Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
aufklären:
„Haschischrauchen ist aber gegen das Gesetz, das weißt du schon, nicht wahr?“
„Ja!“
„Und bist du nicht sehr stark für die Einhaltung der Gesetze?“
„Doch, verdammt noch mal, das bin ich! Aber du hast keine Ahnung, wie sich das anfühlt, wenn einem so ein Scheiß-Türke die Eier wegschießt!“
Immer, wenn ich in letzter Zeit Lemmy seine Papers brachte, war die beliebte Frage, wie sich das wohl anfühlte und was letztlich besser wäre: mit Eiern tot sein oder ohne Eier leben müssen. Jetzt hatte ich unerwartet die Möglichkeit, endlich eine Antwort aus befugtem Mund darauf zu bekommen, also fragte ich interessehalber: „Wie fühlt es sich denn an?“
Das war aber die falsche Frage. Denn Danner fuhr plötzlich an seinem Möbel vorbei die Pranke aus, packte mich am Sack und brachte dort die Eisenzange an. Ich wollte schreien, aber es ging irgendwie nicht, weil mir die Luft dazu fehlte. In meinem Rückgrat steckte auf einmal ein brennender Pfeil, und in meinem Unterbauch zündete eine Bombe. Irgendwann nach gefühlten dreißig Jahren Schmerz hatte ich dann den Eindruck, dass er jetzt vielleicht loslassen würde, aber da läutete nur sein Telefon, und er hob ab: „Deutsches Fernsehen? Ja, natürlich! Wann? Morgen während der Mittagspause, kurz nach zwölf Uhr? Natürlich! Was? Es wäre schön, wenn ich Zeit für Sie exklusiv hätte? Hören Sie, deutscher Freund! Wir werden natürlich ungestört sein, es sei denn, es kommt gerade ein Türke herein, den ich abknallen muss, ist das okay?“
Danner griff nach seiner Schrotflinte, die er mittlerweile unter seiner Anrichte lagerte, und zwinkerte mir neckisch zu, während er die Schrauben noch einmal anzog. Ich hatte mich mittlerweile angekotzt, also fragte er mich mitleidig: „Weißt du jetzt, wie es sich anfühlt?“
Ich nickte schwach, während er sich in aller Seelenruhe die Stadtzeitung Schmetterling auf der Anrichte zurechtlegte und darin nach einem Artikel suchte, der mit Die heilende Wirkung von Haschisch überschrieben war.
Genau der richtige Moment für eine lauschige Lesestunde!
Wie ein verdammter Analphabet baute er die Wörter Buchstabe für Buchstabe zusammen, sodass alles noch länger dauerte, und als er endlich mit Vorlesen fertig war, las er sogar noch den Namen des Verfassers vor, der geschätzte fünfzig Buchstaben hatte. Dann fragte er: „Was sagst du jetzt?“
Ich sagte: „Willst du geliefert, oder kommst du gelegentlich bei uns vorbei?“
„Geliefert!“
„Aber das geht dann nur gegen Vorauskassa.“
Der Irre lockerte die Zwinge und schob mir den Hunderter wieder herüber, den ich ihm für die Zeitungen hingelegt hatte: „Hier!“
Ich steckte ihn ein und sagte: „Und jetzt bitte die Zeitungen. Und die Papers.“
Er fragt: „Die langen?“
Lächelnd gab er sie mir.
Wie ein alter Hausmeister, dem die frechen Buben gerade den Ball in die Eier geschossen hatten, schlich ich hinaus aus seinem Geschäft, gebeugt und um Jahre gealtert.
Sollte sich Lemmy seine Scheiß-Papers in Zukunft doch selber kaufen!
Im Toyota rauchte ich dann einen schnellen Ofen, um den endgültigen Beweis dafür anzutreten, dass dieser verdammte Schreiberling recht hatte mit dem, was er in seinem Schmetterling über die schmerzstillende Wirkung von Haschisch verbreitete.
Als hätte das nicht längst jeder gewusst!
Ich entspannte mich wieder, und auf der Fahrt zu Guttmann nutzte ich dann die rote Welle, um die ganzen großformatigen Quälgeister mit ihren vielen Buchstaben durchzuackern, bei jeder Ampel einen. Die wussten zwar auch alle, dass Rott tot war, aber eben nur: gestorben.
Rott tot aufgefunden! ( Der Bürger )
Ferdinand Rott verstarb gestern Abend unter noch ungeklärten Umständen am Parkplatz der Aussichtsterrasse Waldblick! ( Die Neue )
Rechtspopulist tot aufgefunden! ( Die Nachrichten )
Die Standarte meinte: Tod eines Menschen am Rande!
Und auch die gute alte Posse hatte in diesem Fall das Nachsehen: Wursthändler Rott auf Klinikparkplatz tot aufgefunden – von Auto überfahren!
Ich dachte: Aha, von Auto überfahren. Wieso das denn?
Nur die Gosse gab vor zu wissen, dass Rott von einem Türken hingestreckt wurde, und sie hatte auch das entsprechende Bildmaterial dazu, das ihrer Schlagzeile einen Hauch Glaubwürdigkeit verlieh.
Das kam mir dann doch alles ein bisschen komisch vor.
* * *
Nachdem ich angefangen hatte zu überwachen, kamen immer mehr Freunde von Willi aus ihren Löchern gekrochen, die allesamt
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