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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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abschirmte.
    »Ich habe noch ein bisschen Zeit, bevor ich mich fertig machen muss«, sagte sie, ohne lange nachzudenken. »Würdest du gern auf ein Glas Tee hereinkommen?«
    Taylor schob sich die Mütze aus dem Gesicht.
    »Klingt gut, wenn ich nicht störe.«
    Sie rollten die Fahrräder um das Haus herum und stellten sie auf der Veranda ab, dann gingen sie durch die Hintertür ins Haus, von der im Laufe der Jahre die Farbe abgesplittert war. Im Haus war es kaum kühler und Denise ließ die Tür offen, damit ein Durchzug entstand. Kyle kam ihnen nach.
    »Ich hole uns den Tee«, sagte sie und versuchte, die Nervosität in ihrer Stimme zu kaschieren.
    Sie nahm eine Kanne Tee aus dem Kühlschrank und tat ein paar Eiswürfel in zwei Gläser. Sie gab Taylor ein Glas und ließ ihr eigenes auf der Ablage stehen. Ihr war seine Nähe sehr bewusst und sie wandte sich Kyle zu, in der Hoffnung, Taylor würde ihre Gedanken nicht erraten.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    Kyle nickte. »Wi Wassa.«
    Dankbar für die Unterbrechung ihrer Gedanken goss sie ihm Wasser ein und reichte ihm den Becher.
    »Willst du jetzt baden? Du bist ja ganz verschwitzt.«
    »Ja«, sagte er. Er trank aus seinem Plastikbecher und goss sich einen Teil des Inhalts über das Hemd.
    »Ist es in Ordnung, wenn ich ihm eben sein Bad einlasse?«, fragte sie mit einem Blick auf Taylor.
    »Klar, lass dir Zeit.«
    Denise führte Kyle aus der Küche und kurz darauf hörte er ihre Stimme und das Rauschen des Wassers. Er lehnte sich an die Küchentheke und betrachtete die Küche mit den Augen eines Bauunternehmers. Er wusste, dass das Haus mindestens zwei Jahre leer gestanden hatte, bevor Denise eingezogen war, und trotz ihrer Bemühungen sah die Küche ein wenig schäbig und abgenutzt aus. Der Fußboden wellte sich, das Linoleum war vergilbt, drei der Schranktüren hingen schief in ihren Angeln und der Wasserhahn tropfte stetig, wodurch über die Jahre ein Fleck auf dem Porzellan entstanden war. Der Kühlschrank war bestimmt so alt wie das Haus selbst – in seiner Kindheit hatten sie einen ähnlichen gehabt, aber er hatte seit Jahren keinen dieser Art mehr gesehen.
    Dennoch war es offensichtlich, dass Denise sich Mühe gegeben hatte, der Küche ein präsentables Aussehen zu geben. Alles war sauber und aufgeräumt, das sah er. Das Geschirr stand im Schrank, die Arbeitsflächen waren gewischt und der Spüllappen hing ordentlich über dem Beckenrand. Beim Telefon lag ein Stapel Briefe und es sah so aus, als wären sie schon geordnet.
    Bei der Hintertür sah er einen kleinen Tisch, auf dem eine Reihe Bücher aufgestellt war, an beiden Enden ein Geranientopf als Buchstütze. Aus Neugier ging er hinüber und überflog die Titel. Jedes hatte mit kindlicher Entwicklung zu tun. Daneben stand ein dicker blauer Ordner mit Kyles Namen.
    Das Wasser wurde abgedreht und Denise kam wieder in die Küche. Ihr war sehr bewusst, dass sie schon seit langem nicht mehr mit einem Mann allein gewesen war. Es war ein merkwürdiges Gefühl und erinnerte sie an ihr früheres Leben, bevor ihre Welt sich verändert hatte.
    Taylor war mit den Büchern beschäftigt, als sie ihr Glas nahm und zu ihm trat.
    »Interessante Lektüre«, sagte er.
    »Manchmal.«
    In ihren Ohren klang ihre Stimme anders, doch Taylor schien keinen Unterschied zu bemerken.
    »Kyle?«
    Sie nickte und Taylor deutete auf die Hefte. »Und was ist das?«
    »Das sind seine Tagebücher. Wenn ich mit Kyle arbeite, notiere ich mir, was er sagen kann, wie er es sagt, womit er Schwierigkeiten hat und so weiter. Auf diese Weise kann ich seine Fortschritte aufzeichnen.«
    »Das klingt nach viel Arbeit.«
    »Das ist es auch.«
    Sie unterbrach sich und sagte. »Setz dich doch.«
    Taylor und Denise nahmen am Küchentisch Platz, und obwohl er nicht gefragt hatte, erklärte sie ihm, worin – so weit sie wusste – Kyles Problem bestand, so wie sie es auch Judy erklärt hatte. Taylor hörte zu, bis sie fertig war.
    »Du arbeitest jeden Tag mit ihm?«, fragte er.
    »Nein, nicht jeden Tag. Sonntags nehmen wir uns frei.«
    Er nickte zu dem Bücherbord hinüber. »Was sagen die Bücher zu Kyles Problem?«
    »Meistenteils nicht viel. Es gibt viel über verzögerte Sprachentwicklung bei Kindern, aber normalerweise wird sie als Teil eines größeren Problems behandelt – wie zum Beispiel Autismus. Im Allgemeinen wird empfohlen zu therapieren, aber eine präzise Therapieform gibt es nicht. Es werden Lernprogramme empfohlen, doch die Theorien

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