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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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noch einmal inne. »Verzeiht, Herrin«, sagte er. »Und wie ist Euer Name?«
    »Ihr dürft mich mit Botin anreden«, sagte Meris.
    Als Dauras zu dem Wäldchen zurückkehrte, spürte er die Gegenwart der Prinzessin. Ihr Herzschlag ging schneller, als er näher kam   – sie war also aufmerksam. Vermutlich war es die Kälte, die sie wachhielt, nicht das Pflichtbewusstsein. Dauras fühlte, wie sie zitterte.
    Zehn Schritte vor dem Gehölz hob er die Hand. »Ich bin es«, sagte er. »Ihr könnt herauskommen.«
    Knisternd kroch sie aus dem Unterholz. Sie steckte ein Stück tiefer darin, als er sie zurückgelassen hatte.
    »Deine Silhouette hat sich verändert«, sagte sie. »Ich habe dich nicht erkannt.«
    Dauras trat an den Rand der Senke und setzte sein Gepäck ab. »Ich habe eine Kiepe besorgt«, sagte er. »Mit Brennholz. Ich habe die Pferde verkauft und ein paar Dinge beschafft, die wir für die Überfahrt brauchen.«
    »Etwas zu essen?«, fragte Aruda.
    Dauras holte ein kleines Stück Schinken aus seinem Bündel und reichte es seiner Begleiterin. Aruda sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ist das alles?«, fragte sie.
    »Ich war bei einem Rosstäuscher«, sagte er. »Nicht im Gasthaus. Der Kerl hatte zufällig eine Menge Schinken in seiner Vorratskammer, davon abgesehen allerdings nur das, was er selbst braucht, meinte er. Und das hat er mir teuer genug angerechnet, also beklagt Euch nicht. Ihr speist heute edler, als ich es mir ausgesucht hätte.«
    Aruda roch an dem Schinken. »Aber er ist so salzig und so schwer ohne alles.«
    Sie biss hinein. Kauend fügte sie hinzu: »Vielleicht ist es besser so. Das letzte Brot, das du uns besorgt hast, hatte Steine eingebacken.«
    Während sie aß, erklärte Dauras: »Wir haben jetzt ein wenig Geld für die weitere Reise. Außerdem habe ich eine Verkleidung für mich zusammengestellt.« Die Flasche Schnaps, die der Rosstäuscher draufgelegt hatte, verschwieg er lieber.
    »Und meine Verkleidung reicht aus?«, fragte Aruda.
    »Euch kennt hier sowieso keiner. Solange Ihr Eure rote Lockenspracht unter dem Hut verborgen haltet   …«
    »Meine Haare sind braun!«, rief Aruda empört.
    »Ach?«, sagte Dauras. »Und erklärt Ihr mir den Unterschied?«
    »Das liegt doch auf der Hand! Rot ist   … braun ist   …« Siewedelte mit den Händen. »Ach, bei Bponur! Warum hast du überhaupt eine Farbe genannt, wenn du ohnehin   …«
    Dauras grinste. »Ich wollte, dass Ihr mal an etwas anderes denkt als an Verfolger und Gefahren. Wenn Ihr so zaghaft und verbissen neben mir steht, wie ich Euch gerade aus den Büschen gezogen habe, dann schaut jeder gleich zweimal hin. Jetzt müssen wir Euch nur noch einmal in den Flussschlamm tunken, und schon nimmt Euch jeder den Schäfersburschen ab.«
    Sie knuffte ihn mit der Faust gegen die Brust. »Du bist unmöglich, weißt du das?«
    Nach dem Essen suchte Dauras eine Mulde, in der sie ein kleines Feuer entzünden konnten. Er brauchte ein wenig Licht und das Sehvermögen der Prinzessin, um seine Verkleidung vollkommen zu machen. Er hieß Aruda dünne Äste am Feldrain sammeln und breitete aus, was er besorgt hatte: Haare und Leim und weiße Asche.
    Aruda kam zurück. Sie stolperte durch die abgeernteten Ackerfurchen und warf eine Handvoll Zweige auf den Boden. »Warum nehmen wir nicht das Brennholz, das du mitgebracht hast?«
    »Weil es meiner Tarnung als alter Holzhändler schaden würde, wenn ich meine Ware selbst anzünde.«
    »Es ist sowieso eine schlechte Tarnung«, verkündete Aruda. »Weshalb sollte ein Brennholzsammler sein billiges Zeug über den Fluss bringen, wo ihn die Überfahrt wahrscheinlich mehr kostet, als die Ware wert ist?«
    »Was weiß ich? Ich brauche nur eine Geschichte, die ich zwei einfältigen Fischern erzählen kann. Ich will nicht den großen Magistrat am kaiserlichen Gerichtshof überzeugen.
    Überhaupt, was versteht so eine Prinzessin vom Krämerwesen?«
    »Mehr als ein Schwertmönch aus dem Süden, wie mirscheint. Du würdest dich wundern, was ich schon alles gekauft habe.«
    »Nein«, sagte Dauras. »Das glaube ich dir unbesehen.«
    Er entfachte ein winziges Feuer. Aruda wühlte derweil in seiner Tasche.
    »Wo ist das Geld für die Pferde?«
    »Hier.« Dauras klopfte auf die prall gefüllte Ledertasche an seinem Gürtel.
    »Da sind doch nicht einmal 100 Goldmark drin!«
    »Ungefähr zwanzig, schätze ich.« Er fügte nicht hinzu, dass er nur zwölf davon heute Abend bekommen hatte.
    »Zwanzig Goldmark? Du hast dich übers

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