Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
sagte: „Was für eine Zunge!“
Langsam entspannten wir uns doch noch, und als wir es endlich laufen ließen, jaulten und stöhnten wir erleichtert wie die Frauchens, die sich unter Jacks Zunge wanden, und nachdem wir uns entleert hatten, sahen wir uns tief in die Augen, und Guttmann sagte: „Es waren verdammt schöne Zeiten mit Jack. Wäre doch ein Jammer, wenn er nicht mehr schlecken würde.“
Es fehlte nicht viel, und wir wären uns weinend in den Armen gelegen, ohne uns vorher die Hände zu waschen.
* * *
„Man kann in einen Menschen nicht hineinschauen!“ galt bei Biene Mayr unten im Keller nicht, sie hatte das entsprechende Werkzeug, um jeden Menschen zu öffnen und alles Mögliche aus ihm herauszuholen.
Als wir eintraten, summte die Biene, weil sie sich freute, mich schöne Blume zu sehen. Ich begrüßte sie herzlich und erkundigte mich nach der Qualität ihrer Fortbildung. Sie berichtete von erfreulichen Rotweinen, wenn auch von keinem ganz außergewöhnlichen Jahrgang. Guttmann war gereizt und mahnte: „Zum Unerfreulichen!“
Guttmann mochte keine Leichen, und in seinem Magen begann es daher schon zu rumoren, als Biene Mayr noch an ihrem Arztkittelchen herumnestelte, das kaum mehr bedeckte als das Nötigste. Auf ihren Stilettos umrundete sie dann langsam die Leiche, während sie eine erste Allgemein-Expertise lieferte: „Männer mit dürren Beinen und einem dicken Bauch oben dran – igitt! So etwas hasse ich schon, wenn sie noch leben!“
Biene Mayr hatte ihre eigene Vorstellung von dem, was schön war, darum zwinkerte sie mir immer wieder mal zu, während sie Guttmann, der selbst dürre Beine und einen dicken Bauch darüber hatte, im Wesentlichen ignorierte.
Wie üblich fing sie dann mit einem kleinen Scherz an, als sie sanft einen Finger auf Rotts geschwollene Wampe legte. Gutti und ich kannten das Spiel natürlich schon, und ich zumindest fand es immer noch sehr lustig. Man war ja trotz allem immer wieder befangen in solchen Räumlichkeiten, und es lockerte einfach die Stimmung, wenn so einer Leiche ein ordentlicher Furz auskam, also sagte ich: „Nur zu!“, und Biene Mayr drückte leicht drauf – pfffft.
Du meine Güte, es war die Hölle!
Mit einem Schuss frischen Alkohols im Blut würde es sich gleich wieder freier atmen lassen, also bat ich die Biene um einen Schluck vom Nektar, den sie unter ihrem Schreibtisch stehen hatte – eine Flasche besten honiggelben Malzwhiskeys. Aufgrund von Einsparungen musste Biene Mayr neben ihrer Tätigkeit als Forensikerin nämlich auch noch die Asservatenkammer mitbetreuen, die im Keller gleich neben ihren Räumlichkeiten lag. Dadurch hatte sie Zugang zu all den beschlagnahmten Köstlichkeiten, der Whiskey war nur eine davon. Wir machten es uns hier herunten also manchmal richtig gemütlich, und was ich zum Gelingen des netten Beisammenseins beisteuern konnte, das nahm ich in der Regel von Lemmy mit, während ich Lemmy selbst lieber zuhause ließ, weil er der frühe Tod jeder gelungenen Party war.
Die Luft besserte sich augenblicklich, nachdem ich uns beiden einen schönen Ofen angezündet hatte, nur Guttmann weigerte sich weiterhin zu rauchen. Biene Mayr zog ein paarmal kräftig durch und öffnete dann Rotts Bauchdecke, die sie schon vorher aufgeschnitten hatte. Natürlich wäre es jetzt am lustigsten gewesen, mit Rotts Darm in der Hand ein paar Meter durch die Gegend zu laufen, nach der vergangenen unruhigen Nacht hätte mir ein bisschen Bewegung sicher gutgetan. Aber wir mussten uns ja um seinen Sauflappen kümmern, den wir im Verdacht hatten, dass er Rott das Leben gekostet hatte, also griff Biene Mayr beherzt zu und legte ihn vorsichtig neben den Toten in ein extra dafür vorgesehenes Geschirr, und wirklich:
Kaum lag er da drinnen, fiel er auch schon auseinander.
Instinktiv griff ich nach meinem eigenen und versuchte zu ertasten, ob er noch ganz war. Ich war mir nicht ganz sicher, daher nahm ich mir fest vor, in Zukunft besser auf ihn achtzugeben. Allerdings erst in der ferneren Zukunft!
„Alkohol?“, fragte Guttmann schließlich, aber die Biene winkte ab: „Danke, ich hab’ noch.“
Ein kleines Missverständnis zwischen den beiden, das ich sofort klären konnte: „Er trank nicht.“
Die Biene schaute sich das Teil etwas genauer an, dann wusste sie, was Rott plötzlich schwarzsehen ließ:
„Er starb wohl letztlich an den Folgen eines Leberrisses. Kein Einriss, sondern ein Komplettriss. Das, was ihn da getroffen hat, muss extrem
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