Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
die Unterhosen richtig anzog!
Ich versuchte mir ein Eifersuchtsdrama zurechtzuzimmern, das dem Fall sofort alles Politische genommen hätte. Herzchen betrog ihren Fleischhauer seit längerem mit diesem Türken, und der wollte sie schließlich für sich alleine, so wie es halt seine Art war, also blieb ihm keine andere Wahl, als den Ehemann ...
Aber bevor ich am Drama weiterzimmern konnte, brach der Blitzkrieg über mich herein. Der Waldschrat stiefelte auf einmal ins Wohnzimmer herein wie Godzilla in die Kapelle. Die erste Attacke mit der Heckenschere ging noch knapp über meinen Scheitel hinweg und köpfte statt meiner eine Vase, die zweite Attacke versandete in einem steinernen Gefäß, die Klinge brach. Ich bewaffnete mich mit Herzchens Gin-Flasche und schleuderte sie backhand gegen den Tobenden, der Alkohol schmeckte ihm gar nicht, er war ja Moslem. Er lag am Boden und wand sich, als müsse er den Teufel selbst besiegen. In blinder Wut schlug er um sich, traf dabei jedoch nur die Möblage. Wieder auf den Beinen, wollte er mir mit einem linken Schwinger das rechte Auge ausschlagen, aber mit routiniertem Reflex fing ich sein Mäusefäustchen ab. Der Sportsfreund schnaubte wie ein Stier, aber er schaffte es nicht, einen ordentlichen Bums anzubringen. Ich trat ihm mit dem einen Fuß auf die Zehen und mit dem anderen gegen sein behaartes Knie, es knackte laut, als alle seine Bänder rissen. Sein Mund weitete sich langsam und entließ einen elenden Schrei, der alle Muezzins hätte vor Neid erblassen lassen. Vermutlich wünschte er sich jetzt in den Arm seiner anatolischen Großmutter zurück, aber diesen Wunsch erfüllte ich ihm nicht. Stattdessen packte ich ihn bei den Nackenhaaren und schleppte ihn hinaus in den Garten, wo er von meinem Ellenbogen eine auf die Nase kriegte, bevor meine beiden Fäuste in Bud-Spencer-Manier auf seiner Schädeldecke landeten. Als er zusammensackte, zog ich ihm noch die Unterhosen über beide Ohren. Heute würde er die Witwe nicht mehr besteigen.
Herzchen stand nun auf der Veranda, die Arme vor der Brust verschränkt, das Glas mit Gin in der einen Hand, den nassen kleinen Finger der anderen Hand zwischen ihren Lippen, was bei vielen Frauen sexy aussah, bei ihr aber nicht.
Ich fragte: „Wie heißt er?“
Sie sagte: „Erdal.“
Ich fragte: „Wie die Schuhpflege?“
Zur Sicherheit zog ich die Gosse hinten aus meiner Hosentasche heraus und legte sie neben ihn. Ich verglich das Gesicht auf dem Bildchen darin mit seinem. Heraus kam zwar ein Türke, aber keiner, der Rott zusammengefaltet haben könnte. Der hier war kein Rechtsausleger und hatte von Boxen keine Ahnung, er würde keine Oma in den Sand werfen, wenn sie mit ihrer Handtasche um sich schlug. Ich nahm nicht einmal seine Daten auf, und sein Alibi kannte ich bereits, bevor ich mich überhaupt danach erkundigte.
„Er war gestern den ganzen Abend bei mir. Falls Sie daran denken.“
Höflichkeitshalber fragte ich: „War’s wenigstens lustig?“
Aber sie hob nur gelangweilt die Schultern. Wie ich so über ihrem Erdal stand, das schien ihr zu gefallen. Dass ich den starken Bären umgelegt hatte, weckte in ihr gewisse Gefühle, aber nicht für den Bären, sondern für mich. Sie machte auf ihren Absätzen kehrt und verzog sich – neckisch mit dem Arsch wackelnd – zurück in ihr kühles Zimmer, dort sagte sie: „Gut gemacht, Rocky.“
Ich sagte: „Sag bitte nicht Rocky zu mir, ich heiße Rock wie der Felsen und nicht Rocky wie das Felschen.“
Sie sagte: „Dann lass mich dich sprengen.“
Ich dachte: Du lieber Himmel!
Als ich reinkam, lag sie schon wieder auf der Couch. Sie wischte mit dem Zeigefinger über den Boden, wo sich der ganze Gin ausgebreitet hatte, und steckte ihn sich in den Mund, bevor sie daran saugte, lange und genüsslich. Irgendwas wollte sie mir damit sagen, aber ich kam nicht dahinter, was. Schließlich half sie mir auf die Sprünge: „Um auf deine Frage zurückzukommen, was mein Mann im Bräunen solange du willst um 8,88 machte ...“
„Ja?“
„Er ließ sich dort in den Arsch ficken.“
Sie würgte den Satz heraus wie einen dreckigen, verwesenden Klumpen Fleisch. An solche Überraschungen musste man als Superschnüffler gewöhnt sein, sonst lief man den ganzen Tag nur mit offenem Mund herum, und das sah dann irgendwie scheiße aus.
Ich ließ den Mund also geschlossen, während sie sich zur Wand drehte und den Arsch in meine Richtung reckte. Mir war nicht ganz klar, ob ich das als Einladung
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