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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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diesen Schutz.« Sie verharrte mit dem Kopf auf dem Boden.
    »Uhh«, stieß Lord Noguchi hervor. Wieder herrschte langes Schweigen. Insekten summten in der Nachmittagshitze. Schweiß glitzerte auf den Stirnen der bewegungslos sitzenden Männer. Kaede konnte die scharfe animalische Ausdünstung der Krieger riechen und spürte, wie ihr der Schweiß zwischen den Brüsten herunterrann. Sie wusste genau, in welcher Gefahr sie sich befand. Falls einer der Wachmänner von dem zurückgelassenen Messer geredet hatte, von dem Mädchen, das es nahm und damit die Treppe hinunterging… sie verdrängte die Gedanken, weil sie fürchtete, die Männer, die sie so eingehend betrachteten, könnten sie lesen.
    Schließlich sagte Lord Noguchi beiläufig, fast freundlich: »Wie war das Pferd, Hauptmann Arai?«
    Arai hob den Kopf. Seine Stimme war vollkommen ruhig. »Sehr jung, aber es sah gut aus. Von hervorragender Herkunft und leicht zu zähmen.«
    Das belustigte offenbar die Männer. Kaede spürte, dass über sie gelacht wurde, und das Blut schoss ihr in die Wangen.
    »Sie haben viele Talente, Hauptmann«, sagte Noguchi. »Es tut mir Leid, darauf verzichten zu müssen, aber ich glaube, Ihr Landbesitz, Ihre Frau, Ihr Sohn brauchen Ihre Unterstützung eine Zeit lang, ein Jahr vielleicht oder zwei…«
    »Lord Noguchi.« Arai verbeugte sich, sein Gesicht verriet nichts.
    Was für ein Dummkopf Noguchi ist, dachte Kaede. Ich würde dafür sorgen, dass Arai hier bleibt, wo ich ihn im Auge behalten kann. Schick ihn weg, und er wird einen Aufstand organisieren, bevor ein Jahr vergangen ist.
    Arai zog sich zurück, nicht ein einziges Mal schaute er Kaede an. Vielleicht plant Noguchi, ihn unterwegs ermorden zu lassen, dachte sie düster. Ich werde ihn nie wiedersehen.
    Nach Arais Weggang wurde die Atmosphäre etwas entspannter. Lord Noguchi hustete und räusperte sich. Die Krieger veränderten ihre Stellung, streckten Beine und Rücken. Kaede konnte immer noch ihre Blicke auf sich fühlen; sie waren erregt durch die Prellungen an ihren Armen, den Tod des Mannes. Sie waren nicht anders als er.
    Die Tür hinter ihr wurde aufgeschoben und die Dienerin, die sie aus dem Schloss geholt hatte, kam mit Teeschalen herein. Sie bediente die Männer und wollte schon gehen, da fuhr Lord Noguchi sie gereizt an. Sie verbeugte sich verwirrt und stellte eine Schale vor Kaede.
    Kaede setzte sich auf und trank mit niedergeschlagenen Augen; ihr Mund war so trocken, dass sie kaum schlucken konnte. Arais Strafe war also das Exil. Was würde ihre sein?
    »Lady Shirakawa, Sie sind viele Jahre lang bei uns gewesen. Sie gehörten zu unserem Haushalt.«
    »Es war mir eine Ehre«, entgegnete sie.
    »Aber ich glaube, dieses Vergnügen können wir nicht länger genießen. Ich habe Ihretwegen zwei Männer verloren. Ich weiß nicht, ob ich es mir leisten kann, Sie bei mir zu behalten!« Er lachte in sich hinein, und die Männer im Raum lachten ebenfalls.
    Er schickt mich nach Hause! Die falsche Hoffnung ließ Kaedes Herz schneller schlagen.
    »Sie sind offensichtlich alt genug, um zu heiraten. Ich glaube, je eher, desto besser. Wir werden eine passende Heirat für Sie arrangieren. Ich schreibe Ihren Eltern, wen ich im Sinn habe. Sie werden bis zu Ihrem Hochzeitstag bei meiner Frau leben.«
    Kaede verneigte sich wieder, aber zuvor fing sie einen schnellen Blick zwischen Noguchi und einem der älteren Männer im Raum auf. Er wird es sein, dachte sie, oder einer wie er, alt, verdorben, brutal. Der Gedanke, irgendjemanden zu heiraten, entsetzte sie. Im Haushalt der Noguchi würde sie besser behandelt werden, aber auch das konnte ihre Stimmung nicht heben.
    Junko begleitete sie zurück in ihr Zimmer und führte sie dann zum Badehaus. Es war früh am Abend und Kaede war vor Erschöpfung wie betäubt. Junko wusch sie und schrubbte ihr den Rücken, die Arme und die Beine mit Reiskleie.
    »Morgen wasche ich Ihnen das Haar«, versprach sie. »Es ist zu lang und zu dicht, als dass ich es noch heute Abend waschen könnte. Es würde nie rechtzeitig trocknen und Sie könnten sich erkälten.«
    »Vielleicht würde ich daran sterben«, sagte Kaede. »Das wäre das Beste.«
    »Sagen Sie das nie!«, tadelte Junko und half ihr in die Wanne, damit sie sich im heißen Wasser entspannen konnte. »Sie haben ein großartiges Leben vor sich. Sie sind so schön! Sie werden heiraten, Kinder haben.«
    Sie beugte sich zu Kaedes Ohr und flüsterte: »Der Hauptmann dankt Ihnen, dass Sie Wort gehalten

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