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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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das Zimmer und stellte ein Tablett mit dampfenden Krügen vor ihnen ab. »Warmes Bier«, verkündete sie. »Das reicht hoffentlich, um das Feuer zu ersetzen, bis ihr euch in die Federbetten kuscheln könnt. Mein Mann röstet Brot und Eier und Schinken mit Käse in der Küche   – mehr, fürchte ich, können wir euch heute Abend nicht anbieten.«
    Mit argwöhnischem Blick griff Aruda nach einem der Humpen. Dauras’ Klinge zuckte über den Tisch und schob ihre Finger von dem Bier fort. Die Prinzessin fuhr erschrocken zurück.
    »He!« Meris sprang auf.
    Die Wirtin wurde blass.
    »Tu uns den Gefallen und trink mit uns.« Lächelnd sah Dauras zu der Wirtin auf.
    Die zuckte zusammen. Dauras’ Schwert stach an ihr vorbei und stieß die Tür hinter ihr zu.
    »Trink«, wiederholte Dauras.
    »Willst du etwa sagen   …« Aruda zog die Hände an den Körper. »… sie wollte uns vergiften? Aber warum?«
    »Das ist doch Unsinn«, stammelte die Wirtin. »Es ist nur Bier. Mit ein paar Kräutern.«
    Dauras stand auf und trat auf sie zu. Er legte zwei Finger unter seine Augen. »Sieh mich an, Weib«, sagte er. »Du weißt, wer ich bin?«
    Sie gab einen erstickten Laut von sich und wich vor dem Anblick zurück. Hinter ihr öffnete sich die Tür einen Spalt, und ihr Mann schaute entsetzt in die Stube.
    »Zwei Augen sind blind«, fuhr Dauras fort. »Aber das dritte ist weit offen. Ich kann sehen, was du in der Küche treibst. Ich kann in deinen Kopf sehen. Also lüg mich nicht an, und trink einen Krug von deinem eigenen Bier   …« Dauras lächelte und fügte hinzu: »Wenn es recht ist.«
    Die Frau schnappte nach Luft.
    Ihr Mann zwängte sich in den Raum und rang die Hände. »Bitte, Herr!«, flehte er. »Habt Mitleid. Was sollten wir tun? Da waren all diese bewaffneten Herren. Wenn die erfahren hätten, dass wir Euch wieder haben ziehen lassen   …«
    »So ein Unsinn«, fuhr Dauras ihn an. »Ihr beide wart allein mit uns, und niemand hat euch zu etwas gezwungen. Gebt es zu, ihr habt von euren Gästen erlauscht, dass sie einen Blinden und ein oder zwei Mädchen suchen. Vor der Tür hat deine Frau mich erkannt und gedacht, sie kann sich die Belohnung holen, von der diese Herren ohne Zweifel geredet haben.«
    »Es sind so viele Ritter unterwegs«, sagte die Frau trotzig. »Sogar die Gardisten des Kaisers. Überall erzählt man sich, dass ein Blinder eine Dame aus der Stadt entführt hat und dass jeder die Augen offen halten soll.«
    »Und ihr wolltet die Dame retten?«, fragte Dauras. »Indem ihr sie vergiftet?«
    »Das   … das stimmt gar nicht!«, stotterte der Ehemann.
    Dauras wandte sich an Meris. »Ich nehme an, die Wirtsleute wollten denselben Männern zu Diensten sein, die euch überfallen haben. Sie müssen dieses Gasthaus als Sammelstelle gewählt haben. Es liegt günstig an der Hauptstraße und ist dennoch abgelegen genug, um als Versteck für einen Haufen Söldner und Kopfgeldjäger zu taugen. Kein Wunder, dass diese Gesellschaft das ganze Haus gleich auf unbestimmte Zeit gemietet hat.«
    Meris hob beschwichtigend die Hand. »Dann lass es gut sein, Dauras. Wir bringen in Erfahrung, was die beiden wissen, und verschwinden wieder. Wenn das der Treffpunkt von diesem Haufen ist, sind wir hier nicht sicher.«
    »Oh nein!« Dauras setzte der Wirtin die Klinge an die Kehle. Die Spitze des Schwertes lag ohne jedes Zittern aufihrer Haut. »Ich will, dass sie trinkt, was sie für uns bereitet hat. Oder ich schneide ihr die Kehle durch.«
    »Dauras!«, riefen Meris und Aruda wie aus einem Mund.
    »Also gut.« Die Wirtin griff nach Arudas Krug. »Ich trinke. Ihr werdet sehen, dass ihr uns unrecht tut.«
    »Alma, nicht!«
    Dauras grinste. »Dein Mann scheint nicht von deiner Unschuld überzeugt zu sein.«
    Die Wirtin setzte den Krug an die Lippen und würdigte Dauras keines Blickes mehr. Sie trank das warme Bier aus, ohne einmal abzusetzen. Alle in dem kleinen Raum verfolgten es aufmerksam   – Dauras befriedigt, ihr Mann voller Schrecken, Aruda mit fasziniertem Entsetzen und Meris mit einem Gefühl von Unschlüssigkeit, als müsse sie etwas tun, wüsste aber nicht, was.
    Die Wirtin stellte den Humpen ab und setzte sich auf die Bank.
    Eine Weile blieb es still.
    »Mö-möge Gotor   …« Die Frau lallte. Sie kämpfte darum, den Kopf gerade zu halten. »Euch   … Euch zurück in seine Hölle holen.«
    Dann sank sie auf der Tischplatte zusammen.
    »Ist sie tot?« Aruda blickte beklommen auf die Wirtin hinab.
    »Noch nicht«,

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