Das Schwert des Sehers
als eine Einheit sich aus dem Verbund löste und scheinbar aus der Siedlung herausritt. Die Infanterie schloss die Lücken. Ein paar junge Burschen brachen durch. Sie kletterten über das Dach eines angrenzenden Gebäudes in den Hof, doch die Soldaten fingen sie ab, als sie zwischen den Arbeitern Unruhe stifteten. Einer der Legionäre stieß einen Unruhestifter unter die Hufe eines steigenden Packtieres, und einen Augenblick lang übertönte der Lärm vom Mühlenhof die Beschimpfungen der aufgebrachten Menge auf den Zufahrtsstraßen.
Die Menschen liefen durcheinander, der Ring der Einheimischen, der das Gelände umgab, wurde dünner, als mehr und mehr von ihnen sich abwandten und zurück in das Dorf rannten.
Die Menge hatte sich bereits halb aufgelöst, bevor der erste Qualm bis zur Mühle wehte. Ritter an Leohard nickte zufrieden. »Na also. Los, Männer, schneller jetzt! Ich will abziehen!«
Sie warfen die letzten Säcke auf die Wagen. Auf jedem Kutschbock nahm ein Infanterist neben dem Führer Platz, weitere Soldaten ordneten den Zug, und flankiert von Legionären setzte sich die Kolonne in Bewegung. Eine Kompanie der Falken ritt voraus und sicherte den Weg in die Stadt, der Rest der Reiterei sicherte den Zug nach hinten ab.
Niemand hielt sie auf, die wenigen Menschen, die noch auf den Straßen waren, wurden zur Seite geschoben oder niedergeritten. Rauch und Flammen stiegen zum Himmel empor, dort hörten sie Schreie, sahen Menschen zwischen den brennenden Häusern umherlaufen.
Während Anwiesen hinter ihnen brannte, brachten die Soldaten des Kaisers die letzte Ernte der Gemeinde in Sicherheit.
Der Kanzler selbst überwachte die Verteilung der beschlagnahmten Güter. Er stand auf dem Balkon eines Hauses, das er auf der Marktbrücke für sich requiriert hatte. Dort empfing er die Boten, die von der Straße aus ihre Meldungen zu ihm hochrufen mussten. Er konnte die Wagenladungen beobachten, die über die Brücke auf die Insel kamen, und er überblickte sogar Teile der Hafenanlagen im Osten, wo er weitere Silos und Lagerhäuser im Namen der Kaiserin in Beschlag genommen hatte.
Obwohl die Brücken für den gesamten öffentlichen Verkehr gesperrt waren, herrschte dort reges Treiben. Wagen rollten darüber hinweg, trafen beladen ein und fuhren leer wieder ab. Packtiere, Arbeiter, Boten drängten durcheinander. Soldaten marschierten und ritten in beide Richtungen an den Häusern links und rechts der Brücke vorbei. Vom Ufer aus verfolgte eine Menschenmenge den Transport der Vorräte.
Arnulf von Meerbergen hatte als Erstes die größeren Lager in der Stadt räumen lassen, doch das waren nicht viele. In den Häfen und auf der Insel, wo ohnehin ein großer Teil der Güter lagerte, beschlagnahmte er die Lagerhäuser mit allem, was darin war, und stellte sie unter Bewachung. Das meiste Korn, das wirklich transportiert werden musste, kam aus den ländlichen Vorstädten von Horome und aus den Dörfern im Speckgürtel der Stadt, wo er die Legion nach und nach weiter vorstoßen ließ.
Je weiter sich die Requirierungstrupps von der Stadt entfernten, umso weniger würden sie finden. Schon jetzt fingen die Bauern, die Gutsherren, selbst die Grafen in den umliegenden Ländereien, an, ihr Korn in Sicherheit zu bringen. Sie verkauften es in den Süden oder schmuggelten es in kleinen Mengen in die Stadt. Wann immer es ging, ließ der Kanzler sich von den Agenten des geheimen Botendienstes die größeren Ladungen melden, um sie mithilfe seiner Truppen in Richtung des Palastes umzuleiten.
Aber wenn der Strom irgendwann zum Erliegen kam und alles Korn im Umkreis der Hauptstadt verschwunden war, dann wäre das auch nicht schlimm. Je mehr Korn verschwand, umso kostbarer würde das Brot in der Hauptstadt, umso mehr stieg der Wert dessen, was sie bereits gesammelt hatten.
»Du siehst«, flüsterte die Stimme seines Dämons ihm ins Ohr. »Du kannst nur gewinnen. Selbst die, die sich deinem Zugriff entziehen wollen, arbeiten nun für dich.«
»Oh ja.« Der Kanzler lachte. »Wie hilflos hat der alte Kaiser doch versucht, in dieser Stadt die Steuern einzutreiben. Hat Stadtviertel für Stadtviertel durchsuchen lassen wie ein gewöhnlicher Räuber, mit den Handwerksmeistern verhandelt wie ein Krämer … Dabei reicht es, alle Nahrungsmittel in dieser Pestbeule zu kontrollieren, und schon kommt das Gold ganz von selbst angeflossen!«
Die beiden Kuriere, die mit ihm auf dem Balkon standen, blickten den Kanzler fragend an. Arnulf von
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