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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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gesehen.«
    »Ich zeige Euch alles«, sagte Aruda. »Ich kenne mich aus in der Stadt. Ich habe nicht immer nur im Palast gesessen.«
    »Ja«, sagte Alma. Sie ließ sich schwer auf einen Hocker sinken und sah sich in der Hütte um. »Das wäre eine Umstellung für mich. Ich glaube, ich würde den Wald vermissen.«
    »Wann könnt Ihr kommen?«, fragte Aruda. »Ich werde eine große Feier für Euch ausrichten.«
    »Um Bponurs willen.« Schwester Alma winkte ab. »Ich bin nur eine demütige Dienerin des Höchsten. So viel Aufhebens um eine kleine Priesterin   …«
    »Der Kanzler hat einen Ball zu seiner Amtseinführung bekommen. Ihr sollt Euch nicht klein fühlen gegen ihn.«
    Alma sprang auf. »Wo bleibt meine Gastfreundschaft! Kann ich Euch ein Glas Wein anbieten? Eine kleine Vesper?«
    Sie saßen den Nachmittag über bei der Priesterin. Aruda war meist diejenige, die sprach. Sie erinnerte sich an die früheren Besuche hier in der Kapelle. Schwester Alma wirkte ein wenig bedrückt. Sie lachte, wenn sie mit Aruda über die Vergangenheit sprach. Doch wenn es um die Reise in die Hauptstadt ging, wiegelte sie ab. Sie hatte noch einiges hier zu ordnen. Es gab Kranke in ihrer Gemeinde, denen sie Segen und Gebete versprochen hatte. Ihr Garten musste gerichtet werden   …
    Als Dauras und Aruda zurück in die Hauptstadt ritten, war Aruda nachdenklich.
    »Ich frage mich«, sagte sie, »ob vielleicht irgendwelche Prälaten ihr Angst gemacht haben.«
    »Vielleicht«, sagte Dauras. »Aber ich glaube nicht, dass das nötig war.«
    »Was glaubst du, wann sie zur Reise bereit ist? Vielleicht sollte ich sie langsam in das Amt hineinwachsen lassen. Sie kann ja dann und wann in die Hauptstadt reisen und mich besuchen, und zwischendurch hier nach ihrer Gemeinde sehen.«
    »Das wäre ungewöhnlich für einen Erzkaplan, nicht wahr?«, befand Dauras.
    »Sicher«, sagte Aruda. »Aber wenn sie ein wenig scheu ist, fällt es ihr so möglicherweise leichter. Es ist ja nicht weit. Und wenn sie das Fest der Freude im Palast erlebt   … vielleicht findet sie dann Gefallen daran.«
    »Ich fürchte«, sagte Dauras, »Ihr tut ihr keinen Gefallen mit der Ernennung.«
    »Sie hat nur um etwas Zeit gebeten«, sagte Aruda. »Sie hat nicht gesagt, dass sie gar nicht kommen will.«
    E s ist schwer, Nein zu sagen zu seiner Kaiserin , dachte Dauras bei sich.
    Am Abend, als er in sein Haus zurückkehrte, schickte Kanzler Arnulf von Meerbergen seine Männer fort. Er zog sich in seine Räume zurück und brüllte seine Wut hinaus.
    Danach ging es ihm ein wenig besser.
    Sobald seine Gedanken zur Ruhe kamen, hörte er seinen Dämon wieder: »Dieser Mönch ist gefährlich. Du musst ihn aus dem Weg räumen, bevor er dich irgendwann erwischt.«
    Der Kanzler winkte ab. »Ich habe mir vom Hofrat die Berichte zeigen lassen. Der blinde Herumtreiber ist ein Halunke, aber er hat noch niemals ohne Grund getötet. Nie einen Unbewaffneten, niemals einen, der ihn nicht zuerst angegriffen hätte.«
    »O-oh«, spottete der Dämon. »Willst du mir erzählen, der Verrückte hätte ein Gewissen?«
    »Gewiss nicht«, sagte der Kanzler. »Aber sein ganz Wahnsinn ist es nun einmal, dass er sich für einen von den Guten hält. Er braucht einen Vorwand zum Töten. Diesen Vorteil werde ich nutzen, bis ich seine Schwäche gefunden habe.«
    »Deine Schwäche ist es, dass du ihn aus dem Weg räumen willst, ohne die Gunst der Kaiserin zu verlieren«, sagte der Dämon.
    Der Kanzler knirschte mit den Zähnen. »Das ist keine Schwäche. Ich habe die Geduld, um meine Pläne umzusetzen. Und ich werde einen Weg finden, um diese Plage loszuwerden, ohne mir die Hände schmutzig zu machen.«

19.11.962 – HOROMES INSEL
    M eris fühlte sich, als hätte Dauras ihr persönlich ein Bein gestellt. Wie sollte sie jetzt noch mit den Würdenträgern des Reiches über den Tod des alten Kaisers reden? Nach dem Auftritt des verrückten Schwertkämpfers vor dem Kanzler würde sie selbst wirken wie eine Wahnsinnige, die ehrbare Persönlichkeiten grundlos eines Verbrechens bezichtigte!
    Dauras’ Auftreten und die Sorge, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden, hingen wie ein Bleigewicht an jedem ihrer Schritte. Dennoch musste sie zugeben: Es lag nicht nur an ihm, dass sie bei ihren Ermittlungen nicht weiterkam.
    An diesem Tage hielt sie inne und überdachte ihre Lage. Sie saß auf einer Steinbank im Vorhof, sah einem Trupp Gardisten beim Exerzieren zu und genoss die Sonne an diesem ungewöhnlich klaren

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