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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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einschlagen?
    Unwillkürlich machte er die Augen auf, als ein einzelner Schein den Himmel erhellte und die volle Stunde anzeigte. Elf Uhr.
    Denk nach!
    Die Notaufnahme in Elizabeth City war überfüllt. Nicht nur Menschen mit ernsten Verletzungen warteten dort, sondern auch solche, die sich nicht so wohl fühlten. Sicherlich hätten sie auch bis zum nächsten Tag warten können, aber wie der Vollmond brachte anscheinend auch ein Gewitter die irrationale Seite der Menschen zum Vorschein. An einem Abend wie diesem war Sodbrennen plötzlich die Vorstufe zum Herzinfarkt; ein Fieberanfall, der im Laufe des Tages angefangen hatte, war plötzlich so ernst, dass man ihn nicht länger ignorieren konnte; ein Beinkrampf könnte auf ein Blutgerinnsel hindeuten. Die Ärzte und Krankenschwestern kannten das schon; Abende wie diese waren vorhersehbar wie der Sonnenaufgang. Man musste mindestens zwei Stunden warten.
    Weil Denise Holton jedoch eine Kopfwunde hatte, wurde sie vorgezogen. Sie war bei Bewusstsein, wenn auch nur halb. Sie hatte die Augen geschlossen und sprach unverständliches Zeug, wiederholte dasselbe Wort immer wieder. Sie wurde sofort zum Röntgen gebracht. Danach würde der Arzt entscheiden, ob eine Computertomographie nötig war.
    Das Wort, das sie immer wieder vor sich hin sagte, war »Kyle«.
    Weitere dreißig Minuten waren vergangen und Taylor McAden war noch tiefer in den Sumpf vorgedrungen. Es war so unglaublich dunkel, dass er sich vorkam wie ein Höhlenforscher. Sogar mit der Stablampe spürte er den Anflug von Klaustrophobie. Bäume und Ranken bildeten ein dichtes Geflecht und es war unmöglich, geradeaus weiterzugehen. Wie leicht konnte man im Kreis gehen! Er konnte sich nicht vorstellen, wie es Kyle hier erging.
    Weder Wind noch Regen hatten nachgelassen. Die Abstände zwischen den Blitzen waren jedoch größer geworden. Das Wasser stand ihm bis zum Unterschenkel, und er hatte nichts entdeckt. Kurz zuvor hatte er auf seinem Walkie-Talkie die anderen gefragt – auch sie konnten nichts vermelden.
    Nichts. Nirgendwo ein Zeichen von ihm.
    Kyle war seit zweieinhalb Stunden verschwunden.
    Denk nach!
    Hätte er so weit kommen können? Konnte ein Kind von seiner Größe durch Wasser waten, das so hoch stand?
    Nein, entschied er. Kyle hätte nicht so weit kommen können, nicht in T-Shirt und Jeans.
    Und wenn doch, dann würden wir ihn wahrscheinlich nicht lebend finden.
    Taylor McAden nahm den Kompass aus der Tasche, richtete den Schein der Stablampe darauf und stellte seine Position fest. Er beschloss, zu der Stelle zurückzugehen, wo er die Decke gefunden hatte, zurück zum Ausgangspunkt. Da war Kyle gewesen… mehr wussten sie nicht.
    Aber in welche Richtung war er gegangen?
    Der Wind heulte, über ihm schwankten die Bäume. Der Regen brannte auf seinen Wangen und ein Blitz durchzuckte im Osten den Himmel. Der schlimmste Teil des Unwetters wanderte endlich ab…
    Kyle war klein und hatte Angst vor Blitzen… Regen wie Nadelstiche…
    Taylor hob den Blick in den Himmel und konzentrierte sich; er spürte, dass etwas Form annahm… etwas im äußersten Winkel seines Verstandes, das sich langsam vorarbeitete. Eine Idee? Nein, das wäre zu viel gesagt… aber eine Möglichkeit?
    Böige Winde… Regen wie Nadelstiche… Angst vor Blitzen…
    All dies wäre von Bedeutung für Kyle – sah er das richtig?
    Taylor griff zu seinem Walkie-Talkie und sprach rasch. Er forderte alle auf, so schnell wie möglich wieder zur Straße zu kommen. Dort würden sie sich versammeln. »Das muss es sein… «, sagte er.
    Viele Ehefrauen, deren Männer bei der freiwilligen Feuerwehr waren, riefen an diesem Abend bei der Wache an, weil sie sich Sorgen machten um ihre Männer, die unter gefährlichen Umständen Dienst taten – so auch Judy McAden. Obwohl Taylor zwei- oder dreimal im Monat zu einem Einsatz gerufen wurde, war sie, seine Mutter, jedes Mal beunruhigt. Sie war dagegen gewesen, dass er zur freiwilligen Feuerwehr ging, aber schließlich hatte sie aufgehört, ihn davon abbringen zu wollen, weil ihr klar geworden war, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Er war – wie sein Vater vor ihm – sehr eigensinnig.
    Aber den ganzen Abend über hatte sie das Gefühl, dass etwas Schlimmes geschehen war. Es war nichts Dramatisches und am Anfang versuchte sie es zu ignorieren, aber eine nagende Vermutung blieb und verstärkte sich im Lauf der Stunden. Schließlich, nach einigem Zögern, rief sie an und rechnete schon mit dem

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