeaus ging, beschleunigte er auf fast neunzig Meilen pro Stunde. Das Werkzeug schepperte auf der Ladefläche. Taylor hörte, wie etwas Schweres mit dumpfem Poltern von einer Seite zur anderen rutschte, als er wieder um eine Ecke bog.
Die Minuten vergingen, lange Minuten, sie dauerten ewig. Mit einem Mal sah er den glühenden Schein am Himmel in der Ferne, ein unheimliches Rot in der Dunkelheit. Er umklammerte das Lenkrad fester, als er das Ausmaß des Brandes vor sich sah. Über dem Motorengeräusch konnte er das ferne Heulen der Sirenen hören.
Beim Abbiegen trat er so heftig auf die Bremse, dass er mit schlingernden Hinterrädern in die Straße einfuhr, die auf das Lagergebäude zuführte. In der Luft lagen dicke, schwarze Rauchschwaden, da das Öl in den Farben verbrannte. Es war ein windstiller Abend und der Rauch hing schwer über der Brandstätte. Taylor sah die Flammen, sie schlugen heftig lodernd aus dem Lagergebäude empor. Er fuhr an den Rand und kam mit kreischenden Bremsen zum Stehen.
Es war die reinste Hölle.
Drei Löschzüge waren schon zur Stelle… die Schläuche waren an den Hydranten angeschlossen und spritzten Wasser auf einen Teil des Gebäudes… die andere Seite war anscheinend noch unbeschädigt, aber es sah so aus, als würde das Feuer bald auf sie übergreifen… zwei Krankenwagen mit rotierendem Blaulicht… fünf Menschen am Boden, andere, die sich um sie kümmerten… zwei Männer kamen aus dem Lager gestolpert, rechts und links gestützt von anderen, die sich auch kaum aufrecht halten konnten…
Als Taylor dieses Inferno in sich aufnahm, sah er Mitchs Auto ganz in der Nähe, aber es war unmöglich, Mitch in dem Chaos von Menschen und Fahrzeugen auszumachen.
Taylor sprang aus dem Wagen und rannte auf Joe zu, der den anderen Anweisungen zubrüllte und erfolglos versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Wieder traf ein Löschzug ein, diesmal aus Elizabeth City; sechs Männer sprangen heraus und rollten den Schlauch ab, einer lief zu einem der Hydranten.
Als Joe sich umdrehte, sah er Taylor auf sich zurennen. Joes Gesicht war rußgeschwärzt, er zeigte auf den Drehleiterwagen.
»Hol deine Sachen!«, schrie er.
Taylor befolgte den Befehl, kletterte auf den Wagen, riss einen Schutzanzug heraus und zog sich die Stiefel aus. Zwei Minuten später war er in voller Montur und rannte wieder zu Joe.
Noch im Laufen hörte er, wie Explosionen krachend den Abend zerrissen, eine ganze Reihe von Explosionen, rasch hintereinander. Ein schwarzer Pilz stieg aus der Mitte des Gebäudes auf, eine Rauchwolke bildete sich, als wäre eine Bombe hochgegangen. Wer sich in der Nähe des Lagergebäudes befand, warf sich zu Boden, als brennende Teile mit tödlicher Wucht vom Dach stürzten.
Auch Taylor suchte Deckung und legte die Hände schützend über den Kopf.
Überall schlugen Flammen aus dem Gebäude, das vom Feuer verzehrt wurde. Und wieder donnerten Explosionen durch die Nacht, wurden Trümmer durch die Luft geschleudert, setzten Feuerwehrleute hastig zurück, weg von der Hitze. Zwei Männer taumelten brennend aus dem Inferno, Schläuche wurden auf sie gerichtet und sie fielen zu Boden und wälzten sich.
Taylor stemmte sich hoch und rannte auf die Glut, die Flammen und die am Boden liegenden Männer zu… sechzig Meter. Er rannte, so schnell er konnte. Die Welt glich plötzlich einem Kriegsschauplatz. Wieder Explosionen, als ein Farbfass nach dem anderen hochging, die Flammen griffen wild um sich… man konnte wegen der Dämpfe kaum atmen… eine Außenwand brach plötzlich weg und verpasste nur knapp die am Boden liegenden Männer.
Taylor kniff die Augen zusammen, sie tränten und brannten, als er endlich bei den Männern ankam. Beide waren bewusstlos, knapp hinter ihnen schlug die Flammenwand hoch. Er packte sie bei den Handgelenken und zerrte sie von der Feuersbrunst weg. Durch die Hitze hatte ihre Schutzkleidung angefangen zu schmelzen, Taylor sah die schwelende Beschichtung, als er sie in Sicherheit schleifte. Ein anderer Feuerwehrmann – Taylor kannte ihn nicht – kam hinzu und übernahm einen der Verwundeten. Im Laufschritt zogen sie ihre Last hinter sich her zu den Krankenwagen, während ein Sanitäter auf sie zueilte.
Ein einziger Gebäudeteil war bisher von dem Feuer verschont worden, doch das Glas in den kleinen viereckigen Fenstern war geborsten, Rauch strömte aus den Öffnungen und es sah so aus, als
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