Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)
eine nähere Bekanntschaft einzulassen. Zu Aaron sagte er: »Dann sind Sie bestimmt Aaron.«
»Aaron McCloud. Ich war auch bei der Burg neulich.« Er deutete eine Verbeugung an, wollte nicht riskieren, mit ausgestreckter Hand dazustehen.
»Kittys Cousin?«
»Neffe.«
»Auch nicht schlecht.«
Lucille, die nun begriff, dass Declan ihr auswich, zog langsam die ausgestreckte Hand zurück. Aaron hatte für einen Moment den Eindruck, sie würde sich bekreuzigen, sah aber erleichtert, dass sie die Hand zum Kopf führte und sich kratzte. Es schien ihr Vergnügen zu bereiten, die Frisur in Unordnung zubringen. »Ich war mal seine Frau, Lucille McCloud. Jetzt heiße ich Lucille Glyzinski. Und
sie
ist Lolly McCloud. Will damit sagen, sie sind verheiratet.«
Declan starrte eine Weile vor sich hin, als wolle er begreifen, was für ein Geschöpf da vor ihm stand, und wandte sich dann an Aaron. »Sie sind also mit ihr verheiratet?«
»Ja, bin ich.«
Declan vergewisserte sich bei Lolly: »Dann bist du also mit ihm verheiratet?«
»Sieht so aus.« Sie fügte hinzu: »Ja, ja, wir sind verheiratet. Schon über ein Jahr.«
Declan schaute zu Boden. War sehr nachdenklich, als ob er die Bedeutung der Worte nur allmählich begriff, die eben gefallen waren, und sagte schließlich: »Ich erinnere mich. Bei der Burg. Ich habe da so etwas gehört, war mir aber nicht klar, was das bedeutete. Es schien so … na ja, … so, ist ja auch egal. Ich hätte genauer hinhören müssen.«
Aaron wollte es bei dieser Äußerung nicht bewenden lassen. »Es schien so, wie?«
Lolly sprang ihm bei. »Wunderbar?«
Lucille prustete los, hielt sich aber sofort die Hand vor den Mund.
Ohne darauf zu reagieren, sagte Declan, immer noch in Gedanken verloren: »Und Kitty McCloud ist mit Kieran Sweeney verheiratet. Ein Sweeney mit einer McCloud. Ist ja ’ne Menge passiert, während ich weg war.«
»Kann man so sagen«, meinte Aaron.
Declan ging darauf nicht ein. Er schaute zu Lolly, sah ihr direkt in die Augen. »Ich habe nicht erwartet, dass jetzt alles so anders ist.«
Lolly zuckte nur die Achseln. Lucille hatte das Gefühl, sie müsste wieder etwas zur Unterhaltung beisteuern. »Sie halten es wohl für einen Witz, dass sie mit ihm verheiratet ist, wie? Nach all dem, was ich vorhin gesagt habe. Er war auch mit mir verheiratet. Scheint ihm gut zu bekommen, nicht wahr?«
Wieder starrte Declan vor sich hin, als versuchte er sich klar zu werden, warum er eigentlich hier war und ausgerechnet jetzt. Auch das rote Chorgewand bot keine befriedigende Antwort. Um irgendwie die Situation zu retten, stellte Lolly in einem Ton fest, als habe sie die tollste Nachricht seit langem zu verkünden: »Und, Declan, du deckst jetzt die Reetdächer in der Burg. Ist das wirklich wahr?«
Total verwundert fragte Lucille dazwischen: »Burg? Was höre ich da von einer Burg?«
Aaron und Lolly scharrten mit den Füßen auf der Erde herum und blieben ihr eine Antwort schuldig.
Declan brauchte abermals einige Augenblicke, bis er verarbeitet hatte, was Lolly gesagt hatte. Er schien sich verschiedene Antworten zu überlegen, zuckte dann aber doch nur die Achseln. »Die Reetdächer auf der Burg sind immer von einem aus meiner Familie gedeckt worden. Und das von dem Tag an, da die ersten Mauern hochgezogen wurden.« Er blickte ihr wieder in die Augen. »Und dabei wird es auch bleiben. Alles andere mag sich ändern. Das aber nie. Ich werde mich getreulich daran halten, wie es immer war.«
Lucille trat von einem Fuß auf den anderen, als würde sie sich gleich in die Hosen machen. »Entschuldigt mich bitte, aber ich muss jetzt zurück.« Und an Declan gerichtet: »Ich singe mit. Haben Sie sich bestimmt schon gedacht, aufgemacht wie ich hier bin. So selten, wie wir Gelegenheit haben, uns mit Iren zu unterhalten, war das ein Erlebnis für mich. Eine besondere Ehre. Wirklich so interessant, und ich mag die Art, wie die Leute hier reden. Tagelang könnte ich zuhören, was sie sagen und wie sie es sagen, egal, ob das Sinn macht oder nicht. Aber nun müsst ihr mich entschuldigen …«
Um in Lucille von vornherein nicht die Erwartung aufkommen zu lassen, dass man nach der Aufführung auf sie warten würde, brachte es Aaron zuwege, sich zu verabschieden: »Höchstwahrscheinlich werden wir uns nachher nicht mehr sehen, daher möchte ich dir lieber gleich gratulieren. Eure Aufführungwird wunderbar sein, ist es jetzt schon. Und grüß deinen … deinen Mann. Den jetzigen.«
Lucille war
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