Das Schwert der Koenigin
und Merren hob das kleine Mädchen hoch und drückte es fest an sich.
»Es tut mir leid«, sagte Merren laut. Sie wollte ihre Gefühle nicht herauslassen; ihr Vater hatte ihr die Notwendigkeit eingebläut, distanziert zu bleiben, aber es war unmöglich, sich zurückzuhalten. All die Dinge, die sie unterdrückt hatte, die Dinge, die zu verbergen man sie gelehrt hatte, mussten herauskommen. »Es tut mir leid, dass ich euch bitten muss, dies für mich zu tun. Ich wünschte, ich bräuchte nicht darum zu bitten. Ich wünschte, sie könnten alle sicher zurückkommen.«
Und dann schluchzte sie und klammerte sich an Karia. Karia erwiderte ihre Umarmung und tätschelte ihr mit einer kleinen Hand die Schulter.
»Es ist in Ordnung«, sagte sie mit einer Stimme, die wie die einer Erwachsenen klang.
Merren nahm nur wahr, dass die Familien sich dichter um sie drängten, während sie sich die Augen abwischte und sie wieder öffnete.
»Wir werden Euch beistehen, meine Königin«, erklärte eine Frau. Merren erkannte in ihr Wimes Ehefrau, Luise, die sie nur vor wenigen Tagen angeschrien hatte. Damals hatten die Augen der Frau vor Wut und Frustration geglüht. Sie erwartete, dass sie jetzt voller Verachtung sein würden. Stattdessen sah die Frau sie mit Mitgefühl und Bewunderung an. »Wir werden Euch alle beistehen. Gemeinsam können wir stark sein. Wir brauchen es nicht allein durchzustehen.«
Merren wischte sich das Gesicht ab und zwang sich zu einem Lächeln.
»Es tut mir leid, ich weiß nicht, was ihr von mir denken müsst«, sagte sie unwillkürlich.
»Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, meine Königin. Wir halten jetzt mehr von Euch als je zuvor. Wir hatten noch nie einen Herrscher, dem etwas an uns gelegen war«, stellte Luise energisch fest, und viele der anderen Frauen um sie herum nickten heftig. »Wir haben auch nie erwartet, einen zu sehen.« Luise zögerte, als ringe sie mit sich, dann lächelte sie. »Hättet Ihr Lust, Euch auf eine Tasse Tee zu uns zu gesellen?«
Merren überlegte, dass ihr Vater – und in der Tat die meisten der Edelleute – eher ihr eigenes Erbrochenes getrunken hätten als eine Tasse Tee zusammen mit gewöhnlichen Menschen.
»Ich denke, die hätte ich«, erwiderte sie lächelnd.
»Solange es ein paar Kekse gibt«, fügte Karia hinzu.
Auf dem Bauernhof schwankte Martil zwischen Hoffnung und Verzweiflung, dachte, dass sein Plan funktioniert hatte, und befürchtete gleichzeitig, dass er diese Männer in eine Katastrophe geführt hatte. Als endlich ein Vogel ankam, machte er sich auf das Schlimmste gefasst, bis Barrett die Neuigkeiten verkündete.
»Es hat geklappt! Sie haben uns geglaubt! Sie haben den Wald abgesucht, und jetzt ziehen sie mit ihren Toten und Verletzten ab«, rief Barrett, und in der Scheune explodierte der Jubel.
»Sie wollten nicht zu lange bleiben, sie wollten die Verletzten zu den Wundärzten bringen«, sagte Martil zuversichtlich, als hätte er die ganze Zeit über gewusst, dass das geschehen würde. »Jetzt werden wir sehen, ob sie morgen zurückkommen. Wenn sie es tun, steht ihnen eine Überraschung bevor.«
»Herr, wir müssen mit Petar und Kell reden«, meinte Sirron leise.
Martil stimmte zu. Er erwartete nicht, dass sie glücklich über die Neuigkeiten sein würden, aber er hatte das Gefühl, dass sie sie in Anbetracht der Umstände einigermaßen gut aufnahmen.
»Also habt Ihr uns nur für heute gerettet?«, fragte Kell entsetzt.
»Sei kein Narr, Mann. Wir werden gehen müssen, aber einen Hof kann man immer wieder aufbauen. Leute kann man nicht wieder zusammensetzen«, schnaubte Petar.
»Ihr könnt euch uns anschließen. Wir haben ein sicheres Lager«, bot Martil an.
»Und dann werdet Ihr zweifellos wollen, dass unsere Söhne sich Euren Kriegern anschließen«, murrte Kell.
»Dafür sind Jungen da, auszuziehen und mutig zu sein und dann zurückzukommen und zu begreifen, dass Landwirtschaft besser ist, als Kriege zu führen. Ist das nicht richtig, Junge?« Petar schlug Sirron auf die Schulter. »Meine drei Söhne werden gern bei Euch mitmachen. Wir werden unsere Höfe nicht zurückbekommen, bis Ihr gewonnen habt, also können wir geradeso gut jetzt anfangen, um sie zu kämpfen.«
Martil erklärte, dass sie den Zug Panzerreiter in eine Falle locken wollten, wenn er am nächsten Morgen eintraf.
»Aber wir hoffen, dass sie niemanden schicken, sodass wir uns am Morgen unbemerkt davonmachen können. So oder so, ihr müsst euch zum Aufbruch rüsten. Und
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