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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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bedrückt?«
    »Nee, ganz im Gegenteil. Sie wirkte fast ausgelassen. Dachte mir, sie hätt’s beim Essen mit dem Wein ein bisschen übertrieben, auch wenn ihr das gar nicht ähnlich sah – schon gar nicht nach Diris Geburt. So nannten wir den Prinzen nämlich: Diri . Der König sagte immer Pidi , aber für uns war er der kleine Diri .« Sie schnaubte und betupfte sich die Augen mit einem Taschentuch. »Nein, bedrückt sah sie ganz bestimmt nich aus.«
    »Hast du irgendwas zu ihr gesagt?«
    »Hab ihr nur erzählt, dass Diri den ganzen Abend lieb
und ruhig war. Erst als er Hunger hatte, begann er zu quengeln.«
    »Zu quengeln ?«
    »Ja, Ihr wisst doch wie Säuglinge sind.«
    »Eher nicht.«
    »Oh? Na ja, deren kleine Bäuche wissen, wann’s Zeit für gewisse Dinge ist. Und wenn man sie nicht pünktlich füttert, lassen sie einen merken, dass sie unzufrieden sind.«
    »Also hatte die Königin sich verspätet?«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Ja, sie war wohl ein bisschen spät dran. Aber höchstens ein paar Minuten später als sonst.«
    Ich bedankte mich bei ihr und begleitete sie hinaus. Allmählich bekam ich eine Vorstellung von dem, was geschehen sein mochte, beschloss jedoch, mich erst dann eingehender damit zu befassen, wenn ich mehr wusste. Denn eine vorgefasste Theorie konnte schnell dazu führen, wichtige Tatsachen zu übersehen. Also machte ich mir hastig einige Notizen und starrte danach die Deckenmalerei an, eine Schlachtszene, bis jemand schüchtern an die Tür klopfte.
     
    Für den Haushalt eines Junggesellen wäre die Dienstmagd Sally Sween viel zu hübsch gewesen. Mich schauderte bei der Vorstellung, was Phil und ich in unserer Jugend alles angestellt hätten, um ihr Herz zu gewinnen, wäre sie damals schon beim König in Stellung gewesen. Sie hatte ein auffallend anziehendes Gesicht, doch jetzt war es vom Weinen verquollen. Offenbar hatte sie Tränen der Angst vergossen, denn in der Regel verhieß es nichts Gutes, ins Arbeitszimmer des Königs einbestellt zu werden.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte ich sie. Ihre Dienstkleidung vermochte es kaum, ihre Vorzüge zu verbergen; der Ausschnitt ihres Kleides lenkte mich mehr ab, als ich mir eingestehen wollte. Sie schüttelte den Kopf, doch ich schenkte mir Rum ein. Während sie abwartend dasaß, kreuzte sie ihre beneidenswert schönen Beine.
    Schließlich begann ich mit der Befragung. »Als du an jenem Abend das erste Mal nach der Königin und dem Säugling sahst, war sie im Schaukelstuhl eingeschlafen, nicht? Das hast du jedenfalls ausgesagt.«
    »Ja, Sir.«
    »Schlief auch der Säugling?«
    Sie blinzelte verwirrt. »Na ja … Das nehme ich an. Zumindest hat er nicht geweint oder sich sonst wie bemerkbar gemacht.«
    Ich nickte. »Über die nächste Frage solltest du gründlich nachdenken. Hast du den Säugling tatsächlich mit eigenen Augen in den Armen der Königin gesehen?«
    Sie dachte so gründlich nach, dass ihr fast die Augen aus den Höhlen traten. »Sie hatte ein Bündel im Arm, das ich für ihren Sohn hielt … Aber ich kann nicht beschwören, dass ich ihn wirklich gesehen hab. Ist das denn wichtig?«
    »Das weiß ich noch nicht«, gab ich ehrlich zurück. Doch innerlich spürte ich es erneut klicken – in meinem Kopf fügten sich bestimmte Dinge zusammen.
     
    Ich bemühte mich, einen möglichst festen Blick zu bewahren. Das, was ich soeben von Phil verlangt hatte, kam selbst mir abscheulich vor. Doch das durfte ich Phil nicht wissen lassen, sonst hätte er mir die Sache ausgeredet.
Über seinen Schreibtisch hinweg starrte er mich sprachlos an.
    Schließlich ergriff Wentrobe das Wort. »Baron LaCrosse, seid Ihr Euch auch sicher, dass das wirklich nötig ist?«
    Schon dass er mich mit meinem offiziellen Titel ansprach, brachte mich zum Zähneknirschen. »Ja, ich bin mir recht sicher«, erwiderte ich, ohne den Blick von Phil zu wenden.
    »Nun, ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann«, bemerkte Wentrobe. »Es ist … frevelhaft. «
    »Aber notwendig«, gab ich zurück. »Ich brauche nur einen einzigen Arbeiter zur Unterstützung. Niemand sonst muss es erfahren.«
    Phil blickte lange Zeit zu Boden. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Ich habe dich um deine Hilfe gebeten, also muss ich dich deine Arbeit tun lassen.« Während er mich ansah, setzte er nach: »Aber wir werden keinen Arbeiter hinzuziehen. Du und ich werden das allein machen.«
    Wentrobe sah aus, als hätte ihn ein Blitz getroffen. »Eure Majestät, ich

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