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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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dummes Gesicht. Hat er was Konkretes gesagt?«
    »Nicht viel.«
    »Schade.« Die Sirene warf sich im Wasser herum und tauchte ab, wobei sie den Schwanz kräftig ausstreckte und das Meer mit der geteilten Schwanzflosse aufwühlte, die an die Schwanzflosse einer Seebarbe erinnerte.
    »Was? Was hat sie gesagt?«, fragte der Fürst.
    »Dass es schade ist.«
    »Was ist schade? Was soll das heißen, es ist schade?«
    »Mir scheint, das war eine Ablehnung.«
    »Mir lehnt man nichts ab!«, schrie der Fürst entgegen der offensichtlichen Tatsache.
    »Herr«, murmelte der Kapitän der Kogge, der zu ihnen trat. »Die Netze haben wir bereit, wir brauchen sie nur auszuwerfen, und sie gehört Euch ...«
    »Das würde ich nicht raten«, sagte Geralt leise. »Sie ist nicht allein. Unter Wasser gibt es mehr davon, und in der Tiefe unter uns kann sich ein Krake befinden.«
    »Ein ... Krake?«
    »Ein Krake«, bestätigte der Hexer. »Ich rate nicht, Späße mit den Netzen zu versuchen. Sie braucht nur zu rufen, und von diesem Schiff bleiben nichts als ein paar treibende Bretter übrig, und wir werden ersäuft wie junge Katzen. Und übrigens, Agloval, entscheide dich, willst du sie heiraten oder sie im Netz fangen und in einem Fasse halten?«
    »Ich liebe sie«, sagte Agloval fest. »Ich will sie zur Frau. Aber dazu muss sie Beine haben und keinen schuppigen Schwanz. Und das lässt sich machen, denn für zwei Pfund schöne Perlen habe ich ein Zauberelixier gekauft, mit voller Garantie. Sie trinkt es, und es wachsen ihr zwei Beine. Sie wird bloß ein bisschen leiden dabei, drei Tage, nicht länger. Ruf sie, Hexer, sag ihr das noch einmal.«
    »Ich habe es ihr schon zweimal gesagt. Sie hat geantwortet, dass das nicht in Frage kommt, sie ist nicht einverstanden. Und sie hat hinzugefügt, dass sie eine Zauberin kennt, eine Meerfrau, die bereit ist, dir mit einem Spruch die Beine in einen eleganten Schwanz zu verwandeln. Und zwar schmerzlos.«
    »Sie ist wohl verrückt geworden! Ich soll einen Fischschwanz haben? Nie im Leben! Ruf sie, Geralt!«
    Der Hexer lehnte sich weit über Bord. Das Wasser im Schatten des Schiffs war grün und wirkte dicht wie Gallert. Er brauchte nicht zu rufen. Die Sirene schoss plötzlich in einer Wasserfontäne über die Oberfläche hoch. Einen Augenblick lang stand sie geradezu auf dem Schwanz, dann ließ sie sich in eine Welle sinken, drehte sich auf den Rücken und ließ in ganzer Pracht sehen, was sie Schönes besaß. Geralt schluckte.
    »He, ihr!«, sang sie. »Dauert das noch lange? Die Haut trocknet mir in der Sonne aus! Weißhaariger, frag ihn, ob er einverstanden ist.«
    »Er ist nicht einverstanden«, sang der Hexer zur Antwort. »Sh’eenaz, versteh doch, er kann keinen Schwanz haben, er kann nicht unter Wasser leben. Du kannst Luft atmen, er unter Wasser überhaupt nicht!«
    »Ich hab’s gewusst«, schrie die Sirene mit dünner Stimme. »Ich hab’s gewusst! Ausflüchte, dumme, läppische Ausflüchte, nicht für ’n Groschen Aufopferung! Wer liebt, gibt sich hin! Ich hab mich für ihn aufgeopfert, bin jeden Tag für ihn auf die Felsen geklettert, hab mir die Schuppen an der Rückseite abgescheuert, die Schwanzflosse eingerissen, mich für ihn erkältet! Und er will für mich nicht mal diese beiden hässlichen Stampfer opfern? Liebe heißt nicht nur nehmen, man muss auch verzichten können, Opfer bringen! Wiederhol ihm das!«
    »Sh’eenaz!«, rief Geralt. »Verstehst du nicht? Er kann nicht im Wasser leben!«
    »Ich akzeptiere keine dummen Ausreden! Ich ... Ich liebe ihn auch und will mit ihm Brut haben, aber wie denn, wenn er kein Milchner werden will? Wohin soll ich ihm denn den Rogen legen, was? In die Mütze?«
    »Was sagt sie?«, rief der Fürst. »Geralt! Ich hab dich nicht hergebracht, dass du mit ihr Konversation machst, sondern ...«
    »Sie beharrt auf ihrer Ansicht. Sie ist böse.«
    »Her mit den Netzen!«, brüllte Agloval. »Ich halt sie einen Monat oder so im Becken, dann ...«
    »Aber so einen!«, schrie der Kapitän zurück und zeigte am Ellenbogen, was für einen. »Unter uns kann ein Krake sein! Habt Ihr jemals einen Kraken gesehen, Herr? Springt ins Wasser, wenn Ihr wollt, fangt sie mit den Händen! Ich werd mich nicht einmischen. Ich lebe von dieser Kogge!«
    »Von meiner Gunst lebst du, Schurke! Die Netze her, sonst lass ich dich aufhängen!«
    »Ihr könnt mich mal! Auf dieser Kogge geht mein Wille über Euern!«
    »Seid still, beide!«, rief Geralt wütend. »Sie sagt was, das

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