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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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Hauptstraße zu dem Gebäude führte. Von dort aus sah man weniger von dem Haus als von der Seite, denn die Front war in vollkommene Dunkelheit gehüllt.
    »Wenn das ein Gasthaus ist«, stellte Aruda fest, »dann legen sie jedenfalls keinen besonderen Wert auf Gäste.«
    Dauras zuckte die Achseln. »Vielleicht sind die Besitzer alt und haben das Geschäft aufgegeben. Vielleicht öffnet es nur in bestimmten Monaten, wenn auf der Straße viel los ist. Uns kann es nur recht sein. Mit zwei Leuten werden wir fertig.«
    Sie ritten zwischen einigen Obstbäumen hindurch auf den Eingang zu. Zwei Stufen führten zu einer Tür hinauf, die tatsächlich mehr an ein Bauernhaus erinnerte als an eine Gastwirtschaft. Aber ein hölzernes Schild hing an Stricken darüber: eine Mondsichel mit abgeblätterter Farbe   – das Gasthaus zum Mond oder zum Halbmond also.
    Dauras klopfte. Die beiden Frauen warteten am Fuß der Treppe bei den Pferden. Nach einer Weile wurde Meris ungeduldig, doch Dauras hielt sie mit einer Geste zurück. Kurzdarauf schwang die Tür auf, und eine ältere Frau mit einem Kopftuch über den drahtigen schwarzen Haaren schaute heraus.
    »Wir suchen ein Zimmer«, sagte Dauras. »Und ein warmes Abendessen wäre nicht schlecht.«
    »Tut mir leid.« Die Frau schüttelte den Kopf. »Wir sind voll belegt.«
    Dauras grinste. »So sieht es aber nicht aus.«
    Die Wirtin stutzte. »Wir   …«, setzte sie an, musterte Dauras, sah an ihm vorbei auf die beiden Frauen. Sie verstummte und setzte wieder an. »Nur für drei? Nun ja, die bringen wir unter. Wir können euch ja schlecht fortschicken um diese Zeit. Nic, komm her. Gäste!«, rief sie in den Flur hinter sich.
    Ein Mann schlurfte heran. Er mochte ungefähr so alt sein wie die Frau, einen halben Kopf kleiner und sehr schmal. Seine Glatze war von einem dünnen Kranz grauer Haare umsäumt. »Gäste?«, fragte er. »Aber du weißt doch   …«
    »Es sind nur drei«, sagte sie. »Und sieh mal, wie spät es ist. Ich glaube nicht, dass heute Nacht noch jemand kommt.« Sie wandte sich wieder Dauras zu. »Tretet ein. Ihr könnt in der Stube Platz nehmen. Ich koche etwas und mache die Zimmer fertig, während ihr esst. Nic bringt inzwischen die Pferde in den Stall.«
    Sie führte ihre Gäste in einen Raum, der kaum größer war als eine Bauernstube, aber vollgestellt mit groben Tischen und Bänken. Es war kalt und dunkel. Die Wirtin entzündete eine Öllampe und hängte sie an die Wand.
    »Ich sage Nic, dass er den Kamin anheizen soll, wenn er wieder da ist«, sagte sie.
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Dauras. »Wir bleiben nicht lange wach.«
    Aruda sah ihn unglücklich an. Zögernd setzte sie sich anden Tisch. Sie legte den Mantel nicht ab. Dauras und Meris setzten sich zur ihr.
    »Wisst ihr«, fuhr die Wirtin fort. »Eigentlich haben wir keinen Platz. Eine große Gesellschaft hat sich angekündigt und das ganze Haus gemietet. Aber ich glaube nicht, dass sie heute noch kommen, und wenn doch, werden wir uns sicher einig.«
    »Ist das normal?«, fragte Meris. »Dass jemand so weit im Voraus ganze Häuser in Beschlag nimmt?«
    »Gewiss nicht«, antwortete die Wirtin. »Manchmal schicken sie einen Boten voraus, der ein oder zwei Stunden früher eintrifft und dafür sorgt, dass die Zimmer bereitstehen. Aber das Haus im Vorhinein zu mieten, ohne dass wir genau wissen, ob und wann die Gäste eintreffen   …« Die Wirtin lächelte. Ihr fehlten einige Zähne. »Nun, für uns ist das ein Glücksfall. Für jeden Tag, den sie das leere Haus bezahlen, kassieren wir ohne viel Arbeit. Und sie bezahlen gut, oh ja.«
    Die Wirtin humpelte davon. Meris sah ihr nach. »Dafür, dass sie so viel Wert auf das Geld legt, hat sie wenig über den Preis gesprochen.«
    »Sie kassiert doch schon von den anderen«, warf Aruda empört ein. »Für Zimmer und womöglich sogar für Mahlzeiten, die sie nicht zuzubereiten braucht. Sie kann das wohl kaum doppelt in Rechnung stellen.«
    »Das wird sie   …«, fing Meris an, aber Dauras fiel ihr ins Wort.
    »Oh ja. Sie erwartet, dass sie von den anderen kassiert. Davon gehe ich aus.«
    Meris und Aruda sahen ihn überrascht an. Er bedeutete ihnen, zu schweigen, und man sah ihm an, dass er sich konzentrierte. In dem kalten Raum schien es noch ein wenig frostiger zu werden. Aruda zog den Mantel enger um die Schultern.
    Endlich blickte Dauras wieder auf. Seine Miene entspanntesich. Ein leichtes Lächeln lag um seine Lippen. Gleich darauf trat die Wirtin in

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