Das Schwert der Koenigin
an. Sie warteten alle auf seine Antwort, und er konnte keine Spur von Hohn in ihren Gesichtern entdecken.
»Wollt ihr es wirklich wissen?«, fragte er.
»Natürlich, Herr! Ihr seid ein berühmter Magier! Wir wussten nicht genau, wozu Ihr in der Lage sein würdet, aber jetzt, da wir Euch in Aktion gesehen haben … Ich meine, es wird etwas sein, das ich meinen Enkelkindern erzählen kann, von diesem einen Tag, an dem ich neben Barrett dem Zauberer gekämpft habe«, begeisterte sich Sirron.
»Nun, dann steht hier nicht so herum. Setzt euch«, wies Barrett sie an. »Macht es euch bequem.« Vielleicht sind diese Krieger doch nicht so schlimm , dachte er.
Martil sah die Männer, die sich um Barrett geschart hatten und ihm an den Lippen hingen, und lächelte unwillkürlich. Der Zauberer lernte gerade, wie berauschend die Kameradschaft des Krieges sein konnte. Wenn man sein Leben für einen anderen Mann riskierte, schuf man ein Band, das nicht gebrochen werden konnte. Es war eine wahrhaft mächtige Kraft. Aber er hatte keine Zeit, dergleichen zu genießen – er war in Sorge, wie Havrick auf ihren Überfall reagieren würde.
Dank Barrett und seine Vögel fanden sie es bald heraus. Eine ganze Schwadron Panzerreiter war am Ort des Geschehens eingetroffen und holte die Verwundeten ab. Martil sorgte dafür, dass sein Gesicht ausdruckslos blieb, obwohl er genau spüren konnte, wie seine Anspannung wuchs. Sie hatten eine Spur hinterlassen, die in den Wald führte, und Barrett hatte mit seinen schwindenden Kräften ihre tatsächliche Spur zu dem Bauernhof verwischt. Würde es genug sein?
Es war ein banges Warten im Lager. Karia hatte sich von ihren Vögeln berichten lassen, was geschehen war: Der Hinterhalt war erfolgreich gewesen, aber es gab Verletzte, und die Männer würden in dieser Nacht nicht zurückkommen.
Merren kam widerstrebend zu dem Schluss, dass sie den Familien Bescheid geben sollte – sie wollte sich nicht ständig fragen lassen, wann die Männer denn endlich zurückkamen. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass es einfach richtig war, dass sie es den Familien schuldig war. Aber sie war sich nicht sicher, wie sie es angehen sollte. Ihr Vater hatte jede Menge Gold für Lehrer ausgegeben, die die junge Prinzessin mit Geschichte, Geografie, Recht und Wirtschaft vertraut gemacht hatten. Er hatte niemals Geld und Zeit darauf verwandt, ihr zu erklären, wie man mit einfachen Leuten umging. Er hätte es selbst nicht gewusst.
»Dafür sind die Edelleute da«, hatte er sie bei einer der seltenen Gelegenheiten beschieden, da sie miteinander gesprochen hatten. Selbst wenn er mit ihr geredet hatte, ging es nur um Ratschläge hinsichtlich der Regentschaft, wie sie sich voller Bitterkeit erinnerte.
»Die Bauern beschweren sich bei den Räten der Stadt und des Dorfes. Die Räte geben davon das, was sie für wichtig halten, an die Edelleute weiter, und diese bringen wiederum das Wichtigste davon im königlichen Rat mir zur Kenntnis. So funktioniert es am besten. Du willst keinen stinkenden Bauern hierhaben, der dir von seiner verschwundenen Kuh erzählt! Das ist es nicht, worum es beim Herrschen geht!«
»Aber woher weißt du, was die Menschen denken?«, hatte sie gefragt.
Der König hatte vor Lachen gebrüllt. »Warum solltest du wissen wollen, was die Bauern denken? Wenn es nicht gegessen oder verkauft werden kann, wollen sie nichts davon hören. Sieh mal, es ist nicht so, als würdest du sie brauchen. Sorg dafür, dass die Adligen glücklich sind und die Bauern für sich selbst sorgen.«
Jetzt zeigte sich die unfreiwillige Ironie seiner Worte. Genau das, was sie brauchte, waren die Bauern, denn die Edelleute hatten sich gegen sie gestellt. Aber während sie alles über die Edelleute wusste, hatte sie keine Ahnung, wie man die Bauern erreichte.
Nein, nicht Bauern, es sind Menschen, tadelte sie sich selbst. Menschen mit Hoffnungen und Träumen. Karia war in einem winzigen Dorf geboren worden, Martil ebenfalls; Barretts Eltern waren wohlhabende Kaufleute gewesen, aber kaum adlig. Doch diese Menschen, die ihr Vater, Ivene und Gello so sehr verachteten, waren diejenigen, denen sie traute und auf die sie sich verließ. Wenn sie ihren Thron zurückgewinnen wollte, musste sie die einfachen Menschen erreichen. Vielleicht sollte sie hier, an Ort und Stelle, damit anfangen.
Schließlich hatte sie auch gelernt, mit Karia zu spielen – sie beide hatten einen vergnüglichen Vormittag miteinander verbracht –, und sie hatte
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