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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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tiefem Blau, dass ich meinte, in einem Meer zu versinken. Und das Seltsame war, dass mir dieser Blick vertraut war.
    Ohne etwas zu sagen, starrte ich sie verblüfft an, als wären ihr zwei Köpfe oder Fledermausflügel gewachsen. Das laute Knallen der hinter mir zuschlagenden Tür holte mich schließlich in die Wirklichkeit zurück. Aufgeregt flatterten die drei Vögel davon. »Eppi«, sagte ich mit ausdrucksloser Stimme, fast sprachlos vor Bestürzung.
    Sie runzelte die Stirn. »Eppi«, wiederholte sie, als wäre
dies eine merkwürdige Begrüßungsfloskel. »Kenne ich Euch, mein Herr?«
    »Epona Grau«, bemerkte ich im gleichen verwunderten Ton.
    Als wollte sie sich vergewissern, dass meine Worte wirklich an sie gerichtet waren, sah sie sich im Raum um.
    »Epona Grau – ist das eine besondere Farbe? Bist du ein Maler, der gekommen ist, um die Zelle zu streichen?«
    Ich ließ mich schwer auf den Stuhl fallen. All meine sorgfältig zusammengebastelten Theorien und Vorstellungen waren dabei, sich in Luft aufzulösen. »Nein«, war alles, was ich erwiderte.
    Nach langem Schweigen zog sie verlegen den Saum der Gefängnistracht herunter. »Ihr starrt mich schon die ganze Zeit an, mein Herr«, bemerkte sie.
    »Ja, stimmt.«
    »Das ist ziemlich unhöflich, meint Ihr nicht?«
    Ungerührt starrte ich sie weiterhin an, bis ich ihr schließlich die einzig mögliche Frage stellte. »Erkennst du mich denn nicht wieder? Ich bin Eddie LaCrosse.«
    Sie nickte. »Den Namen kenne ich. Ihr seid Philipps Freund aus Kindertagen. Derjenige, der dabei war, als Philipps Schwester ermordet wurde.«
    »Nein, das meine ich doch gar nicht!«, rief ich laut. »Ich bin der Freund von Kathi Dumont! Das ist dreizehn Jahre her, weißt du das denn nicht mehr?« Ich hatte meine Stimme inzwischen zwar etwas gedämpft, aber immer noch das Gefühl, sie laut anzubrüllen. »Wir beide, du und ich, kannten uns damals sehr gut , das kannst du doch nicht einfach vergessen haben!«
    Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »Tut mir leid, mein
Herr, aber ich kann mich nicht an Euch erinnern. Vielleicht könnte ich es, wenn der Bart nicht …«
    »Auch damals hatte ich einen Bart!« Diesmal war ich wirklich laut geworden – so laut, dass sie zwei Schritte zurückwich.
    »Bitte lasst das, Ihr macht mir Angst.« Sie schlang die Arme um sich. »Ich kenne Euch nicht, das kann ich beschwören. Vielleicht verwechselt Ihr mich mit jemandem?«
    Selbst die Stimme war dieselbe. Es war eine unverkennbare Stimme, in der stets so etwas wie leichte Belustigung mitzuschwingen schien.
    »Möglich«, erwiderte ich. »Es sei denn, du hast eine hufeisenförmige Narbe an der Innenseite des rechten Oberschenkels und lässt dich gern im Nacken küssen.«
    Sie blinzelte ungläubig und ehrlich empört über meine unverschämten Worte, bewahrte jedoch selbst jetzt ihre Höflichkeit. »Ich kann nur nochmals versichern, dass ich mich überhaupt nicht an Euch erinnern kann, mein Herr.«
    »Trotzdem hab ich dich richtig beschrieben, stimmt’s?«
    Ihr Gesicht überzog sich mit feiner Röte, und sie wandte sich ab. Nur die besten Schauspielerinnen oder die geschicktesten Schwindlerinnen brachten es fertig, willkürlich zu erröten, wie ich mir eingestehen musste.
    »Was die Narbe betrifft, ja«, erwiderte sie schließlich. »Und was das andere betrifft … Ich finde es nicht angemessen, darüber zu reden.«
    Nach und nach verlangsamte sich mein rasender Herzschlag. Allerdings war ich mir sicher, dass mich dieser Besuch schon jetzt gut sechs Monate meiner Lebensspanne gekostet hatte. »Also sagt dir der Name Stan Carnahan
nichts?«, bohrte ich weiter. »Oder der Name Andras Reese?«
    Sie schüttelte den Kopf und senkte den Blick. »Hat mein Ehemann Euch denn nichts erzählt? Ich leide unter Gedächtnisverlust, Herr LaCrosse. Mein Leben begann erst vor sechs Jahren. An die Zeit davor habe ich überhaupt keine Erinnerungen.«
    Das Haar der Frau, die ich als Epona Grau gekannt hatte, war dunkel und glatt gewesen, und ich hätte schwören können, dass es nicht gefärbt gewesen war. Hingegen hatte Königin Rhiannon goldblonde Haare, so golden wie Sonnenstrahlen. Hätte sie es nicht zum Pferdeschwanz gebunden, wäre es ihr in üppigen Locken über die Schultern geflossen. Außerdem sah diese Frau, wenn sie wirklich Epona Grau war, keinen Tag älter aus als bei unserer letzten Begegnung. Hatte ich es hier vielleicht mit einer nahen Verwandten von Epona zu tun? Womöglich mit ihrer Tochter?
    Aber

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