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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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- was würde ich tun, wie würde ich leben? -, fragte ich mich, ob ich aus dem Haus käme, ohne dass die Hunde bellten und die Wachen aufgeschreckt würden. Jetzt fing ich an, bewusst auf die Hunde zu horchen. Für gewöhnlich hörte ich sie in der Nacht hin und wieder bellen, aber ich hatte gelernt, ihr Gebell zu erkennen und es meistens nicht zu beachten. Ich konzentrierte mich auf sie, hörte aber nichts. Dann fing ich an, auf die Wachen zu horchen: das Geräusch eines Fußes auf Stein, das Klirren von Stahl, ein geflüstertes Gespräch. Nichts. Geräusche, die da sein sollten, fehlten in dem vertrauten Klanggespinst der Nacht.
    Jetzt war ich hellwach und lauschte angestrengt, um etwas über dem Wasser im Garten zu hören. Der Bach und der Fluss waren niedrig - seit dem Mondwechsel hatte es nicht geregnet.
    Ein leises Geräusch, kaum mehr als ein Zittern, war zwischen Fenster und Boden zu vernehmen.
    Einen Augenblick dachte ich, es sei ein Erdbeben wie so häufig im Mittleren Land. Ein weiteres winziges Zittern folgte, dann noch eins.
    Jemand kletterte am Haus herauf.
    Mein erster Gedanke war, laut zu rufen, doch die Klugheit bremste mich. Mit einem Schrei würde ich den Haushalt wecken, doch zugleich den Eindringling warnen. Ich stand von der Matratze auf und kroch leise neben Lord Shigeru. Meine Füße kannten den Boden, kannten jedes Knarren des alten Hauses. Ich kniete mich neben ihn, und als hätte ich nie das Sprechen verlernt, flüsterte ich: »Lord Otori, draußen ist jemand.«
    Er wachte sofort auf, starrte mich einen Augenblick an und griff dann nach dem Schwert und dem Messer, die neben ihm lagen. Ich deutete zum Fenster. Das schwache Zittern wiederholte sich, es entstand nur durch eine leichte Gewichtsverlagerung an der Hauswand.
    Lord Shigeru reichte mir das Messer und trat an die Wand. Er lächelte mir zu und deutete und ich huschte zur anderen Fensterseite. Wir warteten darauf, dass der Fassadenkletterer hereinstieg.
    Schritt um Schritt erklomm er die Wand, verstohlen und gemächlich, als hätte er alle Zeit der Welt, zuversichtlich, dass nichts ihn verraten konnte. Wir warteten auf ihn mit derselben Geduld, fast wie Jungen bei einem Spiel in der Scheune.
    Nur war das Ende kein Spiel. Der Mann blieb auf dem Fenstersims stehen und zog die Garrotte hervor, das Halseisen, mit dem er uns erdrosseln wollte, dann kam er herein. Lord Shigeru nahm ihn in den Würgegriff. Schlüpfrig wie ein Aal wand sich der Eindringling rückwärts. Ich sprang auf ihn zu, doch bevor ich Messer sagen oder gar zustechen konnte, fielen wir drei wie ein Knäuel kämpfender Kater in den Garten.
    Der Mann stürzte zuerst, er fiel über den Bach und schlug dabei mit dem Kopf auf einen Stein. Lord Shigeru landete auf den Füßen. Mein Fall wurde von einem der Büsche aufgefangen. Atemlos ließ ich das Messer fallen. Ich suchte danach, aber es wurde nicht gebraucht. Der Eindringling stöhnte, versuchte aufzustehen, rutschte aber zurück ins Wasser. Sein Körper staute den Bach, der um ihn herum tiefer wurde und dann mit plötzlichem Geplätscher über ihn floss. Lord Shigeru zog den Mann aus dem Wasser, schlug ihm ins Gesicht und schrie ihn an: »Wer? Wer hat dich bezahlt? Woher kommst du?«
    Der Mann stöhnte wieder, sein Atem kam in lauten, rauen Stößen.
    »Hol ein Licht«, sagte Lord Shigeru zu mir. Ich glaubte, der Haushalt sei inzwischen wach, aber das Handgemenge war so schnell und still vor sich gegangen, dass alle weiterschliefen. Wassertropfen und Blätter stoben auf, als ich ins Zimmer der Dienstmädchen rannte.
    »Chiyo! Bring Licht, weck die Männer!«
    »Wer ist da?«, fragte sie schläfrig, schließlich kannte sie meine Stimme nicht.
    »Ich bin es, Takeo! Wach auf! Jemand hat versucht, Lord Shigeru zu töten!«
    Ich nahm ein Licht, das noch in einem der Kerzenhalter brannte, und trug es zurück in den Garten.
    Der Mann war immer noch bewusstlos. Lord Shigeru stand bei ihm und schaute auf ihn hinunter. Ich hielt das Licht über ihn. Der Eindringling war schwarz gekleidet, ohne Wappen oder sonstiges Zeichen auf seinen Kleidern. Er war mittelgroß, weder dünn noch dick, mit kurzen Haaren, ohne besondere Kennzeichen.
    Hinter uns hörten wir den Lärm des erwachenden Haushalts und Schreie, als zwei Wachen erdrosselt, drei Hunde vergiftet aufgefunden wurden.
    Ichiro kam blass und zitternd aus dem Haus. »Wer würde es wagen, so etwas zu tun? In Ihrem eigenen Haus, im Herzen von Hagi? Es beleidigt den ganzen Clan!«
    »Es

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