Das Schwert der Keltin
klar waren, dann aber salutierte er. »Vielen Dank. Das werde ich dann genau so in den Bericht miteinfügen.«
Anschließend wurden die Pferde gebracht. Die Handgelenke der Gefangenen wurden gefesselt. Man war ihnen beim Aufsteigen behilflich und führte sie anschließend in langsamer Gangart den Hügel hinunter. An dem dahinter verlaufenden Pfad bezeichnete ein Steinhaufen von der Höhe eines hoch zu Ross sitzenden Mannes die letzte Ruhestätte eines Kampfhundes.
XVII
»Breaca? Breaca, wach auf.«
Es war eine dunkle, mondlose Nacht. In Breacas Traum hatte Caradoc sowohl Scapula als auch den gescheckten Dekurio niedergemetzelt und war dann zu ihr zurückgeritten, die beiden Köpfe als Geschenk in seinen Umhang gewickelt. Als die abgetrennten Schädel dann aber auf Mona eintrafen, hatte sich der des Dekurio in den Kopf von Amminios verwandelt, Caradocs älterer Bruder, der sich mit Rom verbündet hatte. Der Kopf sang auf Lateinisch und verspottete Breaca, versprach ihr Rache für seinen Tod, obwohl Breaca doch gar keinen Anteil daran hatte.
»Breaca? Kannst du mich hören?«
Nun regte Breaca sich endlich, froh, diesem Traum entfliehen zu können. In der Zwischenwelt des Erwachens merkte sie, dass ihre Tochter an ihrer linken Brust saugte und an die rechte angelegt werden sollte, und sie spürte, wie sich plötzlich kühle Finger um ihr Handgelenk schlossen. Nach kurzem Besinnen erkannte sie Airmids Berührung; dies war die Art, wie sie einander immer aufgeweckt hatten. Schlaftrunken öffnete Breaca die Augen.
»Caradoc?«, fragte sie. »Hat er gesiegt?«
»Ich weiß es nicht.« Airmid stand neben ihrem Bett, eine konturlose Gestalt in ihrem wallenden Umhang, ihr schwarzes Haar mit der Nacht verschmolzen. »Auf der anderen Seite der Meerenge wartet ein Kurier. Ich habe Sorcha losgeschickt, um ihn zu uns herüberzuholen. Ich dachte, du würdest ihn vielleicht gerne begrüßen.«
Ich dachte, du würdest vielleicht gerne … Ich habe gesehen, wie du dich in den vergangenen drei Tagen nur noch um deines Kindes willen zum Essen gezwungen hast, wohingegen dein Körper vor lauter Kummer jede Nahrung hatte verweigern wollen. Ich habe auch gesehen, wie du von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang immer wieder die Küste an der Meerenge entlanggewandert bist, wie du darauf gewartet hast, endlich einen Kurier den Berg in der Ferne hinabreiten zu sehen - wie du gehofft hast, dies alles noch viel früher zu erfahren.
Die Aussicht auf Neuigkeiten ließ Breaca schließlich vollkommen erwachen, und Graine mit ihr. Das Kind gluckste einmal unwillig, verstummte dann aber wieder und nuckelte weiter. Airmid nahm sich eine Fackel und entzündete sie, und Breaca folgte ihr den Pfad zur Mole hinunter, wo die Fähre anlegen würde. Rain, der junge Jagdhund und Nachkömmling von Hail, rannte voraus und schnüffelte neugierig; den ganzen Tag über war er schon äußerst unruhig gewesen, und es war besser, ihn nun mitzunehmen. Am Aussichtsfelsen dicht bei den Hügeln blieben sie stehen und blickten auf die Meerenge hinab. Ganz schwach konnte man nun die Silhouette der Fähre erkennen, die sich dunkel und wie ein durch das Wasser gleitender Otter vor einem fast schwarzen Hintergrund voranschob. Bei jeder Bewegung des Steuerruders wurde das Wasser dahinter zu grünem, fluoreszierendem Schaum aufgewirbelt; ein Geschenk des Meergottes Manannan an die Fischer und die Fährfrauen, damit diese auch in der Nacht noch etwas sehen konnten und auch selbst gesehen wurden. Der Wind wehte scharf von Norden her und sorgte für eine starke Dünung. In der Stille der Nacht hörten sie das Geräusch heftigen Würgens und dann die leicht konsterniert klingende Stimme Sorchas, die einfach nicht verstehen konnte, wie ihr geliebtes Meer manchen Leuten Übelkeit verursachen konnte.
Schließlich erreichte die Fähre den Anleger, auf dem Breaca und Airmid warteten. Holz prallte leicht gegen Holz, und ein Tau wurde festgemacht. Dann sprang Sorcha an Land und wandte sich um, um ihrem Fahrgast beim Aussteigen behilflich zu sein. »Das ist Lythas«, sagte sie. »Venutios hat ihn mit einer Nachricht zu uns geschickt.« Überflüssigerweise fügte sie dann noch hinzu: »Ihm ist schlecht geworden.«
Im Fackellicht zeigte sich ein kleiner, hübscher junger Mann von Ardacos’ Statur, dem ganz offensichtlich tatsächlich schlecht geworden war, obwohl dies nicht das größte Übel war, das er in den letzten Tagen zu ertragen gehabt hatte. Über der Schulter und an der
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