Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
Vom Netzwerk:
ist es richtig, die beiden zu trennen? Nach dem, was du erzählst, sucht einer die Nähe des anderen. Sollten sie nicht besser beide … erlöst werden?«
    Wieder dieses innere Sich-Winden. »Vielleicht ja. Wenn aber Taddy bleiben möchte …«
    »Weshalb sollte er bleiben wollen?«
    Kitty richtete sich auf ihrem Stuhl gerade auf, lachte dann sogar kurz auf. »Wie … wie soll ich das wissen? Ich weiß ja nicht einmal, wieso er eigentlich da ist.«
    Der Pater sah sie ernster an, als ihr lieb war. Sie hätte garnicht erst herkommen sollen. Die Sache wurde mit jeder Minute unerquicklicher. Sie hatte auf Mittel und Wege gehofft, Brid loszuwerden, irgendeine Zeremonie, die sie verscheuchte. Und nun sollte sie für das Frauenzimmer beten. Wiederum, wenn es half und Brid tatsächlich ewige Ruhe fand, dann wäre sie nicht mehr da und Kieran könnte sich nicht in sie vergucken.
    Ganz schön kompliziert, das Ganze. Sie verspürte keine Lust, länger darüber nachzudenken. Jedenfalls nicht hier, wo Pater Colavin sie ansah, als wüsste er mehr, als er zugab, und sie zappeln ließ. Sie war bemüht, für sich und ihn wieder sicheren Boden zu gewinnen, wo beide wussten, worauf der andere hinauswollte, wo für beide die Welt in Ordnung war. »Ich will nicht vom Thema ablenken, Pater, nur so ein Gedanke. Hatten Sie nicht etwas von der Glockenstube gesagt, von notwendigen Reparaturen, damit die Glocke beim nächsten Läuten nicht auf der Straße landet?«
    »Oh, das ist längst erledigt. Aber nett von dir, dass du daran gedacht hast.«
    »Und die Fenster. Welche waren es doch gleich? Die hinter dem Altar?«
    »Auch schon repariert. Trotzdem, vielen Dank.«
    »Oh.« Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Aber das Dach …«
    »Ach, Caitlin, Caitlin. Darum kann ich dich nun wirklich nicht bitten. Du hast schon zweimal für das Dach gespendet. Nein, das bringe ich nicht fertig.«
    »Aber … ich könnte doch vielleicht …«
    »Nein, nein, nein. Du hast mehr als einmal dein Scherflein beigetragen – und das nicht erst gestern.« Er schlug das Hauptbuch zu.
    »Sollte es aber sonst etwas geben …«
    »Nächsten Dienstag komme ich zur Burg und lese dort die Messe. In dem Raum mit der Harfe und dem Webstuhl.Eine Messe für Taddy und Brid. Damit sie Ruhe finden. Vielleicht hat der Spuk damit ein Ende.«
    »Ich wollte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten, Pater.«
    »Ob du das willst oder nicht, interessiert mich nicht. Sieben Uhr. Du musst nicht zugegen sein. Das gilt auch für Taddy oder Brid oder Kieran oder sonst wen. Und sollte ich bei ihrem Anblick vor Schreck zu Boden sinken, dann komm ich auch allein wieder auf die Beine, macht euch keine Sorge. So viel steht fest, ich werde meine Messe dort lesen. Ist das klar?«
    Kitty hätte sich am liebsten geohrfeigt, mit den Zähnen geknirscht und laut aufgekreischt. Aber sie nickte nur zustimmend.

Kapitel 7
     
    Seit fünf Tagen hatte es nicht mehr geregnet, und Gerüchte über eine Dürreperiode verbreiteten sich in der Grafschaft. Selbst die Nebel, die sonst die Gipfel der Höhenzüge verhüllten, hatten sich aufgelöst. Dem unvermindert grellen Licht des ununterbrochenen Sonnenscheins ausgesetzt, fingen die Leute schon an, sich leicht unwohl zu fühlen, als würde ein Fremdkörper ihr Privatleben bedrohen. Gutes Wetter war stets für eine Gnade des Himmels gehalten worden, doch nun verlor sich das Gefühl, besonders begnadet zu sein. Stattdessen erlebten sie eine Folge von Tagen, von denen jeder dem nächsten glich, so dass Abwechslung und Überraschung, die ihnen das Wetter normalerweise bot, aus ihrem Leben verschwunden waren. Der Stechginster und das Heidekraut auf den Berghängen sahen am Mittwoch genauso aus, wie sie am Montag oder Dienstag ausgesehen hatten. Und die höchsten Bergspitzen blieben stets sichtbar, waren leicht auszumachen, verschwanden nie, waren immer da.
    Vorhersagbarkeit hatte sich eingestellt, ein Phänomen, an das sich niemand gewöhnen konnte. Bislang war Unzuverlässigkeit die Norm gewesen, und nun musste man mit der Bedrohung, genannt Zuverlässigkeit, fertig werden: Steten Wechsel gab es nicht mehr, und eine Folge von Tagen, bei der einer dem anderen glich, konnte im Laufe der Zeit leicht Gleichförmigkeit in den Menschen bewirken, so dass auch bei ihnen einer dem anderen glich, ein Erscheinungsbild, das in ihrem Volksstamm unbekannt war. Freilich dauerte diese Wetterkonstellation erst den fünften Tag an, noch hatte sich das generelle Unbehagen nicht

Weitere Kostenlose Bücher