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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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nie erwähnt, er hat nur meinen Namen Tomasu geändert und mich davor gewarnt zu beten.«
    »Es geht das Gerücht, er habe es nicht geleugnet, er habe sich geweigert, die Bildnisse zu schänden.« Kenji klang verwirrt, fast gereizt.
    »Als ich Lady Maruyama zum ersten Mal traf, hat sie das Symbol der Verborgenen in meine Hand gezeichnet«, sagte ich langsam.
    »Er hat so viel vor mir verheimlicht«, sagte Kenji. »Ich glaubte ihn zu kennen!«
    »Hat er vom Tod der Lady erfahren?«
    »Offenbar hat Iida es ihm mit Vergnügen erzählt.«
    Ich dachte kurz darüber nach. Ich wusste, dass Shigeru sich weigern würde, den Glauben zu schmähen, der Lady Maruyama so wichtig war. Ob er ihm anhing oder nicht, nie würde er sich Iidas Schikanen fügen. Und jetzt hielt er das Versprechen, das er ihr in Chigawa gegeben hatte. Er würde keine andere Frau heiraten und nicht ohne sie leben.
    »Ich konnte nicht wissen, dass Iida ihn so behandeln werde«, sagte Kenji. Ich spürte, dass er sich entschuldigen wollte, aber der Verrat war in meinen Augen zu groß, als dass ich ihm verzeihen konnte. Ich war froh, dass er mit mir kam, und dankbar für seine Fähigkeiten, aber nach dieser Nacht wollte ich ihn nie wieder sehen.
    »Lassen Sie uns gehen und ihn herunterholen«, sagte ich, stand auf und rief leise nach Yuki. Sie kam ins Zimmer und wir drei zogen die dunkle Nachtkleidung des Stamms an, die unsere Gesichter und Hände so bedeckte, dass kein Zentimeter Haut sichtbar war. Wir nahmen Garrotten, Seile und Haken mit, lange und kurze Messer sowie Giftkapseln, die uns einen kurzen Tod versprachen.
    Ich griff nach Jato. Kenji sagte: »Lass es hier. Mit einem langen Schwert kannst du nicht klettern.« Ich achtete nicht auf ihn. Ich wusste, wozu ich es brauchen würde.
    Das Haus, in dem ich versteckt gewesen war, stand im Westen der Stadt zwischen den Handelshäusern südlich des Flusses. Das Viertel war von vielen schmalen Gassen und Wegen durchzogen, auf denen man sich leicht ungesehen bewegen konnte. Am Ende der Straße kamen wir am Tempel vorbei, wo die Lichter noch brannten, während die Priester die Mitternachtsrituale vorbereiteten. Eine Katze saß neben einer Steinlaterne. Sie regte sich nicht, als wir vorbeihuschten.
    Wir näherten uns dem Fluss, als ich Schritte und das Klirren von Stahl hörte. Kenji wurde in einem Eingang unsichtbar. Yuki und ich sprangen leise auf das Dach der Mauer und verschmolzen mit den Ziegeln.
    Die Patrouille bestand aus einem Mann zu Pferd und sechs Fußsoldaten. Zwei von ihnen trugen brennende Fackeln. Sie zogen durch die Straße neben dem Fluss, leuchteten in jede Gasse und schauten hinein. Sie machten viel Lärm und beunruhigten mich deshalb überhaupt nicht.
    Die Ziegel an meinem Gesicht waren feucht und glatt. Der schwache Nieselregen hielt an und dämpfte die Geräusche.
    Der Regen würde auf Shigerus Gesicht fallen…
    Ich sprang von der Mauer und wir gingen weiter zum Fluss.
    Ein kleiner Kanal lief an der Gasse entlang. Yuki führte uns an der Stelle hinein, wo er in einem Rohr unter der Straße verschwand. Wir krochen hindurch, störten die schlafenden Fische und tauchten dort wieder auf, wo der Kanal in den Fluss mündete; das Wasser schluckte unsere Schritte. Die dunkle Masse des Schlosses ragte vor uns auf. Die Wolkendecke hing so tief, dass ich kaum die höchsten Türme erkennen konnte. Zwischen uns und der Befestigungsmauer lagen zunächst der Fluss, dann der Schlossgraben.
    »Wo ist er?«, flüsterte ich Kenji zu.
    »An der Ostseite, unter Iidas Palast. Wo wir die Eisenringe gesehen haben.«
    Gallenflüssigkeit stieg mir in die Kehle. Ich zwang sie zurück und fragte: »Wachen?«
    »Stationäre in dem Gang direkt darüber. Auf der Erde darunter Patrouillen.«
    Wie in Yamagata setzte ich mich hin und betrachtete lange das Schloss. Niemand von uns sagte etwas. Ich spürte, wie das dunkle Kikuta-Ich in mir aufstieg und in Adern und Muskeln floss. So würde ich ins Schloss steigen und es zwingen, das, was es hielt, aufzugeben.
    Ich zog Jato aus meinem Gürtel und versteckte es im hohen Ufergras. »Warte hier«, sagte ich leise. »Ich werde deinen Herrn zu dir bringen.«
    Nacheinander schlüpften wir in den Fluss und schwammen unter der Oberfläche zum gegenüberliegenden Ufer. In den Gärten jenseits des Grabens hörte ich die erste Patrouille. Wir lagen in den Binsen, bis sie vorbeigegangen war, dann liefen wir über den schmalen Sumpfstreifen und schwammen auf die gleiche Weise über den

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