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Das Schweigen

Das Schweigen

Titel: Das Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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nickte.
    »Es ist sehr lange her«, sagte Elina Lehtinen.
    »Dennoch ... es tut mir leid ... ich wollte nicht ...«
    Elina Lehtinen nickte.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte er und stand auf. Das
    Flimmern vor den Augen ließ nach, als er in den Schat-
    ten des Hauses trat.
    Aku tauchte, und Pia lachte lautlos.
    »Sie haben ja meine Karte«, sagte er, als sie an der Tür
    standen. Er spürte ihre Hand in seiner.
    Er lief, und Elina Lehtinen schloss die Tür. Er hörte,
    wie sie einrastete, und Aku tauchte auf und atmete tief
    ein und tief aus, weil er so lange die Luft angehalten
    hatte.
    Timo Korvensuo stieg in den Wagen. Er stellte sich
    vor, nach Hause zu fahren, und fuhr stattdessen eine
    Strecke, die er lange nicht gefahren war und dennoch
    kannte.

    4

    Das Haus Korvalankatu 86 – 90 war ein Betonklotz,
    eine rechtwinklige Häuserreihe, die umgeben war von
    einer außergewöhnlich sorgfältig gemähten Rasenfläche.
    Tuomas Heinonen stand eine Weile davor und fragte
    sich, ob er jemals in einem heißen Sommer wie diesem
    einen derart gepflegten, kräftigen Rasen gesehen hatte.
    Die Sprinkleranlage warf Wasserfontänen in alle Rich-
    tungen.
    Die Häuserreihe musste Dutzende von Wohnungen
    beherbergen, aber es war niemand zu sehen. Aus einem
    geöffneten Fenster drang klassische Musik, auf dem
    Spielplatz saß ein Junge auf einer Schaukel. Ein Mann
    mit einem ausladenden Bierbauch lief auf Höhe der Ab-
    fall-Container einige Trippelschritte nach vorn und ei-
    nige Trippelschritte zurück. Vor und zurück. Heinonen
    vermutete, dass es sich um ein Spiel handelte, das nur
    der Mann in seinem versoffenen Kopf verstand.
    Die Wohnung, die er suchte, lag im Erdgeschoss. Die
    Jalousien waren zugezogen. Heinonen trat in den Schat-
    ten des Treppenhauses und klingelte bei Pärssinen.
    Olavi Pärssinen. Einer der letzten Namen auf der Liste,
    die Sundström ihm am Morgen gegeben hatte.
    Während er wartete, dachte er darüber nach, was
    Sundström nachher eigentlich hören wollte. Dass man
    mit den Männern gesprochen hatte, dass man jetzt
    wusste, welches Modell sie in den Jahren 1974 bis 1983
    gefahren waren und dass niemand gestanden hatte, Pia
    Lehtinen getötet zu haben, geschweige denn Marika
    Paloniemi, geschweige denn Sinikka Vehkasalo.
    Er drückte ein zweites Mal den Klingelknopf und rieb
    sich das Gesicht und die Augen, während er wartete.
    Olavi Pärssinen war offensichtlich nicht zu Hause.
    Warum auch.
    »Sie wollen zu mir?«
    Er wendete sich um und sah in das Gesicht eines
    alten, sonnengebräunten Mannes, der einen Werkzeug-
    kasten in der Hand hielt.
    »Olavi Pärssinen?« fragte Heinonen.
    »Der bin ich«, sagte der Mann.
    »Mein Name ist Heinonen.« Er hielt dem Mann sei-
    nen Ausweis hin. »Wir benötigen für Ermittlungen in
    einem Vermisstenfall einige Auskünfte von Ihnen.«
    »Ach«, sagte Pärssinen.
    »Ja.«
    »Ja... wenn ich helfen kann«, sagte Pärssinen und sah
    ihm offen in die Augen. Heinonen wartete einige Sekun-
    den und versuchte, einen Eindruck zu gewinnen. Der
    Blick des Mannes wirkte entspannt und ein wenig ent-
    rückt.
    »Wollen wir reingehen?« fragte Pärssinen.
    Heinonen nickte, und Pärssinen schloss die Tür auf.
    »Bitte«, sagte Pärssinen, und Heinonen betrat eine
    völlig im Schatten liegende, karg eingerichtete Woh-
    nung.
    »Ein Bier?« fragte Pärssinen.
    »Nein, danke«, sagte Heinonen.
    Pärssinen lächelte, verschwand in der Küche und
    kehrte mit einer Schachtel zurück, die er öffnete und
    auf den Tisch legte.
    »Nehmen Sie, die sind klasse«, sagte er und nahm
    sich einen Schokoladenkeks. »Normalerweise trinke ich
    dazu Pflaumenschnaps, aber Sie sind ja im Dienst, des-
    halb ...« Pärssinen hob abwehrend die Hände und lä-
    chelte. Heinonen nickte.
    »Aber nehmen Sie einen Keks, die sind wirklich gut.
    Und setzen Sie sich doch.«
    Pärssinen deutete auf das Sofa.
    »Danke«, sagte Heinonen. Er setzte sich und nahm
    einen der Kekse. Der Schokoladengeschmack war un-
    gewöhnlich kräftig und verursachte unmittelbar Übel-
    keit. Und dazu Pflaumenschnaps. Prost, dachte Heino-
    nen. Der Mann ihm gegenüber wirkte unvermindert
    entspannt. Die Wohnung war penibel aufgeräumt. An
    der Wand stand ein riesiger silberner Flachbildschirm-
    Fernseher, im Regal daneben befanden sich sorgfaltig
    aufgereiht DVD-Hüllen, alle weiß. Es roch frisch nach
    Zitrone, als habe gerade erst jemand gründlich gerei-
    nigt.
    »Ja ...«.sagtePärssinen.
    »Wir benötigen für unsere

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