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Das Schwert der Koenigin

Das Schwert der Koenigin

Titel: Das Schwert der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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Rallora aufzuwachsen?«, fragte sie.
    Martil musste sich beinahe das Gehirn zermartern, um sich an eine Zeit zu erinnern, da er kein Schwert in der Hand gehalten hatte.
    »Friedlich«, war das Beste, was er zustande brachte. »Ich habe außerhalb eines kleinen Dorfes gelebt. Wir hatten dort eine Schafzucht. Wir hüteten die Schafe, verkauften die Wolle und die überschüssigen Tiere, gingen in die Dorfkirche, lernten in der Schule des Dorfpriesters das Alphabet und das Einmaleins, feierten die Dorffeste, genossen warme Sommer und kauerten uns im Winter um das Feuer. Es war ein gutes Leben, aber ich nehme an, es langweilte mich irgendwann. Das war wohl der Grund, warum ich die Gelegenheit, Soldat zu werden, sofort nutzte. Natürlich hat sich das alles jetzt verändert. Das Dorf wurde niedergebrannt, meine Freunde und meine Familie wurden getötet.« Er hielt inne und war sich schrecklich bewusst, dass er ihr die Stimmung verdarb. »Was ist mit Euch? Wie war es denn, im Palast aufzuwachsen?«
    »Keine Schafe«, antwortete Merren prompt.
    »Ich wusste, dass Ihr einen Scherz über die Schafe machen würdet. Ihr Norstaliner denkt immer, die Rallorer seien ein Haufen Barbaren, die nichts Besseres zu tun hätten, als ihre Schafe zu bumsen«, witzelte Martil, dann begriff er, was er gesagt hatte.
    »Ja, ich habe erst neulich eine Bemerkung in der Art zu dem rallorischen Botschafter gemacht«, entgegnete Merren trocken, »und er hat mich daran erinnert, dass Norstaliner die einzigen Menschen seien, die nach Rosen duftenden Marmor scheißen.«
    Martil starrte sie schockiert an.
    »Nun, das hat er nicht tatsächlich gesagt, aber ich habe neulich mit einigen der Familien gesprochen. Eine von ihnen stammt aus Tetril, und die Frau sagte es zu den anderen. Ich mag einige der besten Lehrer im Land gehabt haben, aber ich lerne noch jede Menge, einfach indem ich gewöhnlichen Menschen zuhöre.« Sie lächelte.
    »Es muss einsam gewesen sein im Palast«, sprach Martil aus, was er dachte.
    »Das war es«, gab sie zu. »Ich habe meine Mutter nie gekannt und meinen Vater so gut wie nicht.«
    »Erzählt mir von Eurem Vater«, lud er sie ein.
    Merren lächelte hohl. »Er war in der Lage, das Drachenschwert zu ziehen, also muss er ein guter Mann gewesen sein. Traurigerweise habe ich selbst nicht viel davon gesehen. Ich denke, er wurde von Schuldgefühlen verfolgt – er fühlte sich schuldig, weil er geboren worden war und so seine Schwester Ivene um die Krone gebracht hatte. Und er fühlte sich schuldig, wann immer er mich sah, denn er hatte meine Mutter geliebt und wollte keine andere mehr zur Frau nehmen, obwohl die meisten Adligen ihn anflehten, das zu tun, vor allem nachdem Gello es nicht geschafft hatte, das Schwert zu ziehen. Ich kann ihn in gewisser Weise verstehen, aber ich kann ihm nicht verzeihen, dass er uns so weit gebracht hat.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Er hat uns dies hier eingebrockt. Er war der rechtmäßige König und der Auserwählte des Drachenschwertes. Er hätte Gellos und Ivenes Ränken ein Ende machen können. Aber er wollte eher das Land aufs Spiel setzen, als seine Schwester und seinen Neffen zu kränken. Er versuchte, sie zu beschwichtigen, und sie haben auf das Vertrauen gespuckt, das er in sie gesetzt hat. Wenn er stärker gewesen wäre, wären wir jetzt nicht in dieser verzweifelten Situation, so einfach ist das.«
    Martil hörte die Bitterkeit, die sie aus ihrer Stimme herauszuhalten versuchte.
    »Klingt so, als wäre er nicht gar so gut gewesen. Es überrascht mich, dass das Drachenschwert ihm das hat durchgehen lassen«, meinte er.
    Merren schnappte nach Luft.
    »Was ist los?«
    Sie drehte sich zu ihm um, einen erschütterten Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Was Ihr gerade gesagt habt … Ich hatte immer den Verdacht, dass Ivene etwas mit dem Tod meines Vaters zu tun hatte, aber ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was sein Tod zu diesem Zeitpunkt ihr genutzt haben sollte. Ihre Pläne waren ja noch nicht weit genug fortgeschritten. Jetzt weiß ich, warum er so jung gestorben ist.«
    »Wie?«
    »Das Drachenschwert. Er hatte die Chance, sein Land zu retten, wollte sie aber nicht ergreifen. Er hörte auf, ein guter Mann zu sein. Das Drachenschwert muss ihm sein Leben genommen haben.«
    Sie lehnte sich zurück, benommen von ihrer Erkenntnis. Sie wusste wirklich nicht, was sie fühlen sollte. Der Teil von ihr, der ihrem Vater gezürnt hatte – wegen der strengen Beschränkungen, die er ihr auferlegt hatte,

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