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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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Lacan Deckung zu geben. Sie breiteten das gewachste Tuch aus und taten so, als wollten sie es zusammenlegen. Dabei hielten sie es als Sichtschutz in die Höhe.Lacan stemmte dahinter den Deckel auf und half seinem Vater heraus.
    Der Kanzler streckte sich und ächzte. Lacan führte ihn eilig hinter den Wagen, während Sobrun und Lacan laut darüber stritten, wie die Plane zusammengefaltet werden sollte. Jeder schimpfte auf die Ungeschicklichkeit des anderen, und Lacan war nicht überzeugt davon, dass sie den ganzen Aufwand nur spielten.
    Arnulf lockerte seine steifen Glieder. Er trug schon sein Kostüm, in dem er sich unauffällig unter das Treiben auf den Straßen mischen wollte   – eine weite, bodenlange rote Kutte.
    Lacan sah ihn nachdenklich an. »Ich frage mich, was Ihr als Nächstes vorhabt? Der Frieden über die Feiertage ist heilig, denkt daran.«
    »Keine Sorge.« Arnulf grinste breit. Er griff in eine Innentasche seiner langen Kutte und zog ein weiteres Bündel hervor. »Gleich bist du mich los. Dann stürz dich einfach ins Getümmel und denk nicht mehr an mich.«
    »Wenn das so einfach wäre.« Lacan seufzte. »Braucht Ihr mich, um wieder aus der Stadt hinauszukommen?«
    Arnulf schlug ihm auf die Schulter. »Ich habe es dir doch gesagt, du hast genug für mich getan. Schnapp dir dein Rittermädchen   … Aber heirate sie nicht sofort. Dir wäre so etwas zuzutrauen! Dabei könntest du selbst bald ein Graf sein, und dann sollte der Platz an deiner Seite freibleiben für eine vorteilhaftere Verbindung.«
    »Vater, wir sind nur Nachbarn! Ich weiß nicht einmal, ob wir das Fest des Lebens gemeinsam verbringen werden.«
    »Ja, klar.« Arnulf von Meerbergen verzog belustigt das Gesicht. »Du nimmst aber an dem Turnier zum Messtage teil?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Lacan. »Nach allem, was ich an der Grenze erlebt habe   … es kommt mir einfach nicht richtig vor, zum Vergnügen gegeneinander zu kämpfen.«
    »Papperlapapp. Ein Ritter muss in Übung bleiben. Oder willst du, dass dein Schwertarm eingerostet ist, wenn du ihn wieder brauchst?«
    Lacan hatte über das Turnier nachgedacht. Als Sohn des verhassten Kanzlers würde er sich über einen Mangel an Gegnern nicht beklagen können, und es mochte rau werden. Womöglich war es besser, wenn er sich im Hintergrund hielt und nichts provozierte.
    »Wir werden sehen«, sagte er ausweichend.
    Sein Vater sah ihn an und runzelte die Stirn.
    »Also gut.« Lacan hob ergeben die Arme. »Ich werde mich dort melden. Zum Lanzenstechen vielleicht.«
    »Großartig!« Arnulf lachte und schlug ihm wieder auf die Schulter. »Ich hatte mich schon gefragt, ob ich die Vaterschaft nicht voreilig anerkannt habe. Ich habe mir niemals ein Turnier entgehen lassen, als ich in deinem Alter war. Vor allem nicht das Stechen. Ich saß im Sattel wie ein Fels und habe mein erstes Vermögen damit verdient.«
    »Da hätte dir das Frühlingsturnier in Meerbergen aber nicht gefallen«, wandte Lacan ein. »Es ist ein reiner Schaukampf. Es gibt ein Preisgeld, Beute und Lösegeld sind jedoch verboten.«
    Arnulf schnaubte. »Da wird die ritterliche Tradition mit Füßen getreten, sag ich dir. Ich werde das ändern, sobald ich hier das Sagen habe. Aber natürlich geht’s beim Hauen und Stechen nicht nur ums Geld   – es geht vor allem um den Spaß!
    Ich erinnere mich an das Goldene Fest von 44   … Oder war es im Jahr davor? Egal. Nicephor vom Alfengrund hieß mein Gegner, glaube ich   – ein schlaksiger Kerl, so lang und dünn wie die Lanze, die er in der Hand hielt. Wir reiten also aufeinander zu, und ich habe gut auf seinen Schild gezielt, weil ich mir dachte, der Bursche selbst ist nicht zu treffen. Als wir aufeinandertrafen, da brach mir ein Stück von derLanze ab. Der Schaft, den ich in der Hand behielt, der war nadelspitz und knallte glatt durch seinen Schild und den Panzer hindurch. Ich habe den Mann damit aufgespießt wie ein Sammler den Käfer.
    Ich reite also weiter, und er will nicht runterrutschen. Er hing an meiner Lanze fest wie ein Ferkel am Spieß. Dabei zappelt er noch und ist sauschwer, und ich denke mir, scheiße, gleich reißt er mich mit runter, und zählt das noch als Sieg?«
    Arnulf grölte vor Lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Arm war ich damals, aber ich hatte mein Vergnügen. Ja, die Zeiten als Ritter. Das sind die besten. Genieße, sie, Junge, solange sie dauern. Manchmal vermisse ich das. Als Graf kann man selten selbst das Schwert in die

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