Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
versteckt?»
«Ich verstehe nicht …»
«Eure Söhne», half ihr der Soldat auf die Sprünge. «Wo habt Ihr sie versteckt? Im Kleiderschrank? Unterm Bett? Viele Möglichkeiten gibt es ja nicht in einer Bruchbude wie dieser.»
Die Frau sah die Soldaten flehend an. «Ich bitte euch! Ihr habt mir schon meinen Mann genommen! Nehmt mir nicht auch noch meine Kinder!»
«Wir werden großzügig darüber hinwegsehen, dass Ihr uns belogen habt», sagte der eine Soldat, nahm sich ungefragt ein Fladenbrot vom Tisch, riss ein Stück davon ab und warf den Rest achtlos auf den Boden. «Und jetzt sagt euren Söhnen, sie sollen vorkommen. Das Versteckspiel ist zu Ende.»
Die Mutter wirkte verzweifelt. «Bitte», sagte sie mit leiser Stimme. «Bitte nicht meine Söhne …»
«Ruft sie her!», befahl ihr der zweite Soldat, während er sich die Tüte mit Kandiszuckerklumpen schnappte, die knisternde Verpackung aufriss und sich einen süßen Klumpen in den Mund steckte. «Oder sollen wir vielleicht die ganze Bude auseinandernehmen?»
Die Frau schüttelte den Kopf. «Yasin! Alberto!», rief sie mit schwacher Stimme ins Kinderzimmer. «Bitte kommt her! Wir haben Besuch.»
Zögerlich krochen die Knaben unterm Bett hervor und kamen in die Küche geschlurft. Yasin schob seinen kleinen Bruder vor sich her und hielt seine Hand auf dessen Schulter.
Die Soldaten betrachteten die zwei zufrieden.
«Na also, wer sagt’s denn», grunzte der eine und nickte den Brüdern zu. «Zieht eure Stiefel an, Jungs. Verabschiedet euch von eurer Mami. Von jetzt an seid ihr Soldaten im Dienste des Königs!»
Die Mutter hielt sich am Küchenschrank fest und stand da wie gelähmt. Alberto sah ängstlich zwischen ihr und den Soldaten hin und her.
«Du brauchst keine Angst zu haben», flüsterte Yasin ihm ins Ohr. «Das wird wie im Feriencamp, nur noch viel besser. Du wirst sehen.»
Aber so richtig überzeugen konnte er seinen Bruder damit nicht.
«Jetzt macht schon, wir haben nicht ewig Zeit!», drängte der Soldat mit dem Bonbon im Mund und pulte bereits das nächste aus der Tüte.
Alberto stürmte zu seiner Mutter hinüber und klammerte sich wie ein Äffchen an sie. Er schniefte, und auch ihr stiegen die Tränen in die Augen. Yasin gesellte sich dazu und sah seine Mutter tröstend an.
«Mach dir keine Sorgen, Mama. Ich pass auf ihn auf.»
Er umarmte sie kurz, dann ging er zum Eingang und zog seine Stiefel an. «Komm, Alberto», sagte er und winkte seinem kleinen Bruder zu, «wir müssen los.»
Doch Alberto drückte sich nur noch fester an seine Mutter, so lange, bis es dem zweiten Soldaten zu bunt wurde und er die beiden gewaltsam auseinanderzerrte.
«Mama!», schrie Alberto, während der Soldat ihn wie ein Kaninchen am Genick packte und zur Tür schleppte. «Ich will nicht weg!»
«Du musst jetzt stark sein, Alberto», sagte die Mutter mit gebrochener Stimme. «Du schaffst das schon.»
«Nein, Mama! Ich will hierbleiben!»
Der Zwölfjährige strampelte wie wild, doch es half alles nichts.
«Zieh deine Schuhe an und hör auf zu heulen, Kleiner!», sagte der Soldat schroff. «Soldaten weinen nicht.»
«Ich will aber kein Soldat sein!», rief Alberto, und dicke Tränen rollten ihm über die Wangen. «Ich will nicht in den Krieg ziehen! Mama!»
Völlig aufgelöst blieb die Mutter in der Wohnung zurück, während sie hilflos zusehen musste, wie die Soldaten ihre Söhne mitnahmen. In den umliegenden Wohnungen schienen sich ähnliche Szenen abzuspielen. Von überall hörte man leises Weinen oder die Stimmen von Frauen, die ihren Männern und Söhnen ein paar letzte Worte zuriefen, bevor sie aus dem Block eskortiert wurden. Auch das Johlen einiger Jünglinge war nicht zu überhören, die es offenbar das Größte fanden, in die Armee einzurücken. Doch über alle Stimmen und alles Chaos hinweg hörte die Mutter nur eines: Das bittere Schluchzen ihres zwölfjährigen Sohnes, der viel zu früh seiner Kindheit beraubt wurde.
39
Aliyah, Miro, Joash, Katara und Sihana klappte der Mund auf. Sie hatten ja schon einiges an bitteren Erfahrungen gemacht, aber darauf waren sie nie und nimmer gefasst gewesen.
«Pishda? Du gehörst zu ihnen? Du arbeitest für Drakar?»
«Ich war schon im Dienste seines Vaters», entgegnete Pishda gelassen. «Ich hab Drakar gesagt, ich bräuchte keine Verstärkung hier draußen. Abgesehen davon war die Idee mit Ephrion ziemlich lächerlich. Seine Tarnung musste ja früher oder später auffliegen.»
Sie konnten und wollten
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