Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
eine Sorge umtrieb: Was macht meine Alte, wenn ich nicht bei ihr zuhause bin?
Irgendwann hatte ich dann die wirklich scharf aussehende Mieze eines wirklich sehr engen Freundes von Willi zu überwachen, ein blondes Teufelchen, wie es leckerer nicht sein konnte. Der Freund von Willi hatte gehofft, dass es bei ihm so ähnlich ausgehen würde wie bei Willi selbst – das Frauchen zuhause auf der Couch, die Finger im Gin-Glas und alle paar Minuten ein tiefer, gelangweilter Seufzer, während sie geduldig auf die Rückkehr des Gatten wartete.
Aber er hatte durchaus eine Ahnung, dass es nicht so sein würde.
Eine klassische Eifersuchtssache also, die auf den plötzlichen, gewaltsamen Tod der Gattin hinauslaufen musste, und ehe ich michs versah, war es auch schon passiert. Eine Kugel hatte ihr hübsches Köpfchen ganz schön durcheinandergebracht.
Mir hing der Arsch in der Hose, weil ich nicht wusste, ob Willis Freund nun mich im Verdacht haben würde oder nicht, denn dieser Lady war ich sehr viel näher gekommen, als es Willis Freund lieb sein konnte.
Aber dann fand man plötzlich so einen Nachwuchsspinner draußen im Garten seiner Villa, mit einer Schaufel in der gespaltenen Stirn, was wirklich nicht gut aussah. Herzchen hatte Willis Freund also gleich mehrgleisig betrogen, und noch bevor ich ihm irgendwelche Hinweise auf die Fehltritte seiner Gattin liefern konnte (exklusive derer, in denen ich vorkam), war er ihr selbst auf die Schliche gekommen und hatte sie einfach umgelegt. Und einen ihrer Lover gleich mit dazu.
Herzchen war nämlich nicht geboren zum Heimchen, und daran würde er nichts ändern können, nicht mit teurem Schmuck und nicht mit harten Fäusten. Also war ihm nur noch wichtig, dass sie ihn nicht mehr betrog. Wäre er mal zufällig nach Hause gekommen, als ich sie zwischen ihren Schenkeln liegend überwacht hatte, dann wäre wohl ich in seinem Garten gelegen.
Am Tatort ließ er sich dann widerstandslos festnehmen, und zwar von einem Kerl, den ich vom Sehen aus Willi’s Swedish Pornhouse kannte, wo er immer in der letzten Reihe Mitte saß und dort über zwei Sitze seine 150 Kilo Lebendgewicht ausbreitete, während er sich Mutti hat dich lieb!, Mutti gibt die Brust! oder Mutti macht Männchen! anschaute.
Unser erstes Zusammentreffen an ungewohntem Ort war zunächst natürlich peinlich, und zwar für Guttmann. Aber ich konnte ihm berichten, worum es bei der Mordsache ging, und so hatte er nach Jahren wieder mal ein Erfolgserlebnis und konnte den Fall ratzfatz lösen.
Später dann nahm er mich im Kino mal zur Seite und sagte: „Ich bin also Guttmann, der Bulle.“
„Und ich bin Rock Rockenschaub, der Superschnüffler.“
Es folgten ein warmer Handshake und in der Folge ewige Männerfreundschaft.
Ich parkte den Toyota vorschriftswidrig, aber rasant vor Guttis Zentrale ein. Danach brummte mein Schädel insgesamt noch stärker als vorher, denn ich hatte den Hydranten übersehen, der in meiner Parklücke stand, und diesmal kriegte nicht nur der Toyota was ab, sondern auch meine Stirn. Leicht bedeppert stieg ich aus.
Wenn man jemandem zeigen wollte, wie wenig er einem bedeutete, dann kriegte er Guttmanns Büro im fünften Stock. Seine Ministerin hatte ihn hierher ins Kommissariat West abgeschoben, wo es keinen Pisstopf zu gewinnen gab. Im feuchten Biotop des Gürtels mit seiner Hinterhof-Sexindustrie und den vielen schlimmen Ausländern sollte er sich an Mord- und Gewaltdelikten die Zähne ausbeißen und dann freiwillig abdanken. Aber Guttmann wollte nicht abdanken. Er hatte keinen Anhang, keinen Hund, keinen Schrebergarten, keine Hobbys. Was sollte er also den lieben langen Tag tun? Willi’s Pornhouse öffnete erst um 16 Uhr.
Als ich eintrat, roch es idealtypisch für einen Mann, der sich gewohnheitsmäßig schlecht ernährte und regelmäßig zu viel trank. Ich riss das einzige Fenster auf und tauschte die abgestandene Luft herinnen mit der abgestandenen Luft von draußen. Ich fragte: „Darf ich rauchen?“
Er sagte mit Unterton: „Rauch doch, was du willst!“
Dann klagte er über seine Schmerzen im Arsch. Wie es aussah, hatte ich es heute nur mit Schmerzpatienten zu tun. Ich erzählte ihm von dem Artikel, den mir Danner vorgelesen hatte, und fragte ihn, ob er nicht auch mal probieren wollte, nur aus medizinischen Gründen.
Aber er lehnte rundheraus ab: „Ihr verdammten Freaks da draußen!“
Lieber schob er sich ein Stück Würfelzucker zwischen die Beißerchen, was ihm einen kleinen
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