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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Der gesunde Menschenverstand, selbst wenn man die überwältigende Fülle der Gegenbeweise außer Acht ließ, wehrte sich gegen einen solchen Unsinn. Trotzdem wurde sie ihren Verdacht nicht los. Von woher der kam, wusste sie selbst nicht. Wenn sie in ihrem bedrängten Kopf eine lange Liste zur Entlastung ihres Gatten entwarf, in der sie seinen an den Tag gelegten Eifer aufführte, sein Sich-Fügen in ihre lachhaften Launen, seinen Überschwang, sobald er mit ihr zusammen war, und die kleinen Freuden und intimen Vergnügungen, die er ihr bereitete, dann war ihr das ein Trost, vermittelte ihr sogar die Gewissheit, dass ihre Einbildungskraft hyperaktiv sei – was sie ja gewöhnlich auch war.
    Aber es vergingen nur wenige Sekunden, und sie gelangte zu einer ausgefalleneren Bewertung dieser positiven Punkte. Ihr Gatte war mehr oder weniger dabei, seine sich mehrenden Vergehen zu verschleiern. Sein diesbezüglicher Eifer nahm in dem Maße zu, wie seine Untreue wuchs.
    Andeutungen davon hatten völlig unauffällig begonnen. Während Kitty und Kieran Gemüse- und Kräuterbeete anlegten, hatte Kieran erwähnt, dass Brid mitunter erschien, wenn er die Mahlzeiten bereitete. Sie würde dann auf einem Schemel in der Küchenecke sitzen und ihm zusehen, eher gespannt als verwirrt, doch deutlich die Wunderwerke anerkennend, die er produzierte. Kitty zeigte nicht das geringste Interesse dafür. Anfänglich jedenfalls.
    Ein anderes Mal, sie spielten gerade ihre abendliche Runde Tischtennis – dies von den Hausbesetzern hinterlassene Tischtennisplatte nutzten sie weidlich –, sprach Kieran davon, dass er Brid am Bach gesehen hätte, wieder mit dentraurigen Gesichtszügen, die sich auch nicht aufhellten, wenn sie beim Anblick der Kühe lächelte, die das Schilfgras am Ufer ausrissen und es genüsslich mampften. Er fügte noch hinzu, dass er stehen geblieben sei und sie eine Weile beobachtet hätte, weil er sie nicht erschrecken wollte. Kittys Unterbewusstsein nahm davon Notiz.
    Während sie die Obstbäume auslichteten, wahrscheinlich schon zu spät, um noch in diesem Jahr eine ansehnliche Ernte zu erzielen, ließ sich Kieran über den lieblichen Ernst in Brids blauen Augen aus. Sie wäre frühmorgens beim Melken erschienen, saß aufrecht auf einem Schemel und beobachtete die alltäglichen Verrichtungen, die sie wahrscheinlich einst selbst erledigt hatte. Ihre schmutzigen bloßen Füße berührten die Steinplatten auf dem Fußboden. Kitty hatte sich alles angehört und nur »Hmm« gesagt.
    Abends hatten sie hinter der Burg ein Feuer gemacht und die ausgelichteten Zweige verbrannt, und Kieran hatte davon gesprochen, dass er Mitleid empfand mit der verstörten Brid. Das ließ Kitty aufhorchen. Dann redete er über das stille Vergnügen, das es ihm bereitete, wenn er sah, welche Zuneigung sie zu den Kühen empfand, wenn er sie beobachtete, wie sie zwischen den Tieren den Hang heraufkam, die aus dem Sumpfgelände nach oben trotteten. Mit einem verschlagenen Lächeln hatte er dabei zugegeben, dass ihn der Gedanke, dass man Lösungen finden müsste, die ihr endgültiges Verschwinden bewirkten, nicht mehr so schmerzte wie anfangs. Kitty hatte einen widerspenstigen Zweig mit einem Fußtritt in die Flammen befördert und später einen schon brennenden Ast gepackt, oben auf den Scheiterhaufen geworfen und ohne Unterlass zugeschaut, wie das Feuer ihn verzehrte.
    Kieran war das nicht entgangen.
    Danach sprach er nicht mehr über Brid. Erwähnte sie mit keinem Wort. Dieses Schweigen war es, das KittysVermutung beförderte. Zunächst hatte sie das von sich gewiesen, dann hatte sie dem Gedanken eine wenn auch nur geringe Möglichkeit zugestanden, die sich zu einem Verdacht auswuchs, und schließlich war sie sich absolut sicher, dass ihr Mann sich in Brid verliebt hatte.
    Wonach es sie unersättlich gelüstete, waren weitere Beweise. Sein Schweigen über die Sache war einer. Warum vermied er es, Brids Namen auch nur zu erwähnen? Ein anderer Beweis war darin zu sehen, dass er bei ihrem Liebesspiel mit gesteigerter Leidenschaft zu Werke ging. Das war lediglich eine vorsätzlich betriebene Ablenkung, gewiss nichts anderes. Einmal hatte Kitty ihn auch ganz unverfänglich gefragt: »Brid siehst du wohl gar nicht mehr?« Und er hatte mit einem aus Kittys Vokabular entlehnten Wort geantwortet: »Hmm.«
     
    Die Rennstrecke in Dingle bestand aus einer unbefestigten Aschen- (oder Modder-)bahn, hatte etwa die Breite eines Fahrstreifens und war mit weißen

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