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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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sich bei mir beklagt, dass der Kanzler das Anwerben von Streitern für den heiligen Krieg im Osten untersagt hat. Und ich habe von Unruhen in der Stadt gehört. Das Vorgehen des Kanzlers bei der Sicherung der Vorräte verärgert viele.«
    Sie zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Und daneben ist mir eine konkrete Anschuldigung zu Ohren gekommen, dass die Zauberin, die Unser Kanzler verpflichtet hat, in Verbindung mit dem Hexenmeister Runnik steht   – ihrem Vorgänger, der, wie unser Botendienst bestätigt hat, mittlerweile bei unseren Feinden in Edern Zuflucht gefunden hat. Mir wurde gesagt, dass sie dabei Botschaften des Kanzlers selbst übermittelt. Wollt Ihr diese Vorwürfe abstreiten, Kanzler Arnulf?«
    Arnulf von Meerbergen strich umständlich sein Wams mit den Samtborten über der breiten Brust glatt. Er warf einen missbilligenden Blick auf den Hofrat von Reinenbach, der mit einem leichten Lächeln dabeisaß und erwartungsvoll zu ihm aufblickte.
    Arnulf räusperte sich. »Warum sollte ich das abstreiten, Majestät? Aber das gehört zu den Aufgaben, die Ihr mir selbst übertragen habt.«
    »Wenn ich mich recht erinnere«, warf von Reinenbach ein, »war es Euer Auftrag, der Kaiserin im Reich die Anerkennung der Fürsten zu verschaffen. Wenn Ihr den Fürstkomtur aller geistlichen Ritterorden vor den Kopf stoßt, scheint mir das kaum ein geeigneter Anfang zu sein.«
    »Der Komtur will die Ritter auf irgendeinen waghalsigen Feldzug in die leeren Wüsten des Ostens entsenden.« DerKanzler wischte diesen Gedanken mit einer weiten Handbewegung beiseite. »Dabei steht uns im nächsten Frühjahr selbst ein Krieg ins Haus, nämlich gegen die abtrünnigen Grafen in unserer Mitte. Ich bedauere es, wenn der Vertreter der Ritterorden sich gekränkt fühlt. Aber wir brauchen sämtliche Krieger selbst.«
    Der Kämmerer nickte. »Ich gebe Euch recht, dass die abtrünnigen Grafen in der Nachbarschaft wichtiger sind als die Ritterorden im fernen Barrat oder ihr heiliger Feldzug. Doch die Stadt und ihre unzufriedenen Bürger sind noch dringlicher.«
    »Ja, ja   … Die Vorräte.« Der Kanzler schnaubte. »Es ist nicht das Volk, das deswegen aufbegehrt. Es sind die reichen Pfeffersäcke, deren Korn wir beschlagnahmt haben. Die hetzen das Volk auf   – aber die Vorräte sind jetzt in unserer Hand, und wir können das Volk damit beruhigen. Die Unruhestifter haben nichts, womit sie uns drohen könnten.«
    »Und was ist mit dem Verrat Eurer Zauberin?«, warf Aruda ein.
    »Ich verhandele mit dem Grafen von Edern, so wie Ihr es mir befohlen habt. Sortor handelt nur in meinem Auftrag. Ihre Magie ist der einfachste Zugang zu der Grafschaft.«
    Aruda verzog das Gesicht. »Sie spricht mit Runnik . Wir alle wissen, was für ein Mann das ist. Und dass er unmittelbar nach dem Tod meines Vaters aus der Stadt geflohen ist. Als ich Euch den Auftrag gab, die abtrünnigen Grafschaften wieder an das Reich zu binden, da dachte ich an Boten und Unterhändler, an Gesandte von Stand. Eine Zauberin an meinem Hof, die mit Runnik Hexerei betreibt, das bereitet mir Bauchgrimmen.«
    Dauras bemerkte, wie die Höflinge am Tisch unwillkürlich nickten, selbst diejenigen, die sich aus dem Wortwechsel heraushielten.
    »Ein abtrünniger Zauberer, der am Hof eines abtrünnigen Grafen Zuflucht gefunden hat«, bestätigte der Kanzler. »Da darf man nicht viel Ehrbarkeit erwarten, das ist wahr. Aber es ist auch eine Gelegenheit, die ich nicht ungenutzt verstreichen lassen möchte.
    Solange Sortor mit ihrem Vorgänger auf magische Weise Verbindung halten kann, wissen wir zu jeder Zeit, wie die Verhandlungen stehen, und können sofort auf alles reagieren. Und ein skrupelloser Mann wie Runnik am Hof von Edern   … Der hat ganz andere Möglichkeiten, dem Grafen unsere Vorschläge zu unterbreiten, als ein Gesandter.«
    »Ihr wollt, dass Runnik seinen neuen Herrn verhext?« Ein Anflug von Spott schlich sich in Arudas Stimme. »Soll der Verräter den Verräter verraten? Ich hoffe, Ihr knüpft nicht zu viele Netze und Schlingen, in denen wir am Ende alle hängen bleiben.
    Außerdem, was mir über diese Gespräche zu Ohren kam, klang nicht nach einer Verhandlung in meinem Sinne   …«
    Der Kanzler hob die Hand. »Mit Verlaub, Euer Majestät: Was auch immer Ihr über die Verhandlungen gehört habt, es ist ohne Bedeutung. Ich habe Sortor angewiesen, Runnik auf jede nur mögliche Weise an uns zu binden. Sie kann ihm drohen, sie kann ihn bestechen, ihm schmeicheln, ihn

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