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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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mein Fehler.« Mit der bloßen Andeutung einer Neigung des Kopfes fügte er hinzu: »Lord Shaftoe.«
    »Lolly McCloud, geborene McKeever.« Lolly veränderte ihre Haltung nicht im Geringsten.
    »Freut mich sehr.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Ein krampfhaftes Lächeln schob die Mundwinkel des Mannes zur Seite und verzerrte sein Gesicht. »McCloud, sagen Sie. Dann sind Sie also mit den Mietern verwandt.«
    »Mit den Besitzern.«
    »Natürlich.« Wieder das entstellende Grinsen.
    »Ich bin mit dem Neffen von Kitty McCloud verheiratet.«
    »Oh, dann sind Sie ja hier so gut wie zu Hause.«
    »Ich wohne woanders.«
    »Aber Sie sind doch wohl jederzeit willkommen. Gehe ich in der Annahme recht?«
    Lolly zuckte mit den Schultern.
    Declan wendete seinen Blick von dem Mann ab und stellte fest, dass Brid und Taddy verschwunden waren. Da sie das ab und an taten, beunruhigte ihn das nicht sonderlich, nur war auch die Aufmerksamkeit des Geisterschweins nicht länger auf seinen Artgefährten gerichtet, sondern auf den Fremden, der neben Lolly stand. Die ließ sich von ihm nicht beeindrucken, wohingegen Declan beschloss, dem weiteren Verlauf der Dinge genau zu folgen. Dieser Mensch war nicht zufällig hier.
    »Wenn ich Sie bitten dürfte – Ihr Auto blockiert mir die Ausfahrt«, stellte Lolly sachlich fest.
    »Oh. Das tut mir leid. Wie gedankenlos von mir. Aber darf ich zunächst noch eine Frage stellen: Sagt Ihnen mein Name – Shaftoe, wie schon erwähnt – Lord Shaftoe etwas?«
    »Shaftoe sagt mir nichts. Und Lord schon gar nicht.«
    »Eine amüsante Bemerkung.« Um die schmalen Lippen zuckte es heftiger als zuvor. »Ich muss gestehen, dass meine Beweggründe, hier Halt zu machen, sentimental, ja, mir peinlich sind. Sie müssen nämlich wissen, das hier war die Heimstatt meiner Vorfahren, und zwischen den gegenwärtigen Mietern und mir war es zu törichten Streitigkeiten gekommen, die, wie ich zugeben muss, zu ihren Gunsten entschieden wurden.«
    »Ich habe davon gehört.« Lolly blieb ungerührt. »Sollten Sie nicht eigentlich im Gefängnis sitzen?«
    »Für eine gewisse Zeit war das auch der Fall. Ja, ja. Eine interessante Abwechslung. Eine ungeahnte Gelegenheit, mich in einer Fertigkeit zu üben, die ich nicht für möglich gehalten hätte, im Squash nämlich. Solcher Art sind die Strafen, die einem von einer zivilisierten Gesellschaft auferlegt werden. Und außerdem ist man nicht umsonst Lord, selbst heutzutage, da jede Form von Hochachtung verkümmert.«
    Seine kosmetisch aufgetragene Gesichtsfarbe strafte den Lord Lügen, denn – wie Declan feststellte – hatte der gute Mann versucht, die Blässe, die von dem Entzug des Sonnenlichts herrührte, zu übertünchen. Squash, von wegen. Der Mann hatte ineiner Zelle geschmachtet – wie es sich in einer Gesellschaft gehörte, die sich ihrer vom Gesetz vorgeschriebenen Verantwortung bewusst war.
    »Ich gehe von der freudigen Gewissheit aus, dass das Heim meiner Vorfahren in kompetenten, oder sollte ich lieber sagen,
treusorgenden
Händen ist«, äußerte der Lord.
    »Können Sie gerne sagen«, meinte Lolly, »nur blockiert Ihr Wagen immer noch …«
    Declan hatte seinen Hochsitz verlassen, möglicherweise wurde sein Eingreifen nötig.
    »Ja, natürlich«, fiel ihr der Lord ins Wort. »Ich werde ihn sogleich zur Seite fahren. Doch zuvor, glauben Sie, es gäbe etwas dagegen einzuwenden, wenn ich, wie soll ich sagen, durch das Gelände streife und in Träumereien schwelge, die unerfüllt blieben? Ich meine damit die Rückgabe der Burg an ihren rechtmäßigen … ich meine, die Erfüllung meiner Kindheitsträume, dass ich als Lord Shaftoe durch die Hallen, Wiesen und Felder wandle, wo sich in glückvolleren Zeiten meine Vorfahren die Ehre gaben.«
    »Ich fürchte, mir steht es nicht zu, Ihnen das zu gestatten. Würden Sie jetzt endlich Ihr dämliches …«
    »Aber ja. Nur einen Moment noch. Ich sehe da jemand, der vielleicht ein wenig zuvorkommender ist.« Er hob die Hand und rief: »Mr Sweeney! Ich bin’s. Ich … ja … ich bin hier, um Ihnen zu danken. Sie haben doch nichts dagegen.«
    Declan hatte Kieran schon von Weitem den Berghang hinabsteigen sehen. Der Burgherr hatte dann aber einen großen Bogen gezogen, um den Morast am Fuße des Crohan zu umgehen. Als er jetzt den Hof betrat, begrüßte er den Eindringling mit den Worten: »Mr Shaftoe, wenn mich nicht alles täuscht.«
    Der Lord brach in ein befremdliches Gelächter aus, halb kichernd, halb meckernd. »Wenn Ihnen die Form

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