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Das Schweigen des Sammlers

Das Schweigen des Sammlers

Titel: Das Schweigen des Sammlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Cabré
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Sie, leider bin ich sehr in Eile …«
    Was tut man in einem solchen Fall? Was tut ein Mörder, wenn er feststellt, dass jemand die Nase in seine Angelegenheiten steckt? Was tut man, wenn man nicht weiß, ob der andere tatsächlich ein Mörder ist? Einige Sekunden lang standen beide da wie die Ölgötzen. Dann sagte Àgata mit einem Mal auf Wiedersehen und rannte nach unten, und Professor Roig blieb auf halber Treppe stehen und wusste nicht, was er tun sollte. Àgata lief auf den Bahnsteig, und im selben Moment fuhr ein Zug ein. Als sie drin war, drehte sie sich um und schaute zur Tür: Nein, dieser Irre war ihr nicht gefolgt. Erst nachdem sich die Türen geschlossen hatten, atmete sie auf.
    Nachts, bei Dunkelheit, um nicht ihrem Blick begegnen zu müssen. Nachts, während Gertrud tat, als schliefe sie, sah sie schemenhaft den heimtückischen Sandre und roch den Geruch des Sofakissens, das sie sich früher, als das Leben noch ein Leben war, unter den Kopf geschoben hatte, wenn sie es sich zum Fernsehen bequem machen wollte. Sie hatte noch Zeit zu denken, dass Sandre ein Kissen gewählt hatte wie Tiberius für den Mord an Augustus. Es wird dich wenig Anstrengung kosten, denn ich bin ja schon halbtot, aber du solltest wissen, dass du nicht nur ein Schwein, sondern obendrein ein Feigling bist. Du konntest mir nicht einmal zum Abschied in die Augen sehen. Und dann dachte Gertrudnichts mehr, denn der Erstickungskrampf war gewaltiger als das ganze Leben und verwandelte es im Handumdrehen in Tod.
    Dora legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte, Senyor Ardèvol, gehen Sie sich ausruhen. Das ist ein Befehl.
    Adrià erwachte und blickte sich erstaunt um. Das Licht im Zimmer war dämmrig, und von Mignons Gardenien ging ein zauberisches Leuchten aus. Und Sara schlief und schlief und schlief. Dora und eine unbekannte Frau warfen ihn unerbittlich aus der Klinik. Und Dora drückte ihm eine Pille in die Hand, die ihm beim Einschlafen helfen sollte, und er trat erschöpft auf die Straße und stieg an der Station Clínic in die U-Bahn, während sich Professor Alexandre Roig am Eingang zum U-Bahnhof Verdaguer mit einem Mädchen traf, das seine Tochter sein könnte, vermutlich eine seiner Studentinnen, und Elm Gonzaga, der beste Detektiv der Welt, den die drei mutigen Frauen engagiert hatten, dokumentierte den Kuss des Paares mit einer Kamera wie der Lauras, einer dieser digitalen oder wie die hießen, bevor er unauffällig die Verfolgung der beiden aufnahm. Alle drei warteten auf dem Bahnsteig, bis der Zug kam, und das glückliche Paar und der Detektiv stiegen in einen der Waggons, und an der Sagrada Família stiegen Fra Nicolau Eimeric und Aribert Voigt zu, die sich angeregt über die großen Ideen austauschten, die ihnen durch den Kopf spukten, und in einer Ecke saß Doktor Müss oder Budden, las Thomas von Kempen oder schaute aus dem Fenster in die Finsternis des Tunnels, und auf der anderen Seite döste Bruder Julià de Sant Pere de Burgal in seiner Benediktinerkutte vor sich hin. In seiner Nähe stand Jachiam Mureda de Pardàc und bestaunte mit großen Augen die neue Welt um sich herum und dachte gewiss an all die anderen Muredas und an seine arme kleine blinde Bettina. Der erschrockene Lorenzo Storioni neben Jachiam wusste nicht, wie ihm geschah, und klammerte sich an die Haltestange in der Mitte des U-Bahn-Wagens, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und der Zug hielt beim Hospital de Sant Pau, wo einige Passagiere ausstiegen und Guillaume-François Vial einstieg, angetan mit seiner mottenzerfressenen Perücke und in lebhaftem Gespräch mit Drago Gradnik, der wesentlich korpulenter war, als ich ihn mir vorgestellt hatte, und beim Einsteigen den Kopf einziehen musste, und sein Lächeln erinnerte mich an Onkel Chaim, obwohl der auf Saras Zeichnung so ernst dreinblickte. Die Bahn fuhr wieder an. Da bemerkte ich Matthias, die wackere Berta, die brünette Truu, die jettschwarze Amelietje, Juliet, die Kleinste, blond wie die Sonne, und die tapfere kränkliche Schwiegermutter Netje de Boeck, die sich im hinteren Teil des Waggons mit Bernat unterhielten. Bernat? Ja. Mit mir, denn ich war auch in dieser U-Bahn. Und sie erzählten uns von der letzten Zugreise, die sie gemeinsam unternommen hatten, in einem verplombten Waggon, und Amelietje zeigte die Wunde in ihrem Nacken, wo sie der Gewehrkolben getroffen hatte, da, siehst du?, Rudolf Höß, der allein saß, auf den Bahnsteig starrte und keine Lust hatte, sich die Beule im Nacken

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