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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Wangen, ließ die über seinen Zügen liegende Anspannung überdeutlich hervortreten. Zwar war diese auch zuvor da gewesen; aber durch reine Willensanstrengung oder vielleicht auch bloß aus der Entschlossenheit heraus, niemals die Führung aufzugeben, hatte Caradoc sie bislang eisern unterdrückt - selbst hier, wo es doch ohnehin nur noch einen Mann gab, den er hätte führen können. Ohne diese innere Haltung aber sah er nun genau so aus, wie Dubornos sich fühlte: wie eine Seele, die haltlos durch einen grenzenlosen Raum irrte, die laut nach den Göttern rief, jedoch nicht einmal das Echo ihrer eigenen Stimme vernahm. Caradocs Atem, der zuvor noch sehr beherrscht und ruhig gegangen war, kam zunehmend keuchend und stoßweise über seine Lippen.
    Dubornos wartete mit angehaltenem Atem. Gerade in dem Augeblick, als er seine Lungen wieder mit Luft füllen wollte, krachte Caradocs Faust gegen die Wand und ließ ein großes Stück schlecht aufgetragenen Verputzes vom Mauerwerk abspringen. In seiner Stimme schwang eine kaum zu bändigende Wut mit: »Bei allen Göttern! Ich wünschte, ich wüsste, wie es ihr geht.«
    Dies war das erste Mal, dass einer der Gefangenen eine Reaktion gezeigt hatte, die man als aggressiv bewerten konnte, und darauf hatten die Wachen ganz offensichtlich nur gewartet. Grinsend ließen sie ihre Hände zu ihren Waffen hinabgleiten. Sie durften Caradoc und Dubornos zwar nicht töten; ein gewisses Maß an »Unterhaltung« aber war erlaubt. Drohend zog die zuvor noch weit entfernt geglaubte Gefahr herauf. Der kleinere der beiden Männer schloss seine Hand um einen mit Bleispitzen bewehrten Lederriemen. Den ganzen Nachmittag über hatte er schon damit herumgespielt, hatte ihn unentwegt zusammen- und wieder auseinander gerollt, hatte ihn wie feinstes Bienenwachs mit seiner Hand verschmelzen lassen. Perfekt schmiegte sich der Riemen nun über die Erhebungen seiner Fingerknöchel. Probehalber ballte er seine Hand einmal zur Faust und öffnete sie wieder. Dann trat er auf Caradoc zu und holte zum Schlag aus.
    In einiger Entfernung ertönte urplötzlich der langsam anschwellende, klagende Ton eines Horns. Jäh hielten beide Wachen mitten in der Bewegung inne, ihre Aufmerksamkeit auf das Hornsignal konzentriert, ihre Haltung die zweier grob gemeißelter Statuen, Sinnbilder der puren Enttäuschung. Gleich darauf ertönten draußen Schritte, wanderten den Korridor entlang und hielten irgendwo hinter der Tür an. Eine kehlige Stimme fragte nach einer Parole, eine ebenso dunkle Stimme antwortete, beide auf Lateinisch. Dann trat ein einzelner Mann direkt an die Tür heran.
    Dubornos hatte einen kleinen Astknoten in dem unbehandelten Holz seiner Pritsche gefunden, umkreiste ihn nun mit seinem Daumen, zählte dabei mit. Dieser gleichmäßige Rhythmus beruhigte ein wenig die schreiende Angst in seinem Inneren. Caradoc, auf der anderen Pritsche hockend, legte die Fingerspitzen aneinander und ließ sein Kinn darauf niedersinken. Caradocs Hände zitterten nicht, doch die Ränder seiner Nasenflügel waren ganz weiß geworden, und wer ihn gut kannte, wusste, dass er sich angestrengt darum bemühte, weiter ruhig zu atmen. In dem von Schweißgeruch erfüllten Zwielicht hörte ein jeder der Männer jetzt nur noch das Rauschen seines eigenen Blutes und die - nun in einem schnelleren Rhythmus als zuvor - pfeifende, entzündete Nase der größeren der beiden Wachen.
    Die sich nähernden Schritte hielten schließlich draußen vor der Tür inne, und sie wurde geöffnet. Ein in eine prachtvolle metallene Rüstung gekleideter Zenturio der Prätorianergarde trat ein und verkündete: »Der Kaiser wünscht euch zu sehen.« Als Dubornos sich daraufhin erhob und die Beine ausstreckte, um endlich wieder den Krampf in seinen Waden zu lösen, sah er plötzlich direkt vor seinen Augen eine Schwertspitze aufblitzen. »Nicht du. Nur der Anführer. Caratacus, der ihm neun Jahre lang getrotzt hat. Nun möchte Claudius ihn sehen und über ihn richten.«
    »Dann müsst ihr mich aber mitnehmen«, entgegnete Dubornos.
    »Nein. Es sei denn, du möchtest, dass dein Kopf als Geschenk an den Kaiser geht.«
    »Wenn das die Bedingung ist, ja.«
    »Dubornos, nicht! Einer von uns beiden muss doch bleiben. Der Kinder wegen.« Geschmeidig erhob sich Caradoc und salutierte vor dem Zenturio als einem gleichrangigen Offizier. Daraufhin legten sie ihm abermals Eisenringe um die Handgelenke, zerrissen dabei seine Verbände. Noch ehe sie die Prozedur

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