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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Webstuhls. »Ist ja klar, sie konnten gar nichts verstehen. Ich habe Englisch gesprochen. Woher sollten die Englisch können? Ich hätte Irisch reden müssen. Aber weil sie uns wie Fremde vorkommen … nein, wie dumm von mir…«
    »Auf Irisch«, sagte Kieran. »Sag die Worte noch mal. Wollen sehen, ob sie hören können. Ob sie zurückkommen.«
    Zaghaft rief Kitty auf Irisch: »Seid ihr hier?« Antwort erhielt sie keine, nichts regte sich in der Luft, nichts deutete ihre Rückkehr an.
    Nun versuchte sich Kieran auf Irisch: »Sag ihnen, wir wollten ihnen keinen Schreck einjagen. Sag ihnen, wir stammen aus Kerry, genau wie sie selber. Bloß sag das alles auf Irisch.«
    »Brauch ich gar nicht«, stellte Kitty fest. »Hast du doch eben selbst gemacht.«
    Dennoch erhielten sie keine Antwort, auch in den dunkleren Ecken rührte sich nichts. Sie warteten. Kieran bückte sich, wollte die Harfe wieder aufnehmen, hielt aber inne.
    Rasch richtete er sich auf. »Unser Problem ist gelöst«, sagte er auf Englisch.
    »Red Irisch!«
    »Nein«, fuhr er fort, immer noch auf Englisch. »Wirbrauchen uns wegen der … wegen der ›Sache‹ keine Sorgen weiter zu machen.«
    »Was für ’ne ›Sache‹?«
    »Wenn wir beieinander sind … ich meine, wenn wir ganz allein sind nachts … wenn wir’s auf Englisch machen, dann sind wir doch sicher, dass sie sich nicht irgendwo in der Nähe aufhalten. Das wird sie abschrecken.«
    »Sich lieben auf Englisch?«
    »Um unsere Privatsphäre zu schützen.«
    »Wie können wir uns auf Englisch lieben?«
    »Warum sollte das nicht gehen?«
    »Liebesspiel auf Englisch, das geht nicht. Englisch hat dafür nicht die richtigen Laute. Es hat nicht die richtigen Wörter.
Du
kannst das nicht, und
ich
kann es nicht – wir brauchen es erst gar nicht zu probieren.«
    »Aber wenn es die Garantie bietet, dass wir unter uns sind?«
    »Das wird nicht funktionieren. Ich jedenfalls kann es nicht. Wär ja kein richtiges Sich-Lieben.«
    »Willst du etwa, dass sie uns belauern?«
    »Nein, aber wenn ich keine andere Wahl habe …«
    Kieran ließ sich auf die Bank am Webstuhl nieder. »Du hast recht. Wir können es nicht irgendwie anders machen, es geht nur auf die eine Art.«
    Kitty zuckte lediglich die Achseln. »Vielleicht können sie dabei noch was lernen.«
    Kieran griff nach der Hand seiner Frau. »Eine Lehrstunde für andere hat mir dabei eigentlich nicht vorgeschwebt.« Ein Lächeln, das man nur als lüsternes Grinsen beschreiben kann, breitete sich über sein Gesicht, brachte den Bart fast bis an die Augen. »Sollen wir es ihnen zeigen? Jetzt?«, flüsterte er auf Irisch. »Hier? Mal sehen, ob sie dann zum Vorschein kommen.«
    »Hier?« Kitty zog die Hand weg; nach einer Pause, währendder sie die Hand keusch über der rechten Brust hielt, griff sie rasch nach der Hand ihres Mannes und drückte sie gegen ihre Wange. Sie verfiel in ihre irische Muttersprache und sagte: »Na schön, wir können es ja versuchen. Was aber, wenn sie uns unterbrechen?«
    »Spiritus interruptus?«
    Kitty stöhnte. »Jetzt hast du alles verdorben.«
    Kieran stand auf. »Das bring ich schon in Ordnung.«
    »Aber nur auf Irisch. Verstanden?«
    »Anders geht’s gar nicht«, antwortete Kieran. Als er seine Lippen von ihren getrennt hatte, sagte sie: »Und nicht aufhören, falls jemand anfängt, auf der Harfe zu spielen.«
    Und so begann ihr irisches Liebesspiel – im Beisein von Harfe und Webstuhl.

Kapitel 5
     
    Der fröhliche Monat August war gekommen und mit ihm Kitty McClouds und Kieran Sweeneys beinahe lebenslanges Muss, das berühmte Pferderennen in Dingle zu sehen und, wichtiger noch, dort gesehen zu werden. Es würde das erste Mal sein, dass sie zusammen in Dingle erschienen. In früheren Tagen, vor ihrer wundersamen Eheschließung, hatte ihr Bestreben, sich gegenseitig aus dem Wege zu gehen, und der Austausch von Beschimpfungen, wenn sie dann doch einander trafen, stets eine zum Lauf der Pferde zusätzliche Belustigung geboten. Natürlich hatte sich jedermann bemüßigt gefühlt, für die eine oder andere Seite Partei zu ergreifen. Stammten doch sowohl die McClouds wie die Sweeneys aus bekannten, wenn auch nicht immer geschätzten Sippen. Niemand wusste genau, worum es bei dem uralten Streit zwischen ihnen eigentlich ging, weshalb ebenso viele todsichere Mutmaßungen kursierten, wie es Leute in der Grafschaft Kerry gab. Einige meinten, es hätte sich um Viehdiebstahl gehandelt, andere sagten, es sei ein Grenzstreit zwischen den

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