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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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pflegen wollen.
    Betört vom Anblick dieser exotischen Schönheit vergaß ich beinahe, was ich hier eigentlich suchte. Es war meine Nase, die mich schließlich auf die richtige Spur brachte. In Krankenhäusern roch es ja normalerweise nach Apfelmus und Schonkost, aber je weiter ich mich dem Haupteingang näherte, desto stärker dominierte der reine Gestank, den man aus schlechten U-Bahn-Filmen wie Schweiß! kennt, in denen an fetten, ekelhaften Körpern nie gewaschene, völlig durchnässte Shirts kleben, die aus minderwertigen Mikrofasern gestrickt sind.
    Alles in mir schrie „Flucht!“, bis auf den Superschnüffler, der unbedingt die Quelle dieses Gestanks erkunden wollte. Sie saß in der finsteren Portiersloge gleich links neben dem Haupteingang und sah aus wie ein riesiger, schnell atmender Knödel, dem ein paar nasse Haarsträhnen ins Gesicht hingen, während sein Puls auf 200 war und das Fett unter seinem weißen XXXL-Pflegeberufe-Shirt kochte. Ich war geruchsmäßig ja einiges gewöhnt, von daher, wo ich wohnte, aber der Kerl hier schlug wirklich alles, was ich je gerochen hatte. Er war gerade dabei, sich etwas in den Mund zu schieben, aber als ich ihn dabei störte, brach er sein Vorhaben ab und schob das Zeug zurück in die Lade. Kurz versuchte er aufzustehen, schaffte es aber nicht und fiel wieder zurück in seinen Sessel. Wie sein Arsch dabei noch lange nachwackelte, das gefiel mir. Ich bat ihn daher, die Nummer für mich noch einmal zu spielen. Er lächelte zunächst unsicher, versuchte es aber freundlicherweise noch mal und scheiterte wieder. Allein für den Versuch hatte er sich einen guten Ratschlag verdient: „Verdammt noch mal! Du musst endlich lernen, Nein zu sagen!“
    Ich gab Pfötchen und stellte mich artig vor, dabei übertrieb ich ein kleines bisschen und machte mich zum „Sonderermittler Politische Attentate, top secret“. Dann deutete ich auf das Namensschildchen an seinen beeindruckenden Hängebrüstchen und sagte: „Jetzt hör mal zu, Tilman, hat dir deine Mama nie gesagt, dass es nicht der Schweiß ist, der stinkt, sondern der Dreck?“
    Das war ein alter, aber bewährter Trick – Menschen, die durch ihr nachteiliges Äußeres (in diesem Fall: Fett!) ohnehin schon schwer verunsichert waren, mit einem gezielten Keulenschlag an den Rande des Abgrunds zu drängen, um sie dann mit einem kleinen Stück Zucker vor dem Selbstmord zu bewahren. Das Stück Zucker, das ich ihm reichte, hörte sich schließlich so an: „Aber Tilman ist ein richtig schöner Name, da hat sich deine Mama wirklich was einfallen lassen!“
    Wie erwartet zeigte er Dankbarkeit und fragte: „Kann ich was für Sie tun?“
    Ich fragte, ob ich mal in die Krankenakte von Rott Einblick nehmen dürfte, aber er brauchte noch etwas mehr Zucker, denn er gab sich leicht störrisch: „Dürfen Sie denn das?“
    Ich ging zum Fressautomaten und drückte mir zwei Riegel herunter, einen hielt ich ihm gleich unter die Nase. Er griff danach wie der Ertrinkende nach dem rettenden Ast, aber ich zog ihn natürlich zurück und sagte: „Erst die Akte!“
    Während er aß, las ich sie – und verstand nichts. Das alles war in einer sehr fremden Fremdsprache abgefasst, altes Schwedisch oder so. Ich gab Tilman den zweiten Riegel und bat ihn, mir das alles zu übersetzen. Ich hätte aber nur umblättern müssen, denn auf der nächsten Seite stand alles auf Deutsch. Tilman sagte: „Rott war an einer unheilbaren Form der Hepatitis erkrankt.“
    Ich fragte: „Und wo kriegt man die, wenn man sie haben will?“
    Er sagte: „Man steckt sich an.“
    Ich dachte an das Bräunen solange du willst um 8,88, von dem Rotts Gattin mir erzählt hatte, und an die dort mutmaßlich geübte Praxis des Arschfickens. Wenn man da nicht aufpasste, dann konnte man sich alle möglichen Krankheiten einfangen, das war nun mal so.
    Aber Tilman brachte mich auf eine völlig andere Spur, als er undeutlich etwas wie „Uh! Da steht noch, dass er sich das Rektum hat bleachen lassen!“ murmelte.
    Ich wurde etwas lauter, als ich „Geht’s vielleicht deutlicher, ich hab dich akustisch nicht verstanden!“ zu ihm sagte, das war einer meiner Lieblingssätze. Man kam im Leben nämlich nicht weiter, wenn man nicht frei heraus „Er hat sich sein braunes Arschloch bleichen lassen!“ sagen konnte.
    Das war jedenfalls meine Meinung.
    Ich hatte bisher noch gar keine Gelegenheit gehabt, Tilman auf die Schweinerei in seinem Gesicht anzusprechen, sein Gesicht war ja insgesamt eine

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