Das Schwert der Koenigin
mehr Zeit gewidmet hätte – es hingen so viele Leben von ihm ab, dass er sich seinen Pflichten als Heerführer kaum einmal entziehen konnte. Noch konnte er sich dazu überwinden, ihr zu sagen, was er für sie empfand. Karia war unterdessen frustriert und erregt darüber, dass Martil sie zu ignorieren schien. Er hatte versucht, es ihr zu erklären, und sie verstand auch, warum er sie immer wieder allein ließ. Aber deswegen gefiel es ihr noch lange nicht.
In der Zwischenzeit hielt Barrett aus der Ferne ein Auge auf Havrick. Die Männer, die aus der Stadt vertrieben worden waren, hatten sich größtenteils zerstreut, aber ein Dutzend von ihnen war zusammengeblieben, zu Havrick marschiert und hatte ihm berichtet, dass die Stadt sich gegen ihn erhoben hatte. Er musste seine tief im Wald operierenden Suchtrupps und seine ebenfalls weit verteilten Plünderungstrupps zurückrufen, bevor er seinen Rückmarsch nach Sendric begann.
»Er treibt seine Männer zu sehr an. Die Vorratswagen erreichen ihre Lagerplätze erst in der Nacht, und er lässt so schnell vorrücken, dass sie keine Zeit für Plünderungen haben. Bis sie vor der Stadt stehen, haben sie nichts mehr zu beißen«, berichtete Barrett.
»Ausgezeichnet. Seine Männer werden müde und hungrig sein. Das könnte sich als entscheidender Vorteil für uns erweisen.« Martil lächelte.
»Ich schätze, dass sie in zwei Tagen eintreffen werden. Es wird ein heißer Tag sein, eigentlich zu heiß für einen Gewaltmarsch.«
»Das wird ja immer besser«, stimmte Martil zu. »Unsere Männer werden sich tagsüber ausruhen, gut essen und viel trinken. Wir werden sie vielleicht dazu zwingen müssen, denn viele werden zu nervös sein, um Appetit zu haben, aber mit einer guten Grundlage werden sie besser und länger kämpfen.«
Die Offiziere nickten. Neben siebzig Armbrustschützen und zwanzig Bogenschützen – einige weitere Jäger hatten sich Tariks Dutzend angeschlossen – hatte er hundert Männer mit Wurfspießen und mehr als vierhundert Männer, die mit einer Vielzahl Waffen ausgerüstet waren, angefangen von Speeren, Äxten und Piken bis hin zu Schwertern. Sie trugen die unterschiedlichsten Rüstungen, von dicken Lederwämsern über Kettenhemden bis hin zu mehreren dicken Wintermänteln. Letztere würden einen Schwerthieb nicht aufhalten, dem Träger jedoch das Gefühl geben, dass er eine Art von Schutz hatte.
»Ich werde mit den Männern sprechen«, beschloss Merren.
In dieser Nacht sammelten sich die Freiwilligen im Innenhof, wo sie ein beeindruckendes Bild boten. Merren und Martil standen auf dem Wehrgang über dem Tor; Martil hielt das Drachenschwert hoch, und zwanzig Leibgardisten hatten Fackeln in den Händen, sodass die beiden in Licht gebadet waren.
»Soldaten von Norstalos!«, rief Merren; Barrett sorgte dafür, dass ihre Stimme überall im Innenhof gehört werden konnte. Sie bejubelten diesen Satz, wie Martil es vorhergesehen hatte. Er hatte Wime und Sirron heimlich angewiesen, ihre Männer dazu zu bewegen, als Erste in Jubel auszubrechen, sodass die anderen Männer nur einzufallen brauchten, bis sie selbst in die richtige Stimmung kamen.
»Soldaten von Norstalos, wir werden ein neues und glorreiches Kapitel in der Geschichte dieses stolzen Landes schreiben! Der Mann, der seinen Soldaten befohlen hat, eure Freunde und eure Familien zu vergewaltigen und zu töten, der befohlen hat, Häuser niederzubrennen und alles zu stehlen, was sie konnten, kommt hierher, um diese Stadt zu zerstören. Aber stattdessen wird er euch vorfinden! Wir werden ihn besiegen, durch eure Tapferkeit, und in den kommenden Jahren wird Sendric in der Lage sein, sich zu rühmen, dass das neue Norstalos hier seinen Anfang genommen hat. Unser Weg zum Triumph beginnt hier, und darauf werdet ihr für immer stolz sein!«
Sie applaudierten ihr abermals, und Martil musste warten, bis der Jubel sich gelegt hatte, bevor er vortrat und das Drachenschwert emporhielt.
»Hier ist es! Das Drachenschwert, das vor vielen Jahrhunderten König Riel gegeben wurde! Seither war jede norstalische Armee siegreich, wenn sie von dem Drachenschwert geführt wurde! Merkt euch das gut! Es wird euch helfen zu siegen!« Dann schwenkte er das Schwert hoch über dem Kopf, und sie jubelten ihm zu. »Jetzt geht und amüsiert euch – und wisst, jeder Mann, der die blaue Schärpe eines Freiwilligen trägt, kann in jedem Gasthaus der Stadt trinken, ohne dass es ihn einen roten Heller kostet!«
Das hatte gewaltigen
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